Nach der 0:4-Klatsche in München: Borussia Dortmund und die Selbstzweifel
Die nächste Klatsche beim FC Bayern München offenbart: In den wichtigen Spielen fehlt dem BVB das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ein Kommentar.
Es ist erst ein paar Monate her, da startete Borussia Dortmund den verbalen Angriff. Der BVB wolle Meister werden – und das war nach der starken Vorsaison sowie den gezielten Transfers auch verständlich. Nach der 0:4-Klatsche bei Bayern München ist davon nicht mehr die Rede. Ganz im Gegenteil: Die Dortmunder machen sich klein, zweifeln an den eigenen Fähigkeiten, und zeigen damit, warum sie in den entscheidenden Phasen oftmals scheitern.
Die letzten sechs Ligaspiele in München hat der BVB seit 2014 alle verloren und das mit einem Torverhältnis von 3:26. Die Schwächen nur an Trainer Lucien Favre festzumachen, würde daher zu kurz greifen. Das Problem liegt tiefer. Während die Bayern eine Woche nach dem 1:5 in Frankfurt auf den Punkt da waren, ging der BVB trotz der letzten drei Siege – darunter das 3:2 gegen Inter Mailand nach 0:2-Rückstand – ohne jegliches Selbstvertrauen ins Spiel.
Mats Hummels, der erst vor der Saison aus München nach Dortmund zurückgekehrt war, wurde am Samstagabend grundsätzlich. „Es ist ein Zeichen für uns, dass wir keine Top-Truppe sind. Wir können eine sein an unseren guten Tagen. Aber eine absolute Top-Mannschaft ist das auch an den schlechten Tagen“, sagte Hummels und analysierte die Probleme der Dortmunder treffend.
Die Gründe dafür können nur im mentalen Bereich liegen, auch wenn Marco Reus („Ihr mit eurer Mentalitätsscheiße!“) das nicht gerne hören wird. Eine begnadete Mannschaft wie der BVB verlernt schließlich nicht plötzlich das Fußball spielen. Der Glaube an die eigene Stärke kann hingegen sehr flüchtig sein. Oder wie es Bayerns Thomas Müller sagte: „Das ist schon auch der Unterschied, warum wir siebenmal in Folge Deutscher Meister geworden sind.“
Julian Graeber