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Volle Kraft voraus. Manuel Schmiedebach (rechts) will mit Union gegen Köln gut ins das neue Fußballjahr starten. Im Hinspiel brachte Christian Clemens den Absteiger in Führung, die Berliner nahmen aber einen Punkt mit nach Hause.
© Christophe Gateau/dpa

Der 1. FC Köln kommt: Der 1. FC Union geht selbstbewusst in das Spitzenspiel

Der 1. FC Union baut am Donnerstag gegen Köln und Simon Terodde auf die gute Defensive, will aber auch nach vorne mehr Akzente setzen.

Von David Joram

Irgendwann im November, die Karnevalssaison war gerade frisch eröffnet worden, herrschte am Rhein noch eine Spur mehr Frohsinn als ohnehin schon. Die Nachricht machte die Runde, dass Anthony Modeste wieder für jene Kölner spielen würde, die er nach eigenem Bekunden immer mit sich im Herzen getragen hatte, sogar im fernen China. Es war eine schöne Geschichte, die der Fußball-Zweitligist und sein treuer Stürmer schrieben, eine, die von Liebe kündete und von Leidenschaft; eine, die die Botschaft trug, dass im Fußball eben nichts unmöglich ist. Vor allem im Fall Anthony Modeste.

Wenn an diesem Donnerstag (20.30 Uhr, live auf Sky) der Tabellenzweite aus Köln zum Spitzenspiel beim Verfolger 1. FC Union Berlin antritt, wird Modeste immer noch nicht mitwirken können, die Spielberechtigung lässt weiter auf sich warten. Das Kurioseste an der Causa, über die längst der Weltverband Fifa befindet, ist der Umstand, dass die Kölner den Torschützenkönig der Bundesliga- Saison 2016/2017 von einem Klub namens Tianjin Quanjian zurückholten, den es in der Form gar nicht mehr gibt.

Vielleicht musste Unions Trainer Urs Fischer auch deshalb ein bisschen lachen, als er gefragt wurde, ob er sein Team nicht nur auf das Heimspiel gegen den 1. FC Köln im Allgemeinen, sondern speziell auch auf Anthony Modeste vorbereitet habe. Doch Fischer tat, was er häufig tut, er wich geschickt aus. „Die haben ja alle Qualität“, sagte er verschmitzt lächelnd – und nannte ein paar Beispiele für die beeindruckenden individuellen Kräfte der Kölner. Besonders im Fokus steht dabei ein alter Bekannter: der ehemalige Union-Profi Simon Terodde, der in 17 Spielen sagenhafte 22 der insgesamt 47 Kölner Tore erzielt hat. Eine Quote, die auch Christopher Trimmel beeindruckt. „An ihm sieht man, wie groß der Unterschied zwischen den Ligen ist. Wenn man in der Zweiten Liga so trifft wie er, gehört man eigentlich in die Bundesliga“, findet Unions Kapitän.

Beste Abwehr gegen besten Angriff

Grundsätzlich hat Fischer also recht, wenn er der Modeste-Geschichte keinen allzu hohen Stellenwert einräumt – zumal der 1. FC Union, wenn alles nach Plan läuft, vielleicht gar nicht so sehr auf den Gegner schauen muss, wie er das noch in der Hinrunde des Öfteren praktizierte. Da schien die Devise zu lauten: Hauptsache nicht verlieren! Diese Einstellung hat die Berliner weit nach vorn getragen, doch sie dürfte nicht ausreichen, um am Ende tatsächlich den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga zu schaffen.

Zehnmal spielten die Unioner bislang unentschieden, erst siebenmal gewannen sie. Noch liegen sie trotzdem in Reichweite, sowohl auf Relegationsplatz drei, der drei Punkte entfernt ist, als auch auf Rang zwei, den Köln mit fünf Punkten mehr hält. Fischer hat bereits angedeutet, dass er in den verbleibenden 16 Begegnungen das Spiel mit dem Ball forcieren will. In der Offensive sollen seine Spieler „mehr richtige Entscheidungen treffen“, zielorientierter agieren. Die Stärke – erst 15 Gegentore sind Ligabestwert – wollen die Berliner trotzdem beibehalten. Just darauf dürfte es schon gegen Köln ankommen, die Balance zwischen Angriff und Abwehr neu zu justieren, genau abzuwägen zwischen Risiko und Sicherheit.

Zehnjähriges Union-Jubiläum für Michael Parensen

Vom Resultat dessen könnte abhängen, ob die Köpenicker nach diesem Spieltag noch vom direkten Aufstieg träumen dürfen oder nicht. Die Richtung gibt Mittelfeldmann Grischa Prömel vor: „Wir brauchen uns vor Köln nicht zu verstecken. Dass wir defensiv gut stehen, weiß auch Simon Terodde.“ Und Kapitän Trimmel findet, dass die Mannschaft in der Vorbereitung weiter „zusammengewachsen“ und „gereift“ sei. „Ich bin guter Dinge, dass wir uns weiterentwickelt haben.“

Das gilt auch fürs Personal. Mit dem früheren Stuttgarter Carlos Mané, der auf Leihbasis von Sporting Lissabon kam, haben die Berliner in der Offensive einen Tempodribbler verpflichtet, der an guten Tagen den Unterschied zwischen Unentschieden und Sieg ausmachen kann. Der 24-Jährige dürfte den abgewanderten Simon Hedlund mehr als nur ersetzen. „Ich bin sehr zufrieden mit ihm“, lobte Fischer, wobei ein Startelfeinsatz gegen Köln für Mané vermutlich noch zu früh kommt. Dasselbe gilt für die leicht angeschlagenen Joshua Mees und Neuzugang Nicolai Rapp. Der Innenverteidiger, der von Aue nach Köpenick wechselte, muss sich aber ebenso hinten anstellen wie Michael Parensen, der sein zehnjähriges Union-Jubiläum auf der Bank verbringen wird. Das Duo Manuel Friedrich/Florian Hübner überzeugte im ersten Halbjahr. An der Alten Försterei wollen die beiden Innenverteidiger nun Simon Terodde stoppen. Damit der Traum vom direkten Aufstieg nicht schon Ende Januar platzt.

Eine Reportage über britische Union-Fans lesen Sie hier.

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