SV Babelsberg 03: „Wir haben nichts zu verlieren“
Philip Saalbach, Kapitän des SV Babelsberg 03, spricht kurz vor dem Saisonstart über die Chancen und Risiken einer der jüngsten Mannschaften in der Fußball-Regionalliga Nordost, die Handschrift des neuen Cheftrainers Almedin Civa und Babelsberger Lebenszeichen.
Herr Saalbach, wie fühlt es sich an, mit 28 Jahren noch einmal in einer Jugend-Mannschaft zu spielen?
Einer Jugend-Mannschaft?
Na ja, der Altersdurchschnitt der Babelsberger Regionalliga-Mannschaft der kommenden Saison liegt unter 23 Jahren.
Das ist tatsächlich sehr jung. Für mich ist es ungewohnt, dass ich das erste Mal überhaupt der Älteste bin. So schnell vergeht die Zeit. Aber es macht Spaß, mit der jungen Truppe zu arbeiten. Die Jungs sind sehr ehrgeizig, jeder will und gibt Gas.
Ganz ehrlich: Was haben Sie gedacht, als zum Ende der vergangenen Saison die halbe Stamm-Elf ihren Abschied nahm?
Das war schon ein Schock, weil wir uns über die zwei Jahre etwas aufgebaut haben. Es ist schon ein großer Umbruch. Aber so ist das Geschäft und in anderen Vereinen ist es nicht anders. Und jeder ist ersetzbar. Es sind gute Jungs im Sommer zu uns gekommen, die Qualität haben.
Sie nennen es zu Recht einen Umbruch. Was sind Chancen und Risiken dabei?
Die Chance ist, dass wir junge Leute haben, die sich jeden Tag verbessern wollen. Da ist viel Feuer drin, alle ziehen mit und sind gewillt, viel zu lernen. Und genau das vermittelt und verlangt unser Trainer auch. Und Risiken? Wir haben nichts zu verlieren. Top wäre, den fünften Tabellenplatz der vergangenen Saison zu bestätigen und im Pokal weiter zu kommen als im vergangenen Jahr, als wir schon im Achtelfinale ausgeschieden sind.
Sie haben sich entschieden, beim SVB zu bleiben. Warum?
Weil ich mich hier sehr wohl fühle. Ich kann hier im Verein in der Geschäftsstelle arbeiten und bekomme dadurch mit, wie viel Engagement hinter den Kulissen geleistet wird. Das ist schon ein super Klub mit einem tollen Umfeld, tollem Trainerteam – und alles sehr familiär. Das gefällt mir.
Haben Sie als Spieler mitbekommen, wie sehr die Vereinsführung mit der Stadt und der Stadtpolitik in den vergangenen Wochen um die Zukunft des SV Babelsberg 03 gerungen hat?
Natürlich haben wir das wahrgenommen und sind froh über die Entwicklungen. Jetzt müssen wir auf dem Platz abliefern und zeigen, dass Babelsberg lebt.
Mitte Juni traf sich die Mannschaft das erste Mal zum Trainingsauftakt. Welche Erkenntnisse nehmen Sie aus der Vorbereitung mit?
Dass die Mannschaft sich in den vergangenen sechs Wochen bereits gut entwickelt hat. Verglichen mit dem Testspiel gegen Altona 93 nach zwei Trainingswochen und dann drei Wochen später gegen Prag waren schon Fortschritt und eine Handschrift des Trainers zu sehen. Aber wir sind noch lange nicht fertig.
Wodurch lässt sich die Handschrift von Trainer Almedin Civa erkennen?
Er legt viel Wert auf Disziplin – und das auch außerhalb des Platzes. Es muss eine gewisse Ordnung da sein. Was in der Kabine anfängt zu stinken, ist auch auf dem Platz übel. Und natürlich will der Trainer, dass wir attraktiven Fußball spielen, aber auch aggressiv auf die zweiten Bälle gehen und pressen. Das Zweikampfverhalten hat bei Almedin Civa schon einen hohen Stellenwert – er war als Spieler ja auch kein Kind von Traurigkeit.
Was kann man erwarten von der jungen Mannschaft? Und was wäre ein zu hoher Anspruch Ihrer Meinung nach?
Wir wollen einen schönen Fußball zeigen. Aber am Ende ist es ein Ergebnissport, sodass ich gern mal auch ein dreckiges 1:0 mitnehme. Zu erwarten ist von einer jungen Mannschaft, dass sie nach vorn spielt. Aber keiner sollte verlangen, dass wir ganz oben mitspielen oder den Pokal holen.
Almedin Civa hat bei der Verpflichtung neuer Spieler darauf geachtet, dass sie auf mehreren Positionen spielen können. Wie flexibel sind Sie?
Sehr flexibel. Seit der C-Jugend spiele ich mal als Innen- und mal als Außenverteidiger oder als Sechser. Nur im Sturm bin ich nicht zu gebrauchen.
Und als Torwart?
Hab ich auch schon gemacht. Als Marvin Gladrow in Auerbach die Rote Karte gekriegt hat, hab ich mich ins Tor gestellt.
Was können die flexiblen Einsatzmöglichkeiten im Saisonverlauf bedeuten?
Es ermöglicht dem Trainer viel mehr Optionen. Er kann die Aufstellungen gut variieren, was uns nicht so ausrechenbar macht. Wir selbst haben es in dem Testspiel gegen Union Berlin gesehen, wie schwierig es ist, wenn man keinen direkten Gegenspieler hat und der Gegner das Spiel nicht so statisch macht.
Sie sind von der Mannschaft erneut zum Kapitän des SVB gewählt worden. Was bedeutet Ihnen das?
Es macht mich stolz, dass ich das Vertrauen habe. Ich empfinde es als Anerkennung, dass ich in dieser Rolle in der vergangenen Saison nicht viel falsch gemacht habe. Schön, wenn die jungen Spieler mich in dieser Rolle sehen, die mich verpflichtet, auch außerhalb Vorbild zu sein.
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