Karl-Liebknecht-Stadion in Babelsberg: Mehr Stadion als Nulldrei
Die Potsdamer Stadtverordneten stimmen für die Rettung des „Karlis“ – und sichern damit dem Kiezklub SV Babelsberg 03 nach langen Debatten die Existenz. Es ist auch ein Vertrauensvorschuss der Stadt an den Verein.
Die Potsdamer Stadtverordneten haben eine drohende Zwangsvollstreckung des Karl-Liebknecht-Stadions durch die Deutsche Kreditbank und eine mögliche Insolvenz des SV Babelsberg 03 (SVB) abgewendet. Das Stadtparlament stimmte am vergangenen Mittwochabend in nichtöffentlicher Sitzung einem Rettungsplan zu, den federführend Bürgermeister und Stadtkämmerer Burkhard Exner in den vergangenen Wochen mit DKB, SVB und der städtischen Bauholding Pro Potsdam ausgehandelt hatte.
Mehrheitlich haben die Stadtverordneten ihr Okay gegeben, dass die Pro Potsdam einen Kredit in Höhe von einer Million Euro aufnimmt und damit einen Kredit des SVB bei der DKB auslöst. Zwar beläuft sich dieser auf 1,8 Millionen Euro, doch hatte sich die Bank bereit erklärt, auf 800 000 Euro zu verzichten, wenn eine Million vollständig und sofort gezahlt wird. Der Kiezklub selbst war nicht mehr in der Lage, Tilgungsraten und Zinsen zu bedienen. Die DKB hat für ihre Forderungen bereits die Vollstreckung erwirkt, diese aber bis Ende diesen Monats ausgesetzt. Daher war Handlungsbedarf gegeben.
Das Rathaus musste beim Stadtparlament viel Überzeugungsarbeit leisten
Stadtkämmerer Exner – und auch der SVB-Vorstand – hat in den zurückliegenden Wochen viel Arbeit leisten müssen, um die Stadtverordneten davon zu überzeugen, dass sein Vorschlag sinnvoll, notwendig und praktikabel ist. Den Verzicht der DKB auf 800 000 Euro nannte Exner einen günstigen Umstand – dem Argument schloss sich Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg letztlich an: „Es bot sich eine Gelegenheit, die man nutzen musste“, sagte er nach dem Votum am Mittwochabend auf PNN-Anfrage. Andernfalls hätte die DKB im Zuge einer Vollstreckung das Karl-Liebknecht-Stadion, das als eingetragene Grundschuld den SVB-Kredit absicherte, meistbietend versteigern können. Das Risiko, dass das Stadion in die Hände Dritter fällt, die womöglich andere Nutzungs- und Verwertungsinteressen haben, war der Stadt und den meisten Stadtverordneten zu groß. „Nunmehr ist der Zugriff auf das Stadion durch die Stadt gesichert“, betonte Scharfenberg. Auch SPD-Fraktionschef Pete Heuer dankte Exner für den sicheren Verbleib des Stadions in städtischer Hand.
Zustimmen konnte die Mehrheit der Stadtverordneten auch deshalb, weil der SVB den von der Pro Potsdam nun aufzunehmenden Kredit selbst und vollständig refinanzieren muss. In den nächsten 25 Jahren zahlt der Verein jährlich 40 000 Euro zurück – genauso lange wie der Erbbaurechtsvertrag zwischen SVB und Stadt für das Karl-Liebknecht-Stadion gilt. „Es ist natürlich ein Vertrauensvorschuss, dass Nulldrei das leisten kann“, machte Scharfenberg klar.
CDU skeptisch, Gutachter halten SVB für sanierungsfähig
Den bekam der SVB jedoch nicht von allen Fraktionen. Nach PNN-Informationen enthielten sich die Vertreter der CDU/ANW. „Dass das Stadion für Potsdam gesichert wird, halten wir für richtig“, sagte Fraktionschef Matthias Finken den PNN. „Aber beim SV Babelsberg haben wir aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit Bedenken“, fügte er hinzu. Es sei schließlich nicht das erste Mal, dass dem Verein geholfen werden muss. „Wir sind nicht überzeugt, dass er es in Zukunft besser macht“, so Finken.
Zumindest attestieren die Autoren eines – in den vergangenen Wochen aktualisierten – Sanierungskonzeptes unter Berücksichtigung aller offenen Verbindlichkeiten, laufenden Rechtsverfahren, der Liga-Zugehörigkeit, der laufenden Geschäfts- und Personalkosten, dass der SVB sanierungsfähig ist und fortbestehen kann. Voraussetzung dafür sind geplante und noch zu treffende Maßnahmen, um die Einnahmen zu steigern und Kosten zu senken. Eines solcher Vorhaben ist die energetische Sanierung des Stadions, um die jährlichen Kosten für Strom und Wasser erheblich zu reduzieren. Eine entsprechende Planung hat der SVB-Vorstand bereits vorgelegt, aktuell wird die Realisierung mit der Energie- und Wasser Potsdam GmbH verhandelt.
SVB-Vorstand Horlitz dankt besonders Finanzdezernent Exner
Gleichwohl bewertet das Gutachten nach PNN-Informationen die aktuelle Liquiditätslage des Vereins kritisch. Der SVB sei natürlich nicht vollständig frei von Schulden und laufenden Verbindlichkeiten, bestätigt der 03-Vorstand. Doch könne durch den Beschluss der Stadtverordneten nunmehr das belastete Geschäftsverhältnis mit der DKB beendet werden. Zum anderen würden Kräfte und Möglichkeiten frei, künftig den Kapitaldienst zu erhöhen. SVB-Chef Archibald Horlitz ist sich dabei bewusst, dass er und der Verein dafür einen Vertrauensvorschuss bekommen haben. „Ich bedanke mich dafür und bei den Stadtverordneten, die sich kritisch mit der Materie auseinandergesetzt haben.“ Besonders einem sei Horlitz für das Engagement der vergangenen Monate dankbar: Stadtkämmerer Exner.
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