VfL Potsdam: Empfindliche Demission
Jens Deffke war vier Jahre lang Trainer des VfL Potsdam und hat den Verein Schritt für Schritt in der 3. Handball-Liga vorangebracht. In Zukunft trennen sich jedoch die Wege. Deffkes Nachfolger wird ein aktueller Spieler des VfL.
Mit der angekündigten Demission seines amtierenden Cheftrainers Jens Deffke zum Saisonende hat der VfL Potsdam für eine Überraschung gesorgt. Zumindest mit dem Zeitpunkt der Bekanntmachung – kurz vor Weihnachten, inmitten der laufenden Saison. Gemessen am ehrgeizigen Vorhaben, den Drittliga-Handballverein eine Etage höher zu etablieren, ist für den Sportlichen Leiter Alexander Haase die Trennung allerdings notwendig. „Wir denken, dass es nach vier Jahren für den weiteren Weg nun einer Veränderung und neuer Impulse auf dieser wichtigen Position bedarf“, so Haase.
Der Härte des Geschäfts kann sich auch der VfL nicht entziehen, erst recht nicht, wenn er in den professionellen Handballsport will. Nicht nur Haase, der als Co-Trainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft durch den Gewinn der Europameisterschaft und Olympia-Bronze in diesem Jahr den Erfolgshunger noch stärker als zuvor in seinen Heimatverein transferiert. Dem Vernehmen nach sind es auch etliche Sponsoren, die den VfL bald zweitklassig spielen sehen wollen. Zu ambitionierten Zielen gehören zuweilen auch schmerzliche Personalentscheidungen, wenn sich trotz aller Sympathie das Gefühl verstärkt, dass es in der Gegenwart gut passt, aber für die Zukunft nicht reicht. Genau das haben Deffke und Haase offenbar gespürt, als sie sich über die zu Ende gehende Laufzeit des Trainervertrages unterhielten und zu der Erkenntnis kamen, „dass wir die Zukunft vielleicht nicht gemeinsam haben“, wie Haase es formuliert.
Deffke hat viele Talente zu Drittligaspielern gemacht
Bei allem Herzblut und aller Leidenschaft ist das – bezahlte – Traineramt letztlich eine Geschäftsbeziehung, die aufgekündigt wird, wenn die Vorstellungen und Erwartungen nicht mehr deckungsgleich sind. Genau so nüchtern müsse es betrachtet werden, sagt Deffke: „Mein Vertrag läuft aus und wir haben uns darauf verständigt, ihn nicht zu verlängern.“
Ganz so rational ist die Trennung aber doch nicht. „Es ist schmerzhaft, diese Entscheidung zu treffen“, gesteht Haase. Denn Deffke wechselte im Sommer 2013 vom Oranienburger HC zum VfL, als es dem Verein nicht gut ging. „Jens hat in der schwierigen und ungewissen Zeit der Insolvenz das Team übernommen und es kontinuierlich entwickelt“, weiß Haase zu schätzen. Dabei stand Deffke zu jeder neuen Saison vor der Herausforderung, immer wieder mit neuem Personal zu beginnen und eine funktionierende Mannschaft zu formen. Personelle Kontinuität gab es nur auf dem Trainerposten: Vier Jahre wird Deffke VfL-Coach gewesen sein – in der schnelllebigen Branche eine bemerkenswert lange Zeit. Den nächsten Schritt machen, wie es im Sport so schön heißt, ist Deffke dabei stets gelungen. Nach zwei siebenten Plätzen in den ersten beiden Jahren und dem dritten Platz der abgelaufenen Saison steht der VfL in der aktuellen Spielzeit mit Platz vier erneut in der erweiterten Spitzengruppe der 3. Liga Nord. Nachwuchsspieler wie Yannik Münchberger oder Casper Jacques hat Deffke in die erste Mannschaft geführt. „Wir haben eine gute Entwicklung genommen“, resümiert er selbst. Um den nächsten Schritt gemeinsam zu machen, reicht das Zutrauen offenbar nicht aus.
Daniel Deutsch übernimmt das Traineramt
Die Nachfolge steht bereits fest – und macht die Situation noch sensibler als sie ohnehin schon ist. Daniel Deutsch, der aktuell noch als Rückraumspieler für den Drittligisten aktiv ist, wird Deffkes Posten übernehmen. Der 35-Jährige wird zum 1. Juli 2017 unmittelbar aus dem Spieler- ins Trainerdasein wechseln, derzeit macht er an der Uni Potsdam seinen Masterabschluss im Bereich der Sportwissenschaften. Deutsch kam in der vergangenen Saison vom VfL-Ligarivalen HF Springe nach Potsdam und nahm sofort die Rolle eines Führungsspielers ein. „Ich habe mich beim VfL von Anfang an sehr wohl gefühlt. Im Verein arbeiten viele qualifizierte Leute mit großem Herzblut an tollen Ideen in den Bereichen Leistungssport und Jugendförderung. Ich freue mich sehr, dass ich in einem solchen Umfeld diese Möglichkeit bekomme“, sagt Deutsch. Den Umstand, dass er als Spieler unter dem scheidenden Trainer noch eine Saisonhälfte spielt, sieht er positiv: „Jens hat mich von Anfang an eingebunden und mir viel Verantwortung im Spiel gegeben. Unsere Zusammenarbeit ist konstruktiv und ich freue mich darauf, mit ihm als Trainer in meine letzte Rückrunde als Spieler zu gehen.“
Seinen Fokus wird Deutsch ab Sommer neben der Weiterentwicklung der Mannschaft weiterhin auf die Förderung der Nachwuchsspieler legen. „Der VfL hat seit Jahren eine großartige Jugendarbeit. Ich möchte dazu beitragen, dass viele Talente den Sprung in den Männerbereich schaffen und wir zusammen den Handball in Potsdam noch erfolgreicher gestalten können“, so der gebürtige Hannoveraner. Er wolle weitergeben, was er von vielen guten Trainern während seiner aktiven Zeit gelernt habe. „Zu diesen Trainern gehört auch Jens Deffke“, betont Deutsch.
Große Loyalität zeichnet Jens Deffke aus
Deffke hat sich immer als erster Fürsprecher und – nach weniger guten Spielen seiner Mannschaft – als erster Verteidiger seines Teams gezeigt. Diese Loyalität zeichnet den einstigen Füchse-Spieler auch weiterhin aus: „Mein Ziel ist es immer, Spiele zu gewinnen. So lange ich da bin, werde ich alles dafür geben.“
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