Holländisches Viertel in Potsdam: Wem gehört das Tulpenfest?
Der Förderverein übt Kritik an der Tulpenfest-Organisatorin Alice Paul-Lunow. Es droht ein Rechtsstreit um die beliebte Veranstaltung in der Potsdamer Innenstadt.
Potsdam - Um das Tulpenfest im Holländischen Viertel, eines der beliebtesten und traditionsreichsten Feste Potsdams, ist ein Streit entbrannt. Im Mittelpunkt steht die Frage, wer die Rechte an der Veranstaltung besitzt und wer sie in den kommenden Jahren organisieren soll.
Wie berichtet hatte der Verein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam um seinen Chef Hans Göbel, der die Veranstaltung vor mehr als 20 Jahren aus der Taufe gehoben und seitdem ausgerichtet hat, das Fest in diesem Jahr aus Krankheitsgründen kurzfristig abgesagt. Anfang März war Alice Paul-Lunow mit ihrer Veranstaltungsagentur Fine Emotion Events in die Bresche gesprungen und hatte angekündigt, dass das Fest in Kooperation mit der Aktionsgemeinschaft Holländisches Viertel, der dortigen Händlervereinigung, doch wie geplant am 21. und 22. April stattfinden werde.
Darf die Veranstaltung als "Tulpenfest im Holländischen Viertel" stattfinden?
Förderverein und auch holländische Aussteller, die seit Jahren bei dem Fest auftraten, sind jedoch erbost über die Art und Weise dieser Rettung in letzter Minute. Zunächst sei er froh gewesen, dass jemand kurzfristig die Durchführung der Veranstaltung übernehme, sagte Göbel am Montag den PNN. Dass man das aber Tulpenfest nenne, obwohl der Verein in keiner Weise eingebunden sei und man darüber auch nicht mit ihm gesprochen habe, sei „schlechter Stil“. Noch drastischer drückt es Paul de Haan aus, der als „Waffel-Paul“ regelmäßig an den vergangenen Tulpenfesten teilgenommen hat. Es sei „ärgerlich“, wie Paul-Lunow den Eindruck erwecke, sie sei die „Retterin des Tulpenfestes“ und mit dem Segen des Fördervereins unterwegs, sagte er den PNN. Viele holländische Aussteller wie Musiker, Tanzgruppen sowie Käse- und Holzschuhmacher hätten daher ihre Teilnahme abgesagt, als sie von den Hintergründen erfahren hätten, so de Haan.
Paul-Lunow sieht sich zu Unrecht kritisiert. Zwar räumte sie ein, nicht mit Göbel gesprochen zu haben. Dies habe die Aktionsgemeinschaft getan, sagte sie den PNN. Für die Händler im Holländischen Viertel sei es enorm wichtig, dass das Tulpenfest stattfinde. Die Zehntausenden Besucher, die es jährlich anlocke, seien ein enormer Wirtschaftsfaktor. Das gelte auch für die Hotellerie der Stadt. Schon 2013 und 2014 sei das Fest wegen finanzieller Probleme des Vereins ausgefallen.
„Für uns Händler ist das Tulpenfest überlebensnotwendig“
Die Tourismusbranche brauche aber Verlässlichkeit, erklärte sie. „Für uns Händler ist das Tulpenfest überlebensnotwendig“, sagte Anatara Elke Dusin, Chefin der Aktionsgemeinschaft, die im Viertel selbst fünf Geschäfte betreibt. Daher habe man „alle Hebel in Bewegung gesetzt“, damit es für dieses Jahr noch gerettet werden könne. Es habe nicht in ihrer Absicht gelegen, „jemanden zu überrumpeln“, sagte sie an die Adresse des Fördervereins gewandt. Dass viele traditionell vertretene Aussteller dem Tulpenfest in diesem Jahr fernblieben, sei bedauerlich. Die Fronten seien offenbar verhärtet, glaubt sie. „Da geht es nicht mehr um die Sache selbst.“
Verwundert zeigte sich Göbel noch über einen anderen Punkt – nämlich, dass das Tulpenfest in diesem Jahr wieder direkt im Holländischen Viertel gefeiert werde und nicht auf dem Bassinplatz, wohin es aus Sicherheitsgründen verlegt werden musste. Sie habe ein Sicherheitskonzept eingereicht und dieses von der Stadt auch genehmigt bekommen, konterte Paul-Lunow.
70 Händler und Aussteller wurden für das Fest am Wochenende gebucht
Trotz der Absagen etablierter Teilnehmer sei es gelungen, rund 70 Händler und Aussteller für das Fest am Wochenende zu buchen, sagte die Agenturchefin. An den Preisen werde ebenfalls nicht gerüttelt. Fünf Euro soll der Eintritt für Erwachsene wie bisher kosten, Kinder zahlen die Hälfte.
Mit der diesjährigen Veranstaltung dürfte der Streit aber noch nicht zu Ende sein. Paul-Lunow kündigte gegenüber den PNN bereits an, dass sie in Zusammenarbeit mit der AG auch das Tulpenfest 2019 ausrichten wolle. Das aber will der Förderverein nicht so ohne Weiteres akzeptieren. Man wolle im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder die Organisation des Festes übernehmen, sagte Göbel. Der Verein hatte es in den vergangenen Jahren stets mit der Potsdamer Eventagentur P3 Projekt GmbH als Partner veranstaltet. Zwei miteinander konkurrierende Feste, ist sich Göbel sicher, werde es jedenfalls nicht geben. „Das werden dann die Rechtsanwälte klären.“
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Kommentar: Der Streit um das Tulpenfest ist dieser beliebten Veranstaltung in Potsdam unwürdig, meint PNN-Redakteur Peer Straube in seinem Kommentar.
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