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WM 2014 - Der Tag im Live-Blog: "Danke für nichts" - Englands Presse wütend auf Italien

Bei den Deutschen gibt es weiter keine Klarheit über die Gesundheit von Mats Hummels, dafür zuversichtliche Pinguine. England ist raus und kassiert ordentlich Häme. Und die Fifa stellt ein Spiel "unter besondere Beobachtung". Mehr dazu in unserem täglichen WM-Blog.

2.22 Uhr: Und damit entlassen wir Sie für heute in die wohlverdiente Nachtruhe. Und freuen uns schon auf morgen (bzw. nachher), denn dann wird es auch aus deutscher Sicht wieder so richtig spannend, wenn die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw um 21.00 Uhr gegen Ghana antritt. Den Auftakt machen um 18.00 Uhr Argentinien und Iran, nachts spielen noch Nigeria und Bosnien-Herzegowina. Und unser Liveblog wird natürlich wieder ab morgens früh mit dabei sein mit allen Neuigkeiten, Informationen und aktuellen Debatten rund um die Fußball-WM. Viel Spaß dabei, bis dann.

01.53 Uhr: Das letzte Spiel dieses Tages ist im Kasten, Ecuador schlägt Honduras mit 2:1, den Spielbericht dazu finden Sie hier. Entscheidungen sind damit in der Gruppe E noch nicht gefallen. Weder ist Frankreich schon durch (Wenngleich ein Ausscheiden aufgrund des guten Torverhältnisses sehr unwahrscheinlich ist), noch ist Schlusslicht Honduras schon ausgeschieden. Am letzten Spieltag trifft Frankreich auf Ecuador und Honduras auf die Schweiz.

01.20 Uhr: Ecuador geht in Führung, Enner Valencia hat seinen zweiten Treffer erzielt. Sein drittes bei dieser WM.

00.50 Uhr: Spielt er oder spielt er nicht? Kevin-Prince Boatengs Einsatz für Ghana morgen im Spiel gegen Deutschland ist laut dpa weiter offen. „Ich habe noch nicht entschieden, wer von Beginn an spielt“, sagte
Coach Kwesi Appiah der Agentur zu Folge am Freitagabend in Fortaleza. „Wenn er spielt, dann wird das helfen, weil er sie kennt. Aber es ist meine Aufgabe zu entscheiden, wer von Anfang an spielt und wer nicht.“ Wir dürfen also weiter gespannt sein, ob es zum Bruder-Duell kommt

00.35 Uhr: Und sofort die Antwort: Enner Valencia mit dem Ausgleich.

00.32 Uhr: Tor in Curitiba: Carlo Costly bringt Außenseiter Honduras mit 1:0 in Führung.

00.26 Uhr: Das viel diskutierte und leicht belächelte Freistoßspray haben wir ja neulich schon einem Praxistest unterzogen. Unser Karikaturist Klaus Stuttmann hat sogar noch ganz andere Anwendungsmöglichkeiten entdeckt:

© Karikatur: Klaus Stuttmann

00.11 Uhr: Falls es jemand noch nicht mitbekommen haben sollte: England ist ausgeschieden. Hier eine Auswahl der Presse-Stimmen von der Insel:

„Daily Telegraph“: „Englands Schande. Fünf Tage, 19 Stunden und 49 Minuten nachdem sie angestoßen haben, schmeißt ein bei Fulham Ausgestoßener Hodgsons Nullnummern aus der WM...aber er wird seinen Job behalten.“

„Mirror“: „Over and Out. Coming home...aber die FA liegt richtig, dass sie zu Roy hält.“

„Guardian“: „Adiós England. Costa Rica hat die Queen gerettet. Aber für England gab es keine Rettung (...) Den einzigen Trost gab es für Ihre Majestät. Mario Balotelli hatte einen Kiss von ihr gefordert, sollte Italien triumphieren. Wir haben auf dich gezählt. Danke für nichts, Mario...“

„Daily Mail“: „Gruppe D steht für Tod (death) des englischen Teams, wie kann die FA also am selben Tag erklären, dass Hodgson sicher ist? Es ist eine verdammte Beleidigung für jeden Fan“

„Independent“: „Danke für nichts, Italien“

00.04 Uhr: Während die Franzosen über die Gala-Vorstellung gegen die Schweiz jubeln, wird auf Twitter gerätselt: Ist dieser Vorzeige-Fan hier etwa der verletzte Bayern-Star Franck Ribery?

23.45 Uhr: Gleich beginnt das dritte und letzte Spiel des Tages in Curitiba: Honduras gegen Ecuador. Liveticker gibt es wie immer hier.

23.18 Uhr: Noch einmal zu den Engländern. Dort konnte selbst Stürmer-Legende Gary Lineker kein Glück bringen. Der einstige Torjäger war als Moderator bei der BBC-Übertragung des Spiels zwischen Italien und Costa Rica im Italien-Trikot erschienen, wie die Kollegen von der dpa melden. Es half bekanntlich nichts. "Die ganzen niedrigen Erwartungen haben nichts geholfen. Rauszufliegen fühlt sich scheiße an!“, erklärte Lineker hinterher.

23.08 Uhr: So, was bedeutet dieser Sieg der Franzosen nun? Soweit erstmal noch nichts. Sollte aber Honduras heute Nacht gegen Ecuador gewinnen, oder das Spiel Unentschieden enden, steht Frankreich im Achtelfinale. Und noch etwas deutet sich langsam an: Werden die Franzosen nämlich Gruppensieger (wonach es auch aufgrund des starken Torverhältnisses aussieht) und auch die Deutschen gewinnen ihre Gruppe, dann würden diese beiden in einem möglichen Viertelfinale aufeinander treffen. nach bisherigem Stand ein ziemlich unangenehmer Gegner für die Mannschaft von Joachim Löw.

22.51 Uhr: Karim Benzema legt noch einen Treffer nach und erklimmt damit die Spitze der WM-Torjägerlist....Moment! Der Treffer zählt nicht, das Spiel war bereits abgepfiffen. Kurze Verwirrung, dann französischer Jubel über den 5:2-Sieg. Über die Entscheidung des Unparteiischen, mitten im Angriff einfach abzupfeifen, wird vielleicht noch zu diskutieren sein. Wie auch immer, hier können Sie den ausführlichen Spielbericht lesen.

22.44 Uhr: Inzwischen steht es nur noch 5:2, wir erleben ein Aufbäumen der Schweizer - nur deutlich zu spät.

22.31 Uhr: Für die Schweizer wird es immer bitterer: Frankreich erhöht auf 5:0.

22.25 Uhr: Karim Benzema trifft auch und schließ damit zu Thomas Müller, Robin van Persie und Arjen Robben mit jeweils drei Toren bei dieser WM auf. 4:0 für Frankreich.

21.48 Uhr: Valbuena hat mittlerweile übrigens auf 3:0 für Frankreich erhöht. Jetzt ist erstmal Halbzeit.

Gute Nachrichten aus dem Spreewald

21.46 Uhr: Machen wir gleich mal weiter mit einer schönen Nachricht. Nein, nicht das Aus der Engländer, das bedauern wir sogar ein bisschen, es geht ums WM-Orakel aus dem hübschen Spreewald in Brandenburg (das übrigens schon mal als "WM-frei Zone" für sich geworben hat). Aus dem Städtchen Lübben vernimmt unser Redakteur André Görke: "Das Pinguin-WM-Orakel im Spreewald hat Deutschland erneut einen Sieg vorausgesagt."  Heissa, die beiden Pinguine Don Juan und Polly stupsten den mit der deutschen Flaggenfarbe beklebten Ball an - den Ghana-Ball ließen sie links liegen. Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen, nicht wahr? Schon beim WM-Sieg gegen Portugal watschelten die beiden Tiere zum richtigen Ball. Mal sehen, vielleicht werden Don Juan und Poldi, pardon!, Polly genauso berühmt wie einst Krake Paul aus dem nicht minder schönen Oberhausen. Der Krake hat ja alle Partien der Deutschen bei der WM 2010 in Südafrika richtig vorhergesagt, ja, sogar das Finale (das allerdings ohne die Deutschen). Wie es "Paul" geht? Nicht so gut. Er ist tot.

21.33 Uhr: Spektakel in Salvador: Elfmeter für Frankreich, die Vorentscheidung liegt in der Luft. Doch Schweiz-Keeper Diego Benaglio hält den Schuss von Benzema, den Abpraller schießt Cabaye an die Latte.

21.26 Uhr: Immer noch keine Entwarnung aus dem deutschen Lager: Ob Mats Hummels gegen Ghana morgen spielen kann, wird sich erst nach dem Abschlusstraining entscheiden. Dies gab Bundestrainer Joachim Löw auf der Pressekonferenz bekannt. Und noch etwas versicherte Löw: Bastian Schweinsteiger ist nach wie vor sehr wichtig für die Mannschaft. Mehr von der Presskonferenz, bei der auch Sami Khedira auf dem Podium saß, können Sie hier im Liveblog von Claus Vetter nachlesen.

21.17 Uhr: Frankreich schlägt gleich doppelt zu. Innerhalb kürzester Zeit klingelt es zweimal und ehe Ottmar Hitzfeld sich versieht, liegen seine Schweizer 0:2 zurück.

20.55 Uhr: Gleich ist Anstoß in Salvador.

20.45 Uhr: Eine Welle voller Schadenfreude über das Ausscheiden der Engländer wälzt sich durchs Netz. Unser Kollege Martin Pfaffenzeller hat sich auf Twitter umgeschaut und zum Beispiel durch @JasonElsom herausgefunden, wo man seine Fanartikel der Three Lions jetzt umweltgerecht entsorgen kann. Und auch Queen Elizabeth wird von der ketzerischen Netzgemeinde ins Spiel gebracht. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht, denn im bisherigen Turnierverlauf sahen die Engländer teilweise tatsächlich älter aus als die Queen.

20.33 Uhr: Das nächste Spiel am heutigen WM-Tag: Schweiz gegen Frankreich. Beide sind mit einem Sieg ins Turnier gestartet. Vor allem für einen ist dies ein ganz besonderes Spiel: Lucien Favre, einst Trainer von Hertha BSC und aktuell bei Borussia Mönchengladbach. Er ist in der französischen Schweiz aufgewachsen und schreibt in seinem Gastbeitrag für den Tagesspiegel, was die beiden Kontrahenten jeweils so stark macht - und warum Ottmar Hitzfeld großes Lob gebührt. Favres Kommentar finden Sie hier.

19.52 Uhr: Jetzt ist es amtlich: Sowohl das Aus der Engländer, als auch die Riesensensation namens Costa Rica. In der hochkarätigen Gruppe mit Italien, Uruguay und eben England setzt sich der Außenseiter durch den 1:0 Sieg gegen Italien souverän durch und steht bereits nach zwei Spielen als Achtelfinal-Teilnehmer fest. Respekt.

19. 44 Uhr: So langsam aber sicher können die Engländer sich nach Flugtickets Richtung Heimat umschauen. Costa Rica führt fünf Minuten vor Schluss immer noch mit 1:0 gegen Italien. Zur Erinnerung: Nur ein Sieg der Italiener kann die Hoffnungen der Briten am Leben erhalten.

19.36 Uhr: Mittlerweile läuft auch die Pressekonferenz des DFB-Teams aus Fortaleza, diesmal mit Bundestrainer Joachim Löw und Sami Khedira. Unser Kollege Claus Vetter hört wieder genau hin und bloggt für sie live, mitlesen können Sie hier.

19.32: Fifa-Schiedsrichterdirektor Ralf Mutschke betont mittlerweile, dass die Absetzung von Schiedsrichter-Assistent Humberto Clavijo nichts mit den verstärkten Anstrengungen im Kampf gegen Spielmanipulationen zu tun habe. Weitere Einzelheiten zu diesem Thema können Sie hier nachlesen.

18.55 Uhr: Die ARD überbrückt die Halbzeitpause mit der dramatischen Geschichte von Siggi dem Trompeter. Seit 1970 verfolgt der Schweizer Edelfan die Mannschaft der Eidgenossen mit seinem Musikinstrument - bis zum Auftaktspiel der Schweiz gegen Ecuador. Denn dort wurde ihm mit Trompete der Einlass ins Stadion verwehrt. Gelitten habe er, einen "halben Herzinfarkt" bekommen, der arme Siggi.

18.45 Uhr: Bahnt sich hier die nächste Überraschung an? Außenseiter Costa Rica geht kurz vor der Pause mit 1:0 in Führung - und das gar nicht mal unverdient. Kurz zuvor hätte es bereits Elfmeter für die Lateinamerikaner geben können.

18.28 Uhr: Trotz allem, der englische Verband (FA) hält offenbar zu Trainer Roy Hodgson. „Wir unterstützen Roy Hodgson und haben ihn gebeten, als Englands Coach zu bleiben“, sagte der FA-Vorsitzende Greg Dyke dem englischen TV-Sender Sky Sports News am Freitag. Der Trainer sei gekommen um einen Vier-Jahres-Zyklus zu absolvieren, sein Vertrag läuft entsprechend bis 2016. Hogdson hatte nach dem 1:2 gegen Uruguay erklärt, dass er „keine Notwendigkeit“ zum Rücktritt sehe.

Diesmal würden sich die Engländer über Tore von Mario Balotelli (M.) freuen.
Diesmal würden sich die Engländer über Tore von Mario Balotelli (M.) freuen.
© dpa

18.01 Uhr: In Recife ist angepfiffen, Costa Rica und Italien spielen um die Tabellenspitze in Gruppe D. Und in England dürfen jetzt 90 Minuten lang Fingernägel geknabbert werden. Die Konstellation ist im Grunde einfach: Wenn Italien verliert oder Unentschieden spielt, ist England raus.

Pannen-Linienrichter wird abgesetzt

17.53 Uhr: Und noch eine besondere Fifa-Maßnahme: Das letzte Gruppenspiel der Brasilianer gegen Kamerun wird unter besondere Beobachtung gestellt, wie die Kollegen von der dpa melden. Grund ist Angst vor Spielmanipulationen. Das Spiel sei wegen der besonderen Konstellation (Kamerun ist bereits ausgeschieden) „gefährdeter als das Eröffnungsspiel oder das Finale“, betonte FIFA-Sicherheitsdirektor Ralf Mutschke. Der Fußball-Weltverband versucht, durch ein Frühwarnsystem Wettbetrug zu bekämpfen. Bislang sei während der WM noch kein Hinweis auf Manipulationsversuche verzeichnet worden.

17.40 Uhr: England steht nach dem 1:2 gegen Uruguay vor dem WM-Aus. Jetzt ruhen die Hoffnungen der Engländer auf Mario Balotelli und Italien. Sollte die "Squadra Azzura" Costa Rica schlagen, wäre England wieder im Spiel. Los geht's in Recife ab 18 Uhr, also in 20 Minuten.

17.25 Uhr: Noch bevor die Begegnung Südkorea gegen Algerien am Samstag überhaupt angepfiffen wird, gibt es schon die erste Auswechslung. Die Fifa hat heute Humberto Clavijo, Assistent von Schiedsrichter Wilmar Roldán aus Kolumbien, durch Christian Lescano aus Ecuador ersetzt, meldet dpa. Die Gründe für Clavijos Absetzung wollte die Fifa vorerst nicht kommentieren. Der Südamerikaner hatte in der Partie Mexiko gegen Kamerun zwei Treffer der Mexikaner wegen Abseits aberkannt.

16.55 Uhr: Sitzen muss übrigens auch Kevin Großkreutz. Nicht im Knast, aber auf der Ersatzbank bei dieser WM. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er für das Selbstwertgefühl von Bundestrainer Joachim Löw unersetzbar ist, wie Dirk Gieselmann hier schreibt

16.30 Uhr: Trotz aller WM-Euphorie und -hysterie gibt es in Deutschland ja noch andere entscheidende Fragen, die zu klären sind. Zum Beispiel: Was macht eigentlich Uli Hoeneß? Das Satire-Magazin "Titanic" hat einen Blick in seine Gefängniszelle geworfen. Bleibt nur noch zu klären, wie viel Kilos Tim Wiese nun drücken kann.

Eisen-Uli in Action.
Eisen-Uli in Action.
© Tsp

16.23 Uhr: Und noch eine schlechte Nachricht vor dem Spiel Deutschland gegen Ghana: Ghanas Rechtsverteidiger Daniel Opare fällt nach einem Bericht der nationalen Nachrichtenagentur GNA gegen die deutsche Nationalmannschaft aus, meldet dpa. Der 23-Jährige von Standard Lüttich hatte am Donnerstag wegen einer Knieblessur das Training abbrechen müssen.

16.13 Uhr: Ob Brasiliens Nationaltorwart Julio Cesar demnächst seinen Sohn enterbt, ist nicht bekannt. Einen Grund dazu gäbe es jedoch. Denn der 11-Jährige sei nach dem 0:0 gegen Mexiko nun Fan des gegnerischen Torhüters Guillermo Ochoa, berichtete Julio Cesar: "Er hat mir gesagt: Gratulation zu dem Spiel, Du hast zwei gute Paraden gemacht, aber dieser mexikanische Torwart...Caramba! Der hat nichts durchgelassen!"

Das Comeback der Pike

15.45 Uhr: Die gute alte Pike ist zurück! Schon drei Tore bei dieser WM sind mit der berühmt-berüchtigten Fußspitze erzielt worden, wie unser Redakteur Armin Lehmann bemerkt hat. Er meint, dies gehe einher mit dem Comeback der Gerd-Müllerschen-Abschlusstechnik, wie er hier schreibt.

15.30 Uhr: Der Stuttgarter Bernhard Weber wanderte vor zwölf Jahren nach Rio aus. Unter dem Künstlernamen MC Gringo versucht er sich mit einem WM-Song: „Deutscher Fußball ist geil. Wackelt mit dem Hinterteil“, singt er in der Favela Rocinha. Der Song hat alles was ein Copamitgrölkracher braucht. Einen simplen Text, einen krachenden Beat und Ärsche im Videoclip. Bum Bum. Waka Waka. Yeah! Yeah!  

In Rio ist „Gringo Star“ stadtbekannt. Er war schon mehrfach im Fernsehen und auf Tour. Er kennt das harte Leben der Favela, er lebt schließlich auch in einer. Ganz oben auf dem Zickenberg, Morro dos Cabritos. Unser Autor Lucas Vogelsang und der Fotograf Philipp Lichterbeck haben MC Gringo bei seinem Auftritt in der Favela begleitet. Und hier gibt es auch noch eine Dokumentation über den singenden Schwaben vom Zuckerhut:

15.23 Uhr: Apropos Boateng: Dass Sami Khedira heute bei Bundestrainer Joachim Löw und in der Nationalmannschaft eine besondere Position einnimmt, liegt auch in der U-21-EM von Schweden 2009 begründet – weil Khedira damals jene Spieler auf seine Seite gebracht hat, die heute das Gerüst der Nationalmannschaft bilden. Erst kurz vor Turnierbeginn hatte Trainer Horst Hrubesch Sami Khedira zum Kapitän ernannt, während Boateng, der alte informelle Führer des Teams, es nicht ins endgültige EM-Aufgebot geschafft hatte. Es war eine Entscheidung, die bis heute tief in die Nationalmannschaft hinein, wie unser Redakteur Stefan Hermanns hier schreibt.

Gebrüder Gegeneinander: Beim zweiten Spiel der Gruppe G bei der WM 2014 in Brasilien treten die Berliner Jerome Boateng und Kevin-Prince Boateng gegeneinander an, Jerome für Deutschland, Kevin für Ghana.
Gebrüder Gegeneinander: Beim zweiten Spiel der Gruppe G bei der WM 2014 in Brasilien treten die Berliner Jerome Boateng und Kevin-Prince Boateng gegeneinander an, Jerome für Deutschland, Kevin für Ghana.
© AFP

14.50 Uhr: Schönen Gruß aus'm Wedding, wie wir Berliner sagen (und in dem Fall der lokalleitende Kollege André Görke sagt, ein Ur-Berliner, äh, -Spandauer, und seit mindestens einem Jahrzehnt beim Tagesspiegel). Er lässt grüßen von Herrn Boateng, George Boateng. Der Mann ist 31 Jahre alt, saß im Knast, rappt gern und ist der große Bruder von Jerome (Deutschland) und Kevin-Prince (Ghana, spielte aber auch mal für Deutschland, grätschte dann Michael Ballack um und faszinierte später im Trikot Ghanas bei der WM 2010). Ihr Vater stammt aus Ghana.

George wird in Wedding vor dem Fernseher sitzen und seine Brüder im Fernsehen anschauen. Nervös? Nö, sagt George, "das ist inzwischen alles ganz easy, als ob sie hier im Park spielen würden“. Ihr alter Lieblingsbolzplatz liegt an der Panke, einem Flüsschen im Berliner Norden.

Etwas aufgekratzt sind übrigens auch immer jener Görke sowie sein Hertha-Kumpel Kai-Uwe Heinrich, wenn sie die Entwicklung des alten Herthaners sehen. Sie erzählen sich gern beim Feierabendbier neben dem Tagesspiegel-Verlagshaus in Kreuzberg, wie sie im Dezember 2002 den kleinen Kevin trafen: Da war der Junge noch ohne Tattoos, 15 Jahre alt und ziemlich leise.

So richtig konnten sie sich leider nicht auf dieses Talent konzentrieren, weil der damalige Hertha-Trainer Falko Götz nichts besseres zu tun hatte, als den beiden Schneebälle in den Rücken zu werfen (Kevin-Prince sollte später ebenfalls Probleme mit Herrn Götz bekommen, aber das ist eine andere Geschichte). Lagen wir damals richtig? Na, fast. Hier noch einmal zum Nachlesen der erste Boateng-Artikel (von André Görke, als der noch für die Sportredaktion arbeitete).

Empfehlung: Unser Interview mit Jerome Boateng

14.35 Uhr: Das zweite Spiel der Gruppe G zwischen Deutschland und Ghana wird nun halt auch wieder zur Sache unter Brüdern aus Berlin: Morgen spielt Jerome Boateng gegen seinen Bruder Kevin-Prince Boateng. Jerome wuchs in Wilmersdorf auf und spielt als Abwehrspieler für Deutschland, Kevin wuchs im Wedding auf und spielt als Mittelfeldstratege für Ghana.

Im gedruckten Samstags-Tagesspiegel sowie in unserem E-Paper schon heute Abend erscheint ein Interview mit Jerome Boateng, in dem er über die gemeinsame Jugend in Berlin, die deutsche Nationalhymne und die afrikanischen Wurzeln der Brüder spricht. Mehr Auszüge aus dem Interview finden Sie hier, Überschrift: "Bei der Hymne denke ich an unsere Kindheit."

13.55 Uhr: Wer eignet sich besser für unsere Überleitung vom englischen zum deutschen Team als der Mann, den sie in Nord-London - zumindest einem Teil davon - liebevoll den "Big Fucking German" nennen: Per Mertesacker. Der Abwehrchef des FC Arsenal macht am Sonnabend im zweiten Gruppenspiel gegen Ghana sein 100. Länderspiel.

Klub der Hunderter: Per Mertesacker zieht am Sonnabend beim zweiten Gruppenspiel der WM 2014 gegen Ghana in einen honorigen Kreis ein. Die Fans des FC Arsenal nennen ihren deutschen Abwehrchef liebevoll den "Big Fucking German".
Klub der Hunderter: Per Mertesacker zieht am Sonnabend beim zweiten Gruppenspiel der WM 2014 gegen Ghana in einen honorigen Kreis ein. Die Fans des FC Arsenal nennen ihren deutschen Abwehrchef liebevoll den "Big Fucking German".
© AFP

Das haben erst zwölf deutsche Spieler vor ihm geschafft: Lothar Matthäus (150), Miroslav Klose (132), Lukas Podolski (115), Jürgen Klinsmann (108), Philipp Lahm (107), Jürgen Kohler (105), Franz Beckenbauer (103), Bastian Schweinsteiger (102), Joachim Streich (102), Thomas Häßler (101), Hans-Jürgen Dörner (100) und Ulf Kirsten (100).

"Der lange Schatten des Per Mertesacker" - unser WM-Reporter Michael Rosentritt porträtiert den 1,98-Meter-Mann aus der deutschen Defensive. Rosentritts Beitrag finden Sie hier.

13.25 Uhr: In England rummst es derweil gewaltig. Nicht nur die Boulevardmedien haben sich auf das englische Nationalteam eingeschossen. Luis Suárez, der uruguayische Stürmer vom FC Liverpool, kommt hingegen erwartungsgemäß gut weg.

Luis Suárez und der Mann mit den heilenden Händen

13.00 Uhr: Unterdessen in Uruguay: Eine Nation dankt dem Mann mit heilenden Händen. Wer ist der grauhaarige Herr, den Uruguays Stürmerstar Luis Suárez nach seinen Toren gegen England umarmt hat? Walter Ferreira ist nun der Held Uruguays, denn der 63-jährige Physiotherapeut hat Suárez nach dessen Knieoperation im Mai wieder fit für die WM gemacht.

Ferreira selbst hat laut dpa mit einer schweren Krankheit zu kämpfen - er leidet an Krebs und hat eine Chemotherapie hinter sich. „Die Arbeit für meine Gesundheit war spektakulär, und ich möchte Walter Ferreira dafür danken. Er wollte nichts riskieren, bis er sich nicht hundertprozentig sicher war“, sagte Luis Suárez, der bei der Auftaktniederlage gegen Costa Rica noch zugeschaut hatte.

12.30 Uhr: Die jungen Menschen! Kollege Jan Mohnhaupt (30) ist zwar eine andere Fangeneration, weiß aber, was Andy Köpke hört. Er erinnerte und ergoogelte sich ein Torwarttrainervideo, das Köpke mit dem Nürnberger Keeperkollegen Kurt Kowarz sportlich ausgestaltet und musikalisch kuratiert hat. Das muss es sein, das "Modernere", das Hansi Flick jetzt aus Köpkes brasilianischem Hotelzimmer dringen hörte: geiler Eurodance mit nudeligen Synthies.

Überboten werden Köpke & Kowarz stilistisch wohl nur noch von Hoddle & Waddle, dem englischen Nationalspieler- und Nackenspoilerduo, das es mit "Diamond Lights" zu "Top of the Pops" gebracht hat.

12.00 Uhr: Roy Hodgson ist ein kultivierter Mensch. Englands Trainer spricht gut Norwegisch, Italienisch und Schwedisch sowie leidlich Finnisch, Deutsch, Dänisch und Französisch, weil er bereits in so vielen Ländern Europas gearbeitet hat. Und er interessiert sich auch für die Literatur dieser Länder, weiß der "Daily Mirror" zu berichten. Hodgsons Musikgeschmack "erstreckt sich von den Rolling Stones bis hin zur Oper".

Fürs Feuilleton wäre Hodgsons Heimflug ein großer Verlust. Noch dazu, weil wir seit gestern Abend wissen, was der deutsche Trainerstab so hört. Trainerassistent Hansi Flick enthüllte bei Katrin Müller-Hohenstein im ZDF, dass Joachim Löw sich gern mal Udo Jürgens auf den iPod lädt, wenn er das Gerät nicht gerade am Strand verloren hat, und Oliver Bierhoff auf Country steht. Er, Flick, selbst höre eigentlich gar nichts und Andy Köpke eher "Moderneres". Oliver Kahn erinnerte dann noch an Matthias Sammer und dessen Faible für Nicole. Erfahrungsgesättigtes Fazit des Torwart-Titans: "Da muss man als Fußballprofi dann wohl durch." Aber was hört denn nun Andy Köpke? Thrash Metal?

11.20 Uhr: Damit das jetzt auch klargestellt ist: Englands Fußball-Nationaltrainer Roy Hodgson lässt sich von Rücktrittsforderungen in der britischen Presse nicht beirren und will auch im absehbaren Fall des frühzeitigen Ausscheidens bei der WM in Brasilien im Amt bleiben. „Ich habe nicht die Absicht zurückzutreten“, sagte Hodgson laut dpa nach der 1:2-Niederlage gegen Uruguay in São Paulo.

Der 66-Jährige hatte seinen Posten vor der Europameisterschaft 2012 angetreten. „Natürlich bin ich bitter enttäuscht, aber ich sehe keine Notwendigkeit, zurückzutreten. Sollte der Verband allerdings denken, dass ich nicht der richtige Mann bin, ist das seine Entscheidung, nicht meine“, erklärte Hodgson. Kapitän Steven Gerrard, der selbst Rücktrittsgedanken hegt, lobte Hodgson und betonte, die Mannschaft selbst sei für das bislang schlechte Abschneiden verantwortlich.

"England hatte weder Herz, noch Leidenschaft"

Wie meinen? Nein, ich bleibe Trainer von England! Roy Hodgson will auch im Falle des absehbaren Ausscheidens seiner Mannchaft bei der WM 2014 nicht zurücktreten. Sein Kapitän Steven Gerrard dagegen äußerte nach der Niederlage gegen Uruguay in Brasilien Rücktrittsgedanken.
Wie meinen? Nein, ich bleibe Trainer von England! Roy Hodgson will auch im Falle des absehbaren Ausscheidens seiner Mannchaft bei der WM 2014 nicht zurücktreten. Sein Kapitän Steven Gerrard dagegen äußerte nach der Niederlage gegen Uruguay in Brasilien Rücktrittsgedanken.
© AFP

10.30 Uhr: "Soll ich den Motor laufen lassen?", fragt der Kapitän des Fliegers, während die englischen Nationalspieler nach der Landung in Brasilien die Gangway heruntergehen. Das britische Satiremagazin "Private Eye" kam schon vor der WM 2014 mit einem Cover heraus, das wegen seines prophetischen Potenzials jetzt in den sozialen Netzwerken fleißig geteilt und getwittert wird, zum Beispiel hier.

9.55 Uhr: Unsere Debatte läuft an: "England hatte weder Herz, noch Leidenschaft", schreibt unser Leserkommentator "jorhovetter00", "und man fragt sich, ob das alles ist, was die derzeit besten englischen Profis können. Da wird doch auch Jugendarbeit geleistet. Laden sich Arsenal und Co nur ausländische Jugendliche ein, die dann für andere Nationen spielen?"

Genau diese Jugendarbeit stellt User "Lulla" indirekt in Frage: "Englands oberste Liga strotzt vor eingekauften Spielern aus der ganzen Welt." Das könne einer der Gründe sein, warum der Fußball auf der Insel nicht mehr Schritt halten kann, wenn dann in der Nationalmannschaft 'nur' englische Spieler aufliefen. Wenn dann noch genau einer der "Fußballsöldner", gemeint ist in dem Fall der Uruguayer Luis Suarez vom FC Liverpool zwei Tore gegen England schieße, "gibt das einen Hinweis auf die derzeitige, verzweifelte Lage."

"Lulla" sieht aber noch einen weiteren Grund, das Insel-Gefühl: "Allerdings: Mit England ist es schon noch etwas anders: Hier scheint die nationale Meisterschaft bis in tiefere Ligen viel wichtiger zu sei, als die WM. Die Stadien sind voll. Das Land nimmt irgendwie die WM genauso wenig ernst, wie die EU. Insel eben." Was meinen Sie? Diskutieren Sie mit!

9.40 Uhr: Nicht alle geben auf, sehen wir gerade! Soeben frisch per Mail reingekommen: Der englische Fußballverband FA verlost eine "England-Costa-Rica-Pop-Up-Party". Essen, Getränke, England-T-Shirts und "Dekorationen" sowie ein gesponserter Fernseher würden vorbeigebracht. Der Gewinner muss nur noch zehn Freunde einladen. Frohes Fest!

9.25 Uhr: Dass Roy Hodgson nun laut "Daily Mail" baldigst abgelöst werden muss, hatten wir schon. Derweil will offenbar auch der Kapitän zurücktreten. "Steven Gerrard spielt nach der Niederlage gegen Uruguay in der Gruppe D darauf an, dass er seinen Einsatz für England beenden wird", schreibt der "Daily Mirror". Auch der "Guardian" bezeichnet Steven Gerrard als "retirement-bound" (auf dem Weg in den Ruhestand) und schreibt schon jetzt, obwohl das WM-Aus noch gar nicht 100-prozentig klar ist, vom "Ende des Weges" des England Captain. Waren die Engländer nicht mal fürs Kämpfen und Niemalsaufgeben bekannt?

Proteste gegen Korruption und Misswirtschaft in Brasilien

8.45 Uhr: Aber jetzt erst mal Nachrichtliches aus der Nacht: Die Kollegen der dpa berichten wieder über Proteste und Polizeieinsätze, diesmal aus Sao Paulo. Nach Polizeiangaben nahmen rund 1300 Menschen an einer Demonstration für kostenlose Fahrtickets in öffentlichen Bussen und Bahnen teil. Die Veranstalter sprachen von bis zu 6000 Teilnehmern.

Die Demonstranten blockierten zeitweise die zentrale Einkaufs- und Bankenmeile Avenida Paulista. Die Aktion wurde von der Gruppe „Movimento Passe Livre“ (MPL) organisiert, die sich für einen Nulltarif im öffentlichen Nahverkehr einsetzt. Mit den Demonstrationen der Bewegung hatten im vergangenen Jahr die Massenproteste während des Confederations Cups begonnen. Damals hatten zahlreiche Städte eine geplante Erhöhung der Ticketpreise in Bussen und Bahnen zurückgenommen, was von den Demonstranten als zentraler Erfolg gefeiert wurde.

Seitdem wurden die Fahrpreise aber sukzessive wieder angehoben. 2013 hatten Hunderttausende Menschen in Brasilien gegen Korruption, Misswirtschaft, Mängel im Bildungs- und Gesundheitswesen und die Milliarden-Kosten für die WM protestiert. Auch während der WM kam es in verschiedenen Spielorten mehrfach zu Protesten gegen die WM. Allerdings erreichten diese bisher bei weitem nicht die Ausmaße des Vorjahres.

Bei den Protesten in der vergangenen Nacht gab es auch Ausschreitungen. Maskierte Demonstranten schossen Feuerwerkskörper auf Polizisten, rissen Mülleimer aus Verankerungen und demolierten Autos. Die Polizei setzte erneut Tränengas ein. Über mögliche Verletzte oder Festnahmen gab es zunächst keine Angaben.

8.30 Uhr: Auf unserer Facebook-Seite kommentiert Josef Weiß auf unserer Frage hin, ob das Aus für England ein Verlust für die WM wäre: "Wieso Verlust? Die Engländer sollen Musik machen, davon verstehen sie mehr als von Fußball." Sicherlich eine teils richtige Einschätzung, vor allem mit Blick auf den Musikgeschmack deutscher Fußballer. Dazu gleich mehr.

The Sun schreibt nach dem Uruguay-Spiel: "Wir sind durch!"

Da hilft wohl auch nicht mehr beten: Wayne Rooney gelang beim 1:2 gegen Uruguay zwar endlich sein erstes WM-Tor, doch das Aus für England bei der WM 2014 in Brasilien ist nun sehr wahrscheinlich.
Da hilft wohl auch nicht mehr beten: Wayne Rooney gelang beim 1:2 gegen Uruguay zwar endlich sein erstes WM-Tor, doch das Aus für England bei der WM 2014 in Brasilien ist nun sehr wahrscheinlich.
© dpa

8.10 Uhr: Interessante Einlassung von Olaf Thon im ARD-Morgenmagazin: Den Ex-Nationalspieler beeindruckt die Fairness, mit der die Fußballprofis bei dieser WM miteinander umgehen. Dass da einer wie Claudio Gentile den Maradona einfach umtritt und verletzt, sei heute undenkbar, sagt der Weltmeister von 1990.

Woran das liegen mag? Eine Erklärung wäre, dass die Spieler sich aus den internationalisierten Ligen viel besser kennen und stärker als Kollegen denn als Gegner aus verschiedenen Ländern empfinden, was auch an den rührend-herzlichen Szenen vor Anpfiff und nach Abpfiff ablesbar ist. Bosman, wir danken Dir! (Einmal mehr, übrigens.) Wir denken gern weiter darüber nach - und kriegen die Kurve wieder nach England, Mutterland nicht nur des Fußballs, sondern Mutterland auch der Fairness, wenn auch immer mit gesunder Härte. Okay, der WM-Blogger legt sich fest: Englands Abreise wäre aus seiner Sicht ein Verlust für diese Fußball-Weltmeisterschaft.

7.50 Uhr: Zweite Gedanken: Ist das eigentlich völlig unrealistisch? Dass die Italiener Uruguay und Costa Rica schlagen, ist nicht unbedingt utopisch. Und selbst unseren unglücklichen Engländern müsste doch an einem guten Tag ein Sieg gegen Costa Rica gelingen ... könnten ... hätten ... würden ...

Die "Sun" sieht das Positive an England - Uruguay 1:2

7.30 Uhr: Die sonst so hartgesottene "Sun" dagegen feiert das englische Team trotz der 1:2-Niederlage gegen Uruguay: "We're through!", wir sind durch, ist die Schlagzeile des britischen Boulevardblatts heute. England doch schon im Achtelfinale? Aber irritierend: Auf dem "Sun"-Titel feiert nur einer: Luis Suarez, England-Legionär aus Uruguay und zweifacher Torschütze gegen seine Wahlheimat. In bildlich festgehaltener Agonie dagegen: Trainer Roy Hodgson, Torschütze Wayne Rooney und dessen kleiner Sohn Kai auf der Tribüne.

Daran knüpft das Kleingedruckte an: "Nicht weinen, Kai. Wenn Italien heute Costa Rica schlägt ... Suarez und Co. dann gegen Italien verlieren ... und Daddy gegen Costa Rica ein paarmal trifft (oder öfter)...", dann, ja dann wären sie tatsächlich durch und im Achtelfinale, die Engländer. Das war doch auch ein schöner Service-Teil, den uns das Boulevard-Blatt da kostenlos zur Verfügung stellt. Nutzwert-Journalismus, denn jetzt wissen wir, was passieren muss, damit die englische Mannschaft doch nicht nach Hause fahren muss.

7.00 Uhr: Auf der Insel verbreitet sich seit gestern Abend jenes "bisschen Lust am Untergang", das der Literaturwissenschaftler und frühere Großbritannien-Korrespondent der FAZ, Karl Heinz Bohrer, in seinem wunderbaren Buch über den britischen Nationalcharakter beschrieben hat. "England dachte, gegen Deutschland 1:4 zu verlieren, war schon der Tiefpunkt...", schreibt das Massenblatt "Daily Mail" auf seiner Internetseite, der meistaufgerufenen Zeitungsseite der Welt. "...aber Roy Hodgson muss gehen nach diesem weiteren Niedergang." Im Text kommt dann ein Begriff, den man auf Englisch wiedergeben sollte, damit die historische Dimension des Vorgangs klangvoll hervortritt. Was da gerade mit England in Brasilien geschieht, sei ein "modern-day football scandal".

Da ist wieder alles drin, was das große Insel-Theater ausmacht: Pathos, vorschnelle Schlüsse, tragische Reminiszenzen an die Vergangenheit. Und Deutschland, der Lieblingsfeind, die gute alte Hassliebe, muss auch vorkommen. In dem Fall mit einer Anspielung auf die hohe Niederlage, die das Team von Bundestrainer Joachim Löw den Engländern bei der WM 2010 in Südafrika beigebracht hat. Das war immerhin schon in der K.-o.-Runde. Jetzt droht das Aus schon in den Gruppenspielen, eine Steigerung ins Negative.

Willkommen also bei unserem WM-Blog! Auch heute führen wir Sie hier durch den Tag bei der Fußball-WM in Brasilien vom frühen Morgen bis tief in die Nacht. Wir freuen uns auf Ihre Anregungen, Kritik und Kommentare. Diskutieren Sie mit! Nutzen Sie dazu bitte die einfach zu bedienende Kommentarfunktion etwas weiter unten auf dieser Seite. Viel Spaß! Wie immer können Sie den WM-Blog des gestrigen Tages hier nachlesen.

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