Ungeimpfter Bayern-Star: Kimmich hat sich mit Corona infiziert
Über den Impfstatus des Fußballstars wurde viel diskutiert. Nun hat Kimmich Covid-19. Der SPD-Politiker Lauterbach verweist auf ein hohes Risiko Ungeimpfter.
Die Tendenz bei Joshua Kimmich ging zuletzt in Richtung Impfung. Noch am Mittwoch hatte Hansi Flick von einem Gespräch mit dem Nationalspieler vom FC Bayern: „Ich habe mit Jo gesprochen und denke, dass es auch in die Richtung geht, dass er sich impfen lässt“, sagte der Bundestrainer während einer Videoschalte des Deutschen Fußball-Bundes.
„Ich gehe mal davon aus, ja, es ist in Zukunft auch nichts anderes mehr möglich, denke ich mal“, ergänzte der Bundestrainer.
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Die Zukunft für Kimmich sieht kurzfristig aber wieder ganz anders aus. Wie die „Bild-Zeitung“ am Mittwochabend berichtete und der FC Bayern kurz darauf bestätigte, hat sich der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler mit dem Coronavirus infiziert und wird den Münchnern damit noch länger fehlen.
„Dem Mittelfeldspieler des FC Bayern geht es gut“, teilte der Klub via Kurzmitteilungsdienst Twitter mit. Schon zuletzt hatte sich Kimmich in häuslicher Quarantäne befunden, weil er als Ungeimpfter Kontakt zu einer positiv getesteten Person gehabt hatte.
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Somit wird Kimmich aller Wahrscheinlichkeit nach das Bundesliga-Spitzenspiel am 4. Dezember gegen Borussia Dortmund verpassen. Sein letztes Spiel bestritt Kimmich am 6. November gegen den SC Freiburg. Seitdem musste er in Quarantäne, weil er als Ungeimpfter Kontakt zu zwei positiv getesteten Personen hatte.
Lauterbach verweist auf „unbeherrschbares Risiko“
Der Gesundheitsexperte Karl Lauterbach nahm die Meldung über Kimmichs Infektion zum Anlass, auf die Aggressivität des Coronavirus hinzuweisen. Er wünsche Kimmich nach dessen Corona-Ansteckung eine „schnelle vollständige Genesung“, schrieb der SPD-Politiker bei Twitter. Dann fügte er an: „Der Fall zeigt, wir schwer es ist, ungeimpft heute Covid zu vermeiden.“
Laut Lauterbach liegt die Inzidenz in der Gruppe der Ungeimpften bei weit über 1000. „Das Risiko ist unbeherrschbar“, schrieb er weiter.
Kimmich hatte vor ein paar Wochen öffentlich erklärt, nicht geimpft zu sein und mögliche Nebenwirkungen als Grund für seine Bedenken genannt. Anschließend entbrannte eine Debatte um die Vorbildwirkung von Fußballprofis. Zuletzt kürzte der FC Bayern Kimmich das Gehalt, weil der seinem Job nicht nachgehen konnte.
Der Nationalspieler ist beim FC Bayern aber nur einer von vielen Corona-Problemfällen. Neben Kimmich befanden sich am Dienstag beim Champions-League-Spiels des Klubs bei Dynamo Kiew Serge Gnabry, Jamal Musiala, Michael Cuisance sowie Eric Maxim Choupo-Moting in Quarantäne.
Letzterer hat sich ebenfalls mit dem Coronavirus infiziert und soll laut „Bild“-Zeitung an Symptomen leiden.
Umdenken bei Spielern des FC Bayern setzt ein
Immerhin: Gnabry und Musiala sollen sich laut dem Fachmagazin „Kicker“ inzwischen impfen haben lassen. Cuisance soll wie Kimmich seine Bereitschaft zur Impfung erklärt haben. Für Kimmich kam die Einsicht offenbar zu spät.
Umso erstaunlicher bei den personellen Problemen des deutschen Rekordmeisters ist, dass er seine Aufgabe in der Champions League erledigte. Bei Dynamo Kiew setzten sich die Münchner mit 2:1 (2:0) durch.
Dabei fehlten neben den fünf Quarantäne-Ausfällen auch die nach Covid-19-Infektionen mittlerweile freigetesteten Niklas Süle und Josip Stanisic sowie der gelbgesperrte Dayot Upamecano. Angeschlagen mussten in der Ukraine Lucas Hernández (muskuläre Probleme) und Tanguy Nianzou (Schulterschmerzen) vom Platz.
Anderthalb Wochen vor dem Bundesliga-Gipfel bei Borussia Dortmund, vor dem für den Tabellenführer aus München zunächst am Samstag das Heimspiel gegen Arminia Bielefeld ansteht, ist der Personalstand höchst beunruhigend.
„Es kommt immer darauf an, wie es sich in Zukunft gestaltet. Wenn natürlich die Spieler weiterhin in Quarantäne müssen, wenn sie ungeimpft sind, dann hat das immer eine kleine Gefahr für die Saisonziele“, sagte Trainer Julian Nagelsmann am Mittwoch.
Der 34-Jährige ließ anklingen, wie schwer die „Gratwanderung“ für ihn als Trainer ist. Als Impfbefürworter habe er eine klare Meinung. Aber man müsse auch versuchen, die Meinung nicht geimpfter Spieler zu verstehen.
Rechtslage bei Gehaltskürzung ist klar
Dazu gehe es um die Vorgaben des Vereins. Beides müsse man nach außen vertreten können. „In der Gemengelage versuche ich, so ein bisschen als Verbindungsglied zu wirken. Ich glaube, es klappt ganz gut – hoffe ich“, sagte Nagelsmann zu seiner Schlüsselrolle.
Seine Ausführungen zum Thema Gehaltsverzicht legten nahe, dass die Quarantäne-Profis tatsächlich Einbußen hinnehmen mussten und müssen. „Ich glaube, bestrafen ist das falsche Wort in meinen Augen“, sagte Nagelsmann und verwies auf das Arbeitsrecht.
Der Arbeitgeber könne eben die Gehaltszahlung an den Arbeitnehmer stoppen, wenn dieser ungeimpft in Quarantäne sei und nicht arbeiten könne. „Das ist aber nichts Fußballspezifisches. Wenn die Zahnarzthelferin nicht geimpft ist und ausfällt, darf der Zahnarzt auch die Gehaltszahlung stoppen.“
Und wie der Zahnarzt seine in Quarantäne befindlichen Helferinnen und Helfer vermisst, so vermisst Nagelsmann seine Spieler. Tsp (mit dpa)