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Nichts für schwache Nerven: Das Training von Julian Nagelsmann bei RB Leipzig.
© Hendrik Schmidt/dpa

Nagelsmann verrät Details über Trainingsmethoden: Die RB Leipzig-Spieler können einem nur leidtun

Im Training setzt Julian Nagelsmann auf Überforderung und Provokationsregeln. Damit versetzt er die Spieler zurück in die Schulzeit. Eine Glosse.

Jeder, der mal zur Schule gegangen ist – und das dürften traditionsgemäß viele sein – kennt das: An den ersten Schultagen nach den Ferien, wenn der Unterricht mehr aus Stuhlkreisen und Geschichten aus dem Urlaub als aus hartem Lernstoff besteht, kommt der urlaubsgeschädigte junge Mensch nur schwer in die Hufe.

Und wenn es dann richtig losgeht, trifft es ihn wie den bemitleidenswerten Gegenspieler einst die Tacklings von Mark van Bommel. Ungefähr so müssen sich auch die Spieler von RB Leipzig fühlen. Wobei sie die Gegenspieler sind – und der neue Trainer Julian Nagelsmann dementsprechend Mark van Bommel.

Die Spieler kämen erst langsam in Schwung, weil er viel von ihnen verlangen würde im Training, berichtet Nagelsmann. Er versprachliche viel, zeige viele Videosequenzen, bei denen Text dransteht. „Und dann ist es nicht einfach, wenn man die Sprache noch nicht kann“, erzählte der junge Blondschopf in einem Kicker-Interview.

Und fühlt sich nicht so auch der durchschnittliche Schüler nach den Ferien? Mehrere Wochen ohne soziale Umgebung und mit 25 Stunden Fifa-Spiel am Endgerät am Tag gehen nun mal nicht spurlos an einem vorbei – da müssen sie das A wie Alcácer bis Z wie Zagadou erst wieder langsam erlernen. Bei nicht wenigen Leipziger Spielern ist diese Zeit nicht einmal lange her.

Nagelsmann schockt die Jungspunde

So ein Neustart nach antisozialen Wochen kann dann mal schnell überfordern. Auch ganz ohne „limitierte Ballkontakte“, mit denen Nagelsmann im Training eine eben solche Überforderung versucht zu erreichen. Das schockt die Jungspunde erwartungsgemäß wenig: Eine geringe Anzahl an Ballkontakten sind die Hobbyzocker und Vollzeitschüler von der Konsole nämlich längst gewöhnt.

Ebenso Provokationsregeln. Bei Nagelsmann sollen die Spieler mit diesen gereizt werden und anhand von Handicaps lernen, variabler spielen. Die geneigten Fifa-Zocker im Ferienende-Delirium hingegen deuten Provokationsregeln anders. Allein schon weil der Plural verwirrt. Es ist eher eine Regel und gern gesehene Ausrede: Im Zweifel hat immer die Konsole Schuld.

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