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Umzingelt. Viktorias Ugurcan Yilmaz sieht sich im Spiel gegen Bautzen von Gegnern eingekreist, jetzt muss sich der Verein mit Gläubigern auseinandersetzen.
© imago/Sebastian Wells

Chinesischer Investor zieht sich zurück: Warum Viktoria 89 Insolvenz anmelden muss

Viktoria 89 wird von seinem Investor aus China im Stich gelassen und muss Insolvenz anmelden. Wie es mit der ersten Mannschaft weitergeht, ist unklar.

Das Zitat ist ein gutes halbes Jahr halt, aus heutiger Sicht wirkt es tragikomisch. „Ich freue mich darauf, ein Viktorianer zu werden“, hatte Alex Zheng im April gesagt. Der Milliardär aus China wollte in den FC Viktoria 89 investieren, den Traditionsverein aus dem Südwesten Berlins in den Profifußball führen. Chinesische Millionen in der Regionalliga Nordost, ein Investor aus Fernost im deutschen Amateurfußball – das Projekt sorgte für bundesweites Aufsehen.

Seit Donnerstagabend steht fest, dass aus diesem Traum nichts wird. Der deutsche Fußballmeister von 1908 und 1911 teilte in einem Offenen Brief an seine Mitglieder mit, dass der Klub einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Charlottenburg eingereicht hat. Die Kooperation mit Zheng und seiner Advantage Sports Union (ASU) aus Hongkong ist somit geplatzt. Viktoria muss versuchen, mit möglichst geringem Schaden aus dem gescheiterten Abenteuer herauszukommen.

Der Spielbetrieb im Breitensport soll weitergehen

Als Grund für die Insolvenz nennt Viktoria, „ausbleibende Zahlungen des chinesischen Investors“. Die ASU habe eine Fortsetzung ihres Engagements „ohne Nennung von triftigen Gründen“ und „trotz aller Bemühungen“ des Vereins abgelehnt, der Einstieg möglicher neuer Investoren sei kurzfristig nicht möglich gewesen. Zum Schutz des Vereins sei es nun die Pflicht des Vorstands gewesen, den Insolvenzantrag zu stellen.

Viktoria war nicht das einzige Projekt von Alex Zheng, er besitzt bereits Anteile am französischen Erstligisten OGC Nizza und dem US-amerikanischen Zweitligisten Phoenix Rising. Nach einem Besuch in Berlin hatte er sich entschlossen, auch im deutschen Fußball zu investieren. Warum er das Interesse an seinem neuesten Investment jetzt verlor, bevor es überhaupt richtig angefangen hatte, ist noch unklar.

Dabei hatte Viktoria anscheinend alle Bedingungen der ASU erfüllt. Im Juni hatte der Verein auf einer Mitgliederversammlung mit großer Mehrheit beschlossen, das Regionalliga-Team auszugliedern und eine Kapitalgesellschaft zu gründen, an der Zheng Anteile erwerben sollte. Dazu ist es nun gar nicht erst gekommen. Stattdessen ist der Klub nicht mehr in der Lage, „die auflaufenden Verbindlichkeiten zu decken“, wie es in dem Offenen Brief heißt.

Der Spielbetrieb der rund 70 Viktoria-Mannschaften des Breitensports soll nach Angaben des Klubs wie bisher weitergeführt werden. Welche Folgen die Insolvenz für die erste Mannschaft in der Regionalliga Nordost hat, „kann heute natürlich noch nicht beantwortet werden“, heißt es im Schreiben des Vereins.

Sportlich hatte Viktoria zuletzt überzeugen können. Nach fünf Regionalligaspielen ohne Niederlage lagen die Berliner auf dem sechsten Platz – unter anderem hatte Viktoria Tabellenführer Chemnitzer FC die erste Saisonniederlage beigebracht. Großen Anteil daran hatten prominente – und wohl auch kostspielige – Neuverpflichtungen wie Christoph Menz, Jürgen Gjasula und Petar Sliskovic, die allesamt Profierfahrung mit nach Lichterfelde brachten. Der Aufstieg in die Dritte Liga sollte in der kommenden Saison in Angriff genommen werden, alle derartigen Ambitionen spielen nun aber erst einmal keine Rolle mehr. Die Spielordnung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) sieht bei einem Insolvenzantrag den Abzug von neun Punkten vor, dadurch würden die Berliner in die Nähe der Abstiegsränge rutschen.

Die Regionalliga befindet sich bereits in der Winterpause, erst am 10. Februar treten die Südwest-Berliner wieder zu einem Heimspiel gegen Optik Rathenow an. Im Berliner Landespokal wird hingegen an diesem Wochenende noch gespielt, im Achtelfinale trifft Viktoria am Sonntag auf den Kreisligisten Polar Pinguin.

Viktoria muss nun also erst einmal bei einem Neuntligisten bestehen und ums finanzielle Überleben kämpfen, statt sich um Investments, Aufstiege und Stadionumbauten zu kümmern. Der Vorstand sei optimistisch, den Verein „wieder in ruhiges Fahrwasser bringen zu können“, teilte der Klub mit. „Nunmehr heißt es für unsere große Viktoria-Familie, noch enger zusammenzurücken und unseren Traditionsverein für die Zukunft neu aufzustellen.“ Alex Zheng, so viel ist klar, gehört nicht zu dieser Familie.

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