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Vermisster Elias aus Potsdam: "Wir brauchen Helfer"

Seit Mittwoch fehlt jede Spur von dem sechsjährigen Elias aus Potsdam, doch Polizei und Freiwillige geben nicht auf. Am Montag waren Taucher und Polizeihunde im Einsatz. Unterstützung gibt es nun auch von der Stadt.

Potsdam - Die Suche nach dem verschwundenen sechsjährigen Elias aus Potsdam geht ohne Pause weiter. Auch am Montag seien Hunde und Taucher im Einsatz gewesen, sagte ein Polizeisprecher den PNN. Insgesamt wurden demnach wie in den vergangenen Tagen knapp 150 Beamte rund um die Wohnung der Mutter im Viertel am Schlaatz eingesetzt. „Wir haben die Einsatzkräfte nicht verringert“, betonte der Sprecher. Schwerpunkt der Suche war diesmal der Aradosee, ein kleiner Baggersee zwischen dem Viertel und der Havel, der aber nicht als Badesee geeignet ist. Dort suchten auch Taucher nach dem Kind. „Bislang hat noch nichts geklappt, sagte der Polizeisprecher.

Bei den Hunden handelte es sich nicht wie in den vergangenen Tagen um sogenannte Mantrailer, die die Spur eines Gesuchten kilometerweit verfolgen können. Es seien Personenspürhunde gewesen, die auch den Geruch einer toten Person aufnehmen könnten, sagte der Sprecher. Zudem würden weitere Anwohner im Viertel aufgesucht und befragt. Der Sprecher betonte, dass bereits Personen überprüft worden seien, die in der Vergangenheit wegen Sexualstraftaten verurteilt worden waren. Auch hier habe sich kein Anhaltspunkt ergeben. „Da ist nichts herausgekommen“, sagte er.

Vermisster Elias: keine Hinweise auf ein Verbrechen

Der Junge war am Mittwoch in Schlaatz zuletzt gesehen worden. Seitdem fehlt von ihm jede Spur. Seine Mutter hatte Elias am vergangenen Mittwoch um 19.13 Uhr bei der Polizei als vermisst gemeldet. Ihren Angaben nach hatte der Junge zuvor ab etwa 17 Uhr vor dem Wohnhaus im Inselhof im Wohngebiet Schlaatz auf dem Spielplatz gespielt, letztmalig gesehen habe sie ihn aus dem Fenster derWohnung gegen 17.30 Uhr. Als er gegen 18.30 Uhr zum Abendessen hineinkommen sollte, sei er verschwunden gewesen. Erst suchten die Mutter und ihr Lebensgefährte allein, dann alarmierten sie die Polizei. Über das Eine heiße Spur gebe es aber weiter nicht.

Es fehle jede Spur, jedes Lebenszeichen. Es gebe bislang keinerlei Hinweise auf ein Verbrechen. Weder ein Unfall noch eine Straftat könnten ausgeschlossen werden. Auch in den benachbarten Stadtteilen suchten die Beamten mittlerweile, etwa in Babelsberg und in Waldstadt. „Wir sind dankbar, dass die Potsdamer sich so engagieren und dranbleiben“, betonte ein Polizeisprecher.

60 Freiwillige trafen sich am Bürgerhaus Schlaatz

Unterdessen waren auch am Montag wieder Dutzende freiwillige Helfer auf der Suche nach Elias. Am Montagmittag warteten nach Angaben von Gaby Franz, Einsatzleiterin des freiwilligen Stützpunktes am Bürgerhaus im Stadtteil Schlaatz, etwa 60 Menschen darauf, auf die nächste Tour gehen zu können. Allerdings sind weitere Freiwillige nötig. „Wir brauchen Helfer“, betonte Franz.

Sie meint, "dass Elias hier noch irgendwo hier sein muss". Zwischen den Plattenbauten im Schlaatz gebe es Kellergänge, unterirdische Versorgungsgänge, verwinkelte Ecken und Baustellen. Da sei es auch für die Hunde sehr schwierig, sich zurecht zu finden.

Viele Freiwillige glauben weiterhin, dass Elias noch irgendwo in der Nähe ist. Die Suche konzentrierte sich am Montag unter anderem erneut auf ein unwegsames Waldgelände mit dichtem Unterholz wenige hundert Meter entfernt vom Wohnort des Jungen. In den vergangenen Tagen waren Helfer schon einmal in den Wald gegangen. „Ich will weitermachen und durchhalten“, sagte einer der Koordinatoren für die Freiwilligen-Einsätze, David Krause, den PNN. Er verwies zugleich darauf, dass die Zahl der Unterstützer langsam abnehme. Das sei bedauerlich, auch wenn er verstehen könne, dass viele arbeiten gehen müssten oder anderweitig verhindert seien.

Die Stadt Potsdam will helfen

Auch die Stadt Potsdam will die Suche stärker unterstützen. Die Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger war am Sonntag und am Montag am Bürgerhaus vor Ort, um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen. "Es ist beeindruckend, wenn man sieht mit, wie viel Engagement und Durchhaltevermögen die Helfer hier unterwegs sind", teilte die Beigeordnete mit. "Da möchten wir als Landeshauptstadt helfen." Die Helfer sagten ihr, dass sie einen besseren Zugang zu sanitären Einrichtungen brauchen, außerdem einen Rückzugsraum im Bürgerhaus und Stromzufuhr für die Außenzelte benötigen. "Das sagen wir ihnen gerne zu", so Müller-Preinesberger. Am Dienstag solle dies umgesetzt werden, heißt es vonseiten der Stadt.

Allerdings betonte die Sozialbeigeordnete am Montag, "dass die Federführung bei Suche und Ermittlung im Fall Elias bei der Polizei liegt und dass Bürgerinnen und Bürger bei allem freiwilligen Engagement keine hoheitlichen Aufgaben übernehmen können".

Auch Bürgermeister Burkhard Exner wies auf die Unterstützung der Stadt hin. "Unser Ordnungsamt und die Feuerwehr unterstützen, wo sie können. Auch der Oberbürgermeister wird mehrfach täglich über die aktuelle Lage informiert und ist in tiefer Besorgnis."

Wer hat Elias gesehen?

Der Junge ist etwa 1,10-1,20 Meter groß und schmächtig, hat kurze, blonde Haare und blaue Augen. Er trägt eine hellblaue Jeans, ein weißes Shirt mit langen Armen und hellblauem Adidas-Schriftzug, sowie dunkelblaue Turnschuhe mit weißer Sohle. Er ist sechs Jahre alt, sieht nach Angaben der Mutter aber eher aus wie fünf Jahre.

Für Hinweise im Fall Elias hat die Polizei eine spezielle Rufnummer geschaltet. Sie ist unter Tel.: (0331) 5508- 1108 erreichbar.

Elias wird über Infografiken in Berlin gesucht

Auch in Berlin sollen laut Deutscher Presseagentur noch mehr Menschen erreicht werden, dafür setzt sich die Initiative "Vermisste Kinder" aus Hamburg ein. Bis Freitag sollen demnach über 17 digitale Infotafel an Bahnhöfen (unter anderem Hauptbahnhof, Zoologischer Garten, Ostbahnhof) über Elias informieren.

Eine ähnliche Aktion hatte die Initiative auch im Fall der seit Anfang Mai vermissten fünfjährigen Inga aus Sachsen-Anhalt unternommen. In 19 Großstädten wurde auf digitalen Infotafeln über die Vermisste informiert und um Hinweise gebeten.  Einen Zusammenhang mit ihrem Verschwinden gibt es bis jetzt nicht. Inga war in einem Wald bei Stendal verschwunden, etwas mehr als 100 Kilometer von Potsdam entfernt. (mit dpa)

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Stefan Engelbrecht

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