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Bayern-Profi und Fußballnationalspieler Joshua Kimmich
© dpa/Sven Hoppe
Update

„Musste erst das durchleben, was ich durchlebt habe“: Bayern-Profi Kimmich will sich nun doch impfen lassen

Joshua Kimmich hatte Zweifel an einer Corona-Impfung. Nun hat er sich umentschieden. Die vergangenen Wochen seien „sehr, sehr schwierig“ gewesen, sagt er.

Fußball-Nationalspieler und Bayern München-Profi Joshua Kimmich hat sich nach Angaben des ZDF nach seiner Corona-Infektion doch für eine Impfung gegen das Virus entschieden. Der Profi des FC Bayern München sagte dem Sender laut einem Bericht vom Sonntag: „Generell war es für mich einfach schwierig mit meinen Ängsten und Bedenken umzugehen, deshalb war ich auch so lange unentschlossen.“

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Bis vor Kurzem hatte Kimmich eine Impfung gegen Covid-19 abgelehnt. Durch seine Impfzweifel hatte der Bayern-Spieler für eine öffentliche Debatte gesorgt. Er habe „persönlich noch ein paar Bedenken, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht“, hatte Kimmich Ende Oktober gesagt. Vielen Experten zufolge sind solche langfristigen Nachwirkungen bei Impfungen gegen Covid-19 aber ausgeschlossen.

„Deshalb konnte ich diese Entscheidung zu dem Zeitpunkt auch nicht treffen und musste vielleicht erst das durchleben, was ich jetzt durchlebt habe“, erklärte der Star des FC Bayern München, der zusammen mit Leon Goretzka die Hilfsinitiative „We Kick Corona“ gründete, am Sonntag in der ZDF-„Sportreportage“. „Rückblickend gesehen“ hätte er die Entscheidung des Impfens gerne früher getroffen.

Kimmich hat schlechtes Gewissen gegenüber Mitspielern

Bewegende Wochen liegen hinter dem Familienvater, der zweimal als Kontaktperson und einmal nach eigener Infektion in Quarantäne musste. Dazu hagelte es nach seinem öffentlich begründeten Impfzögern als Reaktion auf einen „Bild“-Bericht jede Menge Kritik, Kimmich stand im Zentrum von heißen Debatten, war Thema bei Talkshows, wurde zum meist diskutierten Sportler Deutschlands bis hinauf in die Bundesregierung.

„Generell war es natürlich eine sehr, sehr schwierige Zeit für mich“, sagte Kimmich, der seit über einem Monat nicht mehr spielen konnte. „Das schlechte Gewissen ist auf jeden Fall da. Also in erster Linie natürlich meiner Familie gegenüber, die sich viel anhören mussten, aber natürlich auch meinen Mitspielern gegenüber.“

Neben Kimmich waren bis vor einigen Wochen noch vier weitere Profis des FC Bayern ungeimpft. Insgesamt haben sich in den beiden Fußball-Profiligen nach Angaben der Deutschen Fußball Liga mehr als 90 Prozent der Spieler impfen lassen.

Kimmich hatte am Donnerstag in einer Vereinsmitteilung bekanntgegeben, dass er „aufgrund von leichten Infiltrationen in der Lunge“ in diesem Jahr nicht mehr für den Tabellenführer in der Bundesliga auflaufen könne. Unter einer leichten Infiltration der Lunge verstehen Intensivmediziner, dass die Bronchien oder die Lungenbläschen von dem Virus betroffen seien, aber die Einschränkungen der Lungenfunktion eher geringer ausfallen.

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Seinen bislang letzten Einsatz absolvierte der 26-Jährige beim 2:1 gegen den SC Freiburg am 6. November. Danach musste Kimmich erst als ungeimpfte Kontaktperson von Teamkollege Niklas Süle in Quarantäne. Im Anschluss infizierte er sich selbst mit dem Coronavirus.

Bayern-Trainer unbesorgt über Kimmichs Lunge

So verpasste der 64-malige Nationalspieler auch die abschließenden WM-Qualifikationsspiele im November. Kimmich ist in der DFB-Auswahl auch für den neuen Bundestrainer Hansi Flick ein Schlüsselspieler.

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hatte erklärt, er mache sich gar keine Sorgen, weil Kimmichs infiltrierte Lunge nicht so dramatisch sei. Kimmich darf Herz und Körper nur leicht belasten. Am Samstag erklärte Nagelsmann, er gehe davon aus, dass Kimmich nach seiner Corona-Infektion in sieben bis zehn Tagen mit dem Aufbautraining beginnen könne. Kimmich darf seinerseits davon ausgehen, dass es für ihn keine Langzeitfolgen gibt.

FC Bayern Münchens Trainer Julian Nagelsmann (l) klatscht mit Joshua Kimmich ab.
FC Bayern Münchens Trainer Julian Nagelsmann (l) klatscht mit Joshua Kimmich ab.
© imago images/ULMER

Wann er sich impfen lässt, ist noch offen. Er habe sogar schon einen Impftermin gehabt, verriet Kimmich. „Leider kam mir dann die Erkrankung zuvor.“ Nun wird der Mittelfeldchef demnächst erst einmal den Genesenstatus haben. „Dieser Status dauert dann eine gewisse Zeit lang an und wenn es dann empfohlen wird und der Zeitpunkt da ist, werde ich mich impfen lassen“, sagte der 26-Jährige.

Das „Ja“ von Kimmich und seine Impfwende könnten auch eine öffentliche Signalwirkung in der Impffrage zur Folge haben. Rund 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind vollständig geimpft. „Als Fußballprofi und Nationalspieler ist er für viele Menschen Vorbild. Mehr Impfungen sind der Weg aus der Pandemie“, sagte die neue Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP).

Kimmich selbst erklärte, dass er sich der „Vorbildfunktion“ bewusst sei. „Ich bin Nationalspieler, ich bin Spieler vom FC Bayern München - und trotzdem bin ich irgendwo auch nur ein Mensch, der eben auch Ängste und Bedenken hat“, warb der Schlüsselspieler bei Verein und Nationalteam um Verständnis. Jeder müsse für sich entscheiden. „Es gibt ja viele gute Gründe, sich impfen zu lassen“, sagte Kimmich.

Nun bekam er Lob von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. „Die Entscheidung für die Impfung von Joshua Kimmich verdient Respekt“, schrieb der SPD-Politiker bei Twitter. „Er war nie ein Querdenker und hat nur zu lange gezögert.“

Kimmich kritisiert respektlose Diskussion

Verständnis hatte Kimmich auch für Kritik, zumindest für die sachliche. Teilweise seien aber „einige Grenzen überschritten“ worden. Beispielhaft berichtete er davon, dass Pressevertreter sogar zur „Beerdigung meines Opas“ gekommen seien. „Wir sprechen immer von Respekt, Toleranz, Offenheit und das sind genau Werte, die mir in meiner Diskussion extrem gefehlt haben“, sagte er.

Viele Menschen würden in schwierigen Pandemie-Zeiten Fehler machen, auch in der Politik. „Deshalb verstehe ich es nicht ganz, wieso dann einem Menschen wie mir, dieser Fehler nicht zugestanden wird und man da dann wirklich fast aus allen Richtungen mit dem Finger zeigt und auch urteilt“, sagte Kimmich. (Tsp, dpa)

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