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Erwachsen geworden. Für Daniel Deutsch und seine junge VfL-Mannschaft war die zurückliegende Handballsaison in der 3. Liga ein enormer Reifeprozess. Die Debüt-Saison als Trainer begann für Deutsch mit einem Stress- und Härtetest, der größer war als erwartet und letztlich mit Bravour bestanden wurde.
© Julius Frick

VfL Potsdam: „Wir wissen jetzt, wie es geht“

Hart war die Zeit, sie hat Nerven gekostet - auch nachts: Die Drittliga-Handballer des VfL Potsdam sind mit ihrem Trainer Daniel Deutsch durch ein tiefes Tal gegangen. Das erfolgreiche Herausklettern soll sie auch für die nächste Saison stark machen.

Die Schlafqualität von Daniel Deutsch verbesserte sich im vergangenen Dreivierteljahr deutlich. Letzten Herbst hatte der 37-Jährige schlaflose Nächte. Sechs Spiele hatte seine Mannschaft verloren, einmal unentschieden gespielt. Eine ernüchternde Bilanz für den jungen Handball-Trainer, der den Wechsel vom spielenden Akteur zum Dirigenten an der Seitenlinie quasi über Nacht gemacht hatte. Und die Erwartungen waren hoch, schließlich hatte Deutsch den zuvor durchaus erfolgreichen Jens Deffke als Chefcoach beim Drittligisten VfL Potsdam abgelöst.

VfL-Spieler mit feinem Gespür für prekäre Lage

Deutschs Mission sollte ein neuer Impuls sein, ein nächster Schritt nach vorn. „Ich war überzeugt, dass Daniel ein sehr guter Trainer ist“, sagt Alexander Haase, der als Co-Trainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft über eine gewisse Expertise verfügt. Doch als die Adler dann nach sieben Spielen mit 1:13 Punkten im Keller der Drittliga-Nordstaffel gelandet waren, war auch der sportliche Leiter Haase nachdenklich geworden, wie er mittlerweile offen zugibt.

Dass im robusten Handballsport die VfL-Spieler ein feines Gespür für die prekäre Situation entwickelten, ist heute so etwas wie die Schweißnaht für den mannschaftlichen Zusammenhalt des Drittligisten. Denn es waren die Spieler, die Alexander Haase darin bestärkten, mit Deutsch einen guten Trainer gewählt zu haben. Sie lobten die Trainingsqualität, die Spielidee ihres Coaches und waren bei aller Verunsicherung überzeugt, in die Spur zu finden. Das gelang dann in der Tat eindrucksvoll: Die Adler schwangen sich zu einer Aufholjagd hoch bis auf den sechsten Platz, auf dem sie vergangenen Samstag mit ausgeglichenem 28:28-Punktekonto die Saison beendeten. „Riesenfroh“ sei er, „dass Daniel die Nerven behalten hat“, sagt Alexander Haase.

Niederlagenserie als beste teambildende Maßnahme

„Das war hart für mich“, gesteht Deutsch bei seinem Rückblick auf die Premierensaison als Coach. „Mir war klar, dass es nicht einfach werden würde, aber dass es gleich so knüppeldick kommt “ Auch er baute sich an den Trainingseindrücken seiner Spieler auf, „das hatte von Anfang an Qualität“, lobt er. Doch als die Ideen, neue Abläufe und neue Strukturen im Spiel des VfL zunächst nicht aufgingen, das neue Abwehr- und Angriffssystem mehrmals den Stresstest nicht bestand, wurden die Zweifel hartnäckiger. „Das war auch für uns Spieler mental schwierig“, sagt Torhüter Fabian Pellegrini, „aber wir wussten, dass es kommt.“ In seiner Rückschau sei die Niederlagenserie die beste teambildende Maßnahme gewesen. „Noch mal brauchen wir das aber nicht“, sagt er. „Wir sind einmal durch die Scheiße gegangen. Jetzt wissen wir, wie es geht.“

Tatsächlich attestiert Daniel Deutsch seiner jungen Mannschaft einen großen Entwicklungsschritt. „Wir haben vieles auf den Weg gebracht“, sagt er. Immer mehr hätten seine Spieler verstanden und verinnerlicht, was er von ihnen verlangt. Dass er im Training inzwischen viel weniger reden müsse, sei ein Beleg dafür. „Dinge, die wir oft und lange besprochen haben, müssen sie jetzt können“, formuliert der Ex-Zweitligaakteur seinen Anspruch. Vermeintlich einfache Fehler lassen ihn dann schon einmal an der Seitenlinie etwas unwirsch werden. Selbst wenn sie – wie am vergangenen Samstag – in einem eher unbedeutenden letzten Saisonspiel mit klarer Führung passieren.

Ein Großteil der Mannschaft bleibt zusammen

Doch sind dieser Unmut und die Fehleranalyse von ganz anderer Qualität wie noch im Herbst 2017. Die Basisarbeit ist verrichtet und auch wenn mit den beiden Routiniers Jan Piske und Alexander Schmidt sowie Caspar Jacques drei wichtige Spieler jetzt aufhören, wird der personelle Umbruch nicht so groß sein wie in den Jahren zuvor. „Alle anderen Spieler bleiben“, sagt Alexander Haase, der zudem Rechtsaußen Philipp Jochimsen vom DHK Flensborg für die kommende Saison an die Havel gelotst hat.

Mit der Verpflichtung der beiden Torhüter Angelo Grunz und Fabian Pellegrini im vergangenen Sommer sieht er den VfL auf dieser Position „überragend“ besetzt. Christian Schwarz, mit 29 Jahren nunmehr der Älteste des Teams, sei mit seiner tragenden Rolle im Team immer besser klargekommen. Junge Spieler wie Robin Huntz, Matti Spengler, Levi Schwark und Moritz Ende haben in vielen Situationen gezeigt, dass sie einen „Riesenschritt“ nach vorn gemacht haben. „Ich denke, dass die Spieler mit ihrem Trainer durch die Krise gehen mussten, wird uns für die neue Saison stark gemacht haben“, sagt Haase. Daher habe auch er schon längst keine schlaflosen Nächte mehr.

Peter Könnicke

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