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Max Kruse vom 1. FC Union hatte am Samstagabend gleich zweimal Grund zum Jubeln.
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Update

Zum ersten Mal auf einem Champions-League-Platz: Der 1. FC Union gewinnt 2:1 in Mönchengladbach

Der 1. FC Union setzt in Gladbach seinen Lauf fort und gewinnt glücklich 2:1. Damit rücken die Köpenicker in der Tabelle auf Champions-League-Platz vier vor.

Urs Fischer hatte eindringlich vor dem Gegner gewarnt. Der 1. FC Union dürfe sich von Borussia Mönchengladbachs prekärer Lage nicht blenden lassen, die Qualität „ist zweifelsohne noch vorhanden“. 40 Minuten lang war das nur in homöopathischen Dosen zu erkennen, doch dann bestätigten Breel Embolo, Jonas Hofmann und Kouadio Koné die Einschätzung des Schweizer Trainers eindrucksvoll. Embolo tunnelte Robin Knoche genial mit der Sohle, Hofmann passte mit Übersicht an die Strafraumgrenze, wo sich Koné den Ball zurechtlegte und unhaltbar in die rechte Ecke schlenzte.

Es war der Ausgleich, nachdem Max Kruse in der 18. Minute einen Handelfmeter zum 1:0 für Union verwandelt hatte. Gladbach war in der Folge zwar die bessere Mannschaft, das einzige Tor der zweiten Hälfte erzielten aber die Berliner, erneut traf Kruse. Durch das 2:1 (1:1) am Samstag vor 750 Zuschauern im Borussia-Park ist Union nun seit fünf Ligaspielen ungeschlagen – länger als jeder andere Bundesligist. In der Tabelle rücken die Köpenicker auf Champions-League-Platz vier vor. "Wir waren nicht unbedingt die bessere Mannschaft heute, aber die kaltschnäuzigere", sagte Matchwinner Kruse. "Momentan liegt das Glück ein bisschen auf unserer Seite."

Beide Trainer wechselten nach ihren Pokalauftritten am Mittwoch munter durch. Bei Union bekam Frederik Rönnow im Tor mal wieder etwas Spielpraxis. Außerdem standen Niko Gießelmann, Paul Jaeckel, Christopher Trimmel und Sheraldo Becker anstelle von Bastian Oczipka, Dominique Heintz, Julian Ryerson und Levin Öztunali in der Startelf. Gladbachs Trainer Adi Hütter, der die aktuelle Situation als „schwierigste in meiner 13-jährigen Tätigkeit“ bezeichnete, konnte nach sechs Wochen Verletzungspause zwar wieder auf Hofmann zurückgreifen, musste mit Lars Stindl und Christoph Kramer aber auf wichtige Führungsspieler verzichten.

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Union brauchte ein paar Minuten, um im Spiel anzukommen. Grischa Prömel sah früh die Gelbe Karte, Knoche verursachte einen Freistoß kurz vor dem eigenen Strafraum, doch nutzen konnte die Borussia diese Anlaufschwierigkeiten nicht. Die Gladbacher überließen Union viel Ballbesitz, wobei das meist nicht die allerschlechteste Taktik ist. Allerdings war den Gastgebern die Verunsicherung anzusehen und so plätscherte die Anfangsphase ereignislos dahin.

Zaghafter Protest von Union

Das änderte sich nach einer Viertelstunde, war aber eher dem Zufall geschuldet. Eine Flanke von Becker, der ungewohnt defensiv im halbrechten Mittelfeld spielte und von dort immer wieder in die Tiefe startete, verlängerte Andreas Voglsammer und Gladbach klärte. Union protestierte zaghaft, doch das Spiel lief weiter.

Bis Schiedsrichter Felix Brych doch noch pfiff und zum Monitor an der Seitenlinie lief. Dort erkannte er, dass Denis Zakaria den Ball nach Voglsammers Kopfballverlängerung mit der nach oben ausgestreckten Hand touchiert hatte. Es gab Elfmeter – und Kruse machte es besser als die Leverkusener, die zuletzt zwei Mal vom Punkt an Yann Sommer gescheitert waren. Das Gegentor verunsicherte Gladbach zusätzlich und Union wurde durch einen Konter über Knoche, Voglsammer und Kruse im Ansatz gefährlich.

In der Tabelle rückt Union jetzt auf Champions-League-Platz vier vor.
In der Tabelle rückt Union jetzt auf Champions-League-Platz vier vor.
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Die Berliner hatten bis hierhin alles im Griff, doch ab Mitte der ersten Hälfte wurde die Borussia langsam aktiver. Florian Neuhaus schüttelte seinen Gegenspieler an der Strafraumgrenze mit einer Körpertäuschung ab und schoss freistehend über das Tor. Insgesamt stand Union defensiv aber gewohnt solide. Dagegen hilft meist nur Geschwindigkeit auf dem Flügel oder ein Geistesblitz – und kurz vor der Pause hatte Gladbach über Embolo, Hofmann und Koné dann beides.

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Das 1:1 ging in Ordnung und am Spielverlauf der letzten Minuten änderte sich nach dem Seitenwechsel nichts. Union wartete eher ab, die Borussia erhöhte nach und nach den Druck. Mehr als ein Abschluss des starken Koné, den Rönnow in seinem ersten Bundesliga-Spiel für Union sicher parierte, sprang aber anfangs nicht heraus. Nach einem Zweikampf zwischen Neuhaus und Timo Baumgartl forderten die Gastgeber einen Elfmeter, den sie zurecht nicht bekamen.

Fischer sah, dass seine Mannschaft müde wirkte, und brachte erst Kevin Möhwald anstelle von Prömel, später dann Kevin Behrens und Öztunali für Voglsammer und Becker. Auch mit frischen Kräften bekam Union das Spiel nicht mehr in den Griff und hatte eine Viertelstunde vor Schluss viel Glück. Nach einer Hereingabe von Matthias Ginter sprang der Ball Luca Netz ans Bein und von dort knapp über das Tor. So kam es, wie es oft kommt, wenn eine Mannschaft einen Lauf hat und die andere in der Krise ist. Mit der einzigen gefährlichen Aktion nach der Pause sicherte sich Union den Sieg. Gießelmann passte auf Kruse, der wegen eines Stellungsfehlers von Patrick Herrmann viel zu frei stand und den Ball ins lange Eck drosch. "Zwei Chancen, zwei Tore und am Schluss kriegst du wieder einen rein. Das passt zu unserer Situation", sagte Gladbachs Verteidiger Nico Elvedi. (Tsp)

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