TeBe zu harmlos: Brand schießt Viktoria zum Landespokalsieg
Viktoria 89 gewinnt das Berliner Landespokalfinale gegen Tennis Borussia. Ex-Bundesligaprofi Timo Gebhart bereitet das Siegtor vor.
Zwei Mannschaften auf absolutem Topniveau, individuelle Ausnahmespieler auf beiden Seiten, die knisternde Atmosphäre zweier stimmgewaltiger Fanlager und ein Fußballtempel, der den Glanz des ganz großen Sportkosmos versprüht – das alles erwartet Felix Zwayer am kommenden Wochenende, wenn der Berliner Schiedsrichter beim Champions-League-Finale in Madrid zwischen dem FC Liverpool und Tottenham Hotspur als Videoassistent eingesetzt wird.
Am Samstagvormittag war für Zwayer jedoch erst einmal die beschauliche Welt des Berliner Lokalfußballs angesagt. Vor 2712 Zuschauern pfiff er im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark das Finale um den Berliner Landespokal zwischen Tennis Borussia und dem FC Viktoria 1889, das Viktoria durch ein zäh erarbeitetes 1:0 (0:0) für sich entschied. Eine turbulente Saison der Lichterfelder, die durch die Insolvenz im Winter schon vor einem vorzeitigen Ende mit der Einstellung des Spielbetriebs stand, fand damit noch einen versöhnlichen Abschluss. „Das Ziel hatten wir die ganze Zeit im Auge“, sagte Kapitän Stephan Flauder, nachdem er kurz zuvor die goldene Trophäe in den grauen Himmel über dem Jahn-Sportpark gereckt hatte. „Heute haben wir uns dann auch dementsprechend belohnt.“
Bis zur Siegerehrung hatte es ein wenig länger gedauert. Die Viktoria-Spieler zogen es der offiziellen Zeremonie erst einmal vor, ausgiebig mit der himmelblauen Fangemeinde vor der Gegengerade zu feiern. Torhüter Flauder musste seine Jungs wie ein Grundschullehrer zusammentrommeln, bevor der eisige Wind das silber-goldene Siegerkonfetti in Richtung Mauerpark wehen konnte. In den kommenden Tagen belohnt sich Viktoria mit der obligatorischen Saisonabschlussfahrt nach Mallorca, in der nächsten Saison mit der Teilnahme am DFB-Pokal.
Die sportliche Qualität des Endspiels hielt sich über weite Strecken in Grenzen. Regionalligist Viktoria war um Spielkontrolle bemüht, tat sich gegen die tief stehende Defensive von Tennis Borussia inklusive Fünferkette aber schwer. Der Oberligist beschränkte sich auf wenige Vorstöße und verstand es ziemlich geschickt, das Zentrum dichtzumachen. „Wir wollten die Null lange halten und probieren, dann durch einen Standard oder durch einen Nadelstich das Tor zu machen“, erklärte TeBe-Kapitän Nicolai Matt. „Leider haben wir es nach vorne dann nicht geschafft.“
Viktorias Offensivbemühungen wurden dadurch vor allem auf die Außenbahnen gelenkt. Die besten Chancen der Lichterfelder resultierten dann auch aus flachen Hereingaben oder Flanken. Nach einer Viertelstunde köpfte Marco Schikora übers Tor, zehn Minuten später rutschte Rafael Brand der Ball freistehend am Elfmeterpunkt über den Spann. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit schoss TeBe selbst das erste Mal aufs Tor. Rifat Gelicis Halbvolley aus etwa 20 Metern war jedoch kein Problem für Flauder.
In der zweiten Hälfte erhöhte Viktoria den Druck. Nach einer Ecke scheiterte Timo Gebhart aus spitzem Winkel an TeBe-Torhüter Ertugrul Aktas, dann wurde Brands Abschluss im Strafraum noch im letzten Moment abgeblockt. Von TeBe kam so gut wie gar nichts mehr, das Interesse, die Mittellinie zu überschreiten, beschränkte sich auf ein Minimum. Viktoria tat sich dennoch weiter schwer.
Als alles bereits nach Verlängerung aussah, kam jedoch der Auftritt von Ex-Bundesligaprofi Gebhart: Während die TeBe-Spieler hofften, Viktoria würde den Ball zur Behandlung eines Spielers ins Aus spielen, ging er mit viel Tempo auf die Verteidigung zu und steckte den Ball auf den eingelaufenen Brand durch – der legte die Kugel allein vor dem Tor cool ins lange Eck. Das reichte für den Pokalsieg. Schiedsrichter Zwayer blies nach 93 Minuten in die Pfeife und beendete das Finale in Berlin. Das in Madrid kommt ja noch.
Leonard Brandbeck