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Sturmlauf Richtung Beletage. Für die Saison 2017 haben sich die Potsdam Royals ein großes Ziel gesetzt. Sie möchten in die erste Liga aufsteigen. Dafür wurde im Verein strukturell und personell aufgerüstet.
©  Gerhard Pohl

Football bei den Potsdam Royals: Es geht um Raumgewinn

Der American-Football-Klub Potsdam Royals möchte weiter vorankommen. Soll heißen: Er peilt diese Saison den Erstliga-Aufstieg an. Um noch besser zu werden, soll auch ein infrastruktureller Mangel beseitigt werden, denn die Royals möchten nicht nur für ihre Spiele in Potsdam sein.

Raumgewinn ist das wesentliche Ziel im American Football. Es gilt, sich mit cleverer Taktik, viel Kraft und hoher Geschwindigkeit so weit wie möglich über das 120 Yard lange Feld voranzukämpfen, um zu punkten. Passend dazu sieht die Grundausrichtung der Potsdam Royals aus. Der Zweitligist strebt ebenfalls nach vorne, möchte Schritt für Schritt weiterkommen.

In der am Sonntag mit einem Heimspiel gegen die Düsseldorf Panther (Beginn: 16 Uhr/Stadion Luftschiffhafen) startenden neuen Saison soll der bislang größte Schritt der Vereinsgeschichte gemeistert werden. Nach Nordstaffelplatz fünf im Zweitliga-Premierenjahr 2015 und zuletzt dem dritten Rang heißt es nun: „Für uns kann es um nichts anderes gehen als Erster in der Staffel zu werden, so die Playoffs zu erreichen und diese dann auch erfolgreich zu bestreiten, um aufzusteigen“, spricht Royals-Präsident Stephan Goericke ganz offen von der Ambition, erstklassig zu werden.

Zwei Top-Akteure aus den USA geholt

Für dieses „hehre Ziel“, wie es Cheftrainer Michael Vogt nennt, hat der Klub strukturell und personell aufgerüstet. Einerseits wurden neue Sponsoren an Land gezogen – darunter die AOK Nordost als Gesundheitspartner – sowie andererseits der Trainerstab verstärkt und der Kader mit einigen vielversprechenden Akteuren bereichert. Dazu zählen die beiden US-Amerikaner Calvinaugh Jones und Michael Reynolds.

Jones ist als Runningback ein besonders wichtiger Mann in Sachen Raumgewinn auf dem Feld. Mit seinen dynamischen Läufen soll er das Lederei weit tragen. Auf dem College machte der wendige und sprintstarke Athlet dies so gut, dass er zum All American ernannt wurde, also zu den besten Nachwuchsspielern der Vereinigten Staaten gehörte. Sie hat er nun erstmals für den Sport verlassen – um nach Potsdam zu gehen. „Mich reizt die deutsche Liga. Und ich finde den Verein spannend, weil man hier Großes vorhat“, erzählt Jones, der sich mit der Royals-Denkweise identifiziert. Er findet: „Du solltest immer versuchen, nach den Sternen zu greifen.“

Zuschauerzahlen sollen weiter steigen

Denselben Ansatz verfolgt auch Michael Reynolds. Als Defensivabräumer ist er dafür zuständig, dass der Gegner möglichst wenig Yards gutmacht. Michael Vogt gerät bei seinen Qualitäten ins Schwärmen. „Was er zeigt, ist der blanke Wahnsinn. Unsere Offense-Verteidiger schaffen es im Training nicht, ihn zu stoppen. Ich hoffe, unseren Gegnern wird es genauso gehen“, sagt der Royals-Coach über den bulligen Typen der Marke Massivschrankwand. Er schaffte es sogar bereits in die Reihen der Tampa Bay Buccaneers, einem Team der schillernden US-Profiliga NFL, kam letztlich jedoch nicht über die Trainingscamp-Phase hinaus. „Das war dennoch eine schöne Erfahrung. Aber jetzt möchte ich endlich wieder viel spielen“, erklärt Reynolds. „Als mich die Royals kontaktiert haben, war das für mich eine super Möglichkeit, die ich mir nicht entgehen lassen konnte. Ich habe hier die Chance, mich zu verbessern und durch meinen Sport auch noch einen Teil der Welt zu erkunden.“

Ein Fixpunkt in seinem neu erschlossenen Kosmos wird das Stadion Luftschiffhafen sein. Dies ist seit vergangener Saison die Heimspielstätte der Potsdamer Footballer. Beachtliche 836 Zuschauer kamen 2016 im Schnitt zu den Spielen. „Das war ein guter Einstieg. Nun wollen wir das weiter steigern“, möchte Klubchef Stephan Goericke auch in dieser Kategorie ein Emporklettern. Er betont, dass Football traditionell nicht nur eine Sportveranstaltung sei, sondern zugleich ein großes Familienfest. „Es wird auch neben dem Platz eine Menge geboten. Diese Saison noch mehr als 2016“, verspricht er. Unter anderem werde das Cateringangebot professionalisiert und die Aktionen für Kinder erweitert. „Football ist ein angenehmer Familiensport – da braucht es kein riesiges Polizeiaufgebot drum herum.“

Wunsch nach Trainingsplatz in Potsdam

Ein Seitenhieb von Stephan Goericke in Richtung Fußball. Deutschlands Sport Nummer eins nimmt er auch zum Anlass, um Kritik an der Stadt Potsdam zu äußern. „Es darf nicht immer so sehr der Fußball in einer sportlich bunten Stadt wie Potsdam im Fokus stehen. Auch anderen muss entsprechend würdig geholfen werden“, bemängelt Goericke und hegt die Hoffnung, dass mit dem Wechsel auf der Sportbeigeordnetenposition – in den nächsten Wochen übernimmt Noosha Aubel das Amt von Iris Jana Magdowski – „mehr Maß und Mitte“ gefunden werde.

Vor allem hinsichtlich einer Problematik wünschen sich die Royals bessere städtische Unterstützung. Auch hier greift das Stichwort: Raumgewinn. Der Potsdamer Verein fragt nämlich seit Längerem für einen Trainingsplatz in Potsdam an. Aktuell wird auf dem BBIS-Gelände in Kleinmachnow geübt. „Das ist natürlich nicht optimal, wenn ein Großteil der Spieler immer dort rüber fahren muss –  gerade für die Kinder und Jugendlichen ist das nicht einfach. Es fehlt mir das Verständnis, wenn die Stadt keine Lösung findet.“

"Wir sind ein Zugpferd in der Stadt"

Schließlich genießen die Royals immer mehr Zuspruch, betont Goericke. Die Mitgliederzahl ist inzwischen auf rund 200 gestiegen, zum ersten Mal können gleich vier Mannschaften (Männer, A- und B-Jugend, Kinder) in den Spielbetrieb geschickt werden. Damit spiegelt sich in Potsdam der nationale Trend wider, der da ausdrückt: Football wird hierzulande stetig beliebter. Der deutsche Fachverband AFVD verkündete jüngst einen neuen Rekord: 233 Teams sind in der Saison 2017 bundesweit gemeldet – ein Zuwachs von rund 15 Prozent binnen zwölf Monaten, nachdem voriges Jahr erstmals die 200er-Grenze geknackt worden war.

„Football ist im Kommen. Das sollten auch unsere Stadtverantwortlichen so registrieren und verstehen, dass wir einen guten Trainingsplatz innerhalb Potsdams benötigen“, sagt Stephan Goericke. Er bietet sogar an, der Stadt – trotz offizieller Regelung für eine kostenfreie Sportstättennutzung – finanziell entgegenzukommen: „Wir bezahlen, um am Luftschiffhafen zu spielen. Wir bezahlen, um in Kleinmachnow zu trainieren. Und wir sind auch bereit, für das Training in Potsdam zu zahlen. Aber es müssen uns einfach mal Optionen dargelegt werden. Wir sind ein Zugpferd in der Stadt, haben gute Zuschauerzahlen und sind immerhin ein Zweitligist.“

Bestenfalls – so zumindest der Plan – sieht Letzteres schon nächstes Jahr anders aus. Dann wollen die Royals in der ersten Liga mitmischen. Und hätten bezüglich der Förderung damit noch mehr Argumente auf ihrer Seite.

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