Potsdam: Was 2017 wichtig und anders wird
Neue Großprojekte, spannende Zeiten in der Stadtpolitik, höhere Preise im öffentlichen Nahverkehr und steigende Müllgebühren: 2017 ändert sich für die Potsdamer einiges. Die PNN geben einen Überblick.
Baustellen und Neubauten
Die wohl wichtigste Neueröffnung des Jahres findet schon in diesem Monat statt: Ab dem 23. Januar können Besucher das neue Kunstmuseum Barberini erleben, zur Einweihung des von dem Software-Milliardär Hasso Plattner gestifteten Hauses am Freitag zuvor wird sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet.
Im Mai soll auf der anderen Seite der Havel das neue Sport- und Freizeitbad am Brauhausberg eröffnen – für knapp 40 Millionen Euro und ein halbes Jahr später als eigentlich geplant. Es ist auch das Ende einer endlos scheinenden Geschichte: Für ein neues Bad hatte es mehrere gescheiterte Anläufe und lange Standortdebatten gegeben. Für Diskussionen dürften neue Bauprojekte in der Mitte sorgen: So sollen im Herbst voraussichtlich die Bauarbeiten für den Turm der umstrittenen Garnisonkirche beginnen, dann wird zudem die marode Fachhochschule am Alten Markt abgerissen.
Auch die großräumigen Umbauten des Leipziger Dreiecks sollen noch in diesem Jahr beginnen, ebenso wird die holprige Templiner Straße nach Caputh ab der Jahresmitte voll gesperrt und saniert. Nach Ostern ist zudem die umstrittene Verengung der abgasbelasteten Zeppelinstraße für Autofahrer vorgesehen – zunächst für drei Monate. In Sachen Wohnraum hat die kommunale Bauholding Pro Potsdam angekündigt, in diesem Jahr 600 neue Sozialwohnungen für die Stadt Potsdam bereitzustellen und somit die entsprechenden Mieten zu niedrigen Konditionen anzubieten. Ebenso sollen die Mieten für das geförderte Sanierungsvorhaben in der Heidesiedlung, das dieses Jahr fertiggestellt wird, sozialverträglich sein. Im Norden soll der Wissenschaftspark Golm weiter wachsen – der Neubau eines weiteren Gründerzentrums Go:In II beginnt.
Jubiläen und Jahrestage
Das Potsdamer Themenjahr lautet „Stadt trifft Kirche“, Anlass ist der Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Denn zwar war ihr Initiator Martin Luther nie in Potsdam, doch finden sich in der Stadt viele Bezüge zum großen Reformator. Zudem ist Potsdam ein Austragungsort für den Deutschen Kirchentag vom 24. bis zum 28. Mai, Zehntausende Besucher werden erwartet. Rund um das Themenjahr und den Kirchentag finden unter anderem Lesungen, Diskussionen, Vorträge, Filmvorführungen und Konzerte statt.
Nebenbei soll es dabei auch um die Rolle von Kirche und Religion im gesellschaftlichen und kulturellen Leben in Potsdam gehen, auch um das Verhältnis zum Islam – bekanntlich wird in Potsdam ein Standort für eine Moschee gesucht. Passend dazu feiert in diesem Jahr auch das Anti- Rechts-Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ sein 15-jähriges Jubiläum. Gefeiert wird auch im Norden Potsdams: Groß Glienicke begeht 2017 sein 750-jähriges Ortsjubiläum. Im Jahr 1267 wurde Groß Glienicke zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Ein erster Festball findet am 21. Januar in der Preußenhalle statt. Auch weitere Veranstaltungen sind geplant, etwa ein Sommerfest auf der Badewiese, das am 24. Juni stattfinden soll.
Auch die Schlösserstiftung feiert: Nach sieben Jahrzehnten sind die künstlichen Wasserspiele im Park Babelsberg schon seit 2016 wieder erlebbar, auch die geschmückten Gartenterrassen des Gartenkünstlers Hermann Fürst von Pückler-Muskau strahlen in neuem Glanz. Das ist für die Schlösserstiftung Anlass, dem Gartenkünstler Pückler im Schloss Babelsberg – inmitten einer seiner wichtigsten Schöpfungen – eine Ausstellung zu widmen: Von Ende April bis Mitte Oktober 2017 öffnet das Schloss seine noch unsanierten Räume und bietet den Besuchern durch die großen Fenster bisher unbekannte Aussichten auf die wiederhergestellten Terrassen und den Park Babelsberg. An einen für Potsdam besonderen Unternehmer wird hingegen am 8. März erinnert, dem 100. Todestag von Graf Ferdinand von Zeppelin – der für seine gleichnamigen Luftschiffe 1910 das Gelände des heutigen Sportparks Luftschiffhafen erwarb und dort eine riesige Produktionshalle errichten ließ.
Politik mit wechselnden Mehrheiten
In der Stadtpolitik wird vor allem interessant, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sich im neuen Jahr Mehrheiten beschafft – nach dem Auseinanderbrechen der Rathauskooperation aus SPD, CDU/ANW und Grünen wegen der gescheiterten Wahl des Grünen-Kandidaten Christof Nolda, der eigentlich Baudezernent werden sollte. Nun sollen es im Stadtparlament wechselnde Mehrheiten richten. Der erste Härtetest für Jakobs ist nun die Wahl des designierten Baubeigeordneten Bernd Rubelt (parteilos), die am 9. Januar im Stadtparlament angesetzt ist. Ebenso muss Jakobs noch im ersten Quartal eine Mehrheit für seinen Haushaltsentwurf 2017 sammeln.
Dazu steht in der ersten Jahreshälfte die Wahl eines neuen Kulturdezernenten an – oder wird doch eine Frau Nachfolgerin der derzeitigen Beigeordneten Iris Jana Magdowski? Stichwort neues Personal: Auch vakante Führungsposten im Stadtwerkeverbund sollen zeitnah neu besetzt werden, außerdem wird eine Entscheidung über die Nachfolge von Tobias Wellemeyer, Intendant des Hans Otto Theaters, erwartet – er wird im Sommer 2018 gehen.
Im Sommer 2017 will sich Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erklärtermaßen auch entscheiden, ob er im Herbst 2018 noch einmal antritt, um sein Amt zu verteidigen. Auch die Linken wollen im kommenden Jahr einen Kandidaten küren – ob das wieder Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sein wird, ist unklar. Spätestens ab Sommer dürfte die Kommunalpolitik dennoch wegen des beginnenden Bundestagswahlkampfs ein wenig in den Hintergrund treten – weil viele Stadtverordnete erfahrungsgemäß von ihren Parteien auch als Wahlkampfhelfer benötigt werden.
Steuerentlastungen
Auch die Potsdamer werden steuerlich entlastet, wie das Landesfinanzministerium mitteilte. Der Grundfreibetrag steigt ab 1. Januar 2017 um 168 Euro auf 8 820 Euro. Um auch das Existenzminimum von Kindern steuerlich freizustellen, wird für Familien ab 2017 sowohl der Kinderfreibetrag als auch das Kindergeld erhöht. Der Kinderfreibetrag wird für jedes Kind von derzeit 4608 Euro auf 4716 Euro pro Kind angehoben. Das Kindergeld wird um zwei Euro je Kind und Monat erhöht. Ab jetzt werden dann für ein erstes und zweites Kind jeweils 192 Euro, für das dritte Kind 198 Euro und für jedes weitere Kind jeweils 223 Euro monatlich gezahlt.
Höhere Ticketpreise
Die Preise für den öffentlichen Nahverkehr in Potsdam steigen im Schnitt um vier Prozent – das ist mehr als in anderen Teilen von Brandenburg oder Berlin. Beim Einzelfahrausweis erhöht sich der Regeltarif von 1,90 auf 2,10 Euro. Neu eingeführt wird im Gegenzug eine Vier-Fahrten-Karte für 7,60 Euro, was den alten Tarifen des Einzelfahrausweises entspricht. Zugleich sollen Kurzstreckenkarten nur noch für vier statt für sechs Haltestellen gültig sein und ihr Preis um zehn Cent auf 1,50 Euro steigen. Der Verkehrsbetrieb Potsdam teilte mit, auch weiterhin lohne sich bereits ab 20 Fahrten der Kauf der Monatskarte im Tarifgebiet Potsdam AB. Sie kostet künftig 41,40 statt 39,80 Euro.
Teurer Strom, billigeres Gas
Teurer wird in Potsdam auch der Strom. Der Grundpreis beim städtischen Versorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) erhöht sich je nach Vertrag um circa 1,10 bis 1,50 Euro pro Monat auf einheitlich 6,55 Euro. Das Verbraucherportal Verivox rechnete vor, dass mehrere örtliche Grundversorger ihre Preise in Brandenburg erhöht hätten und damit eine unrühmliche Spitzenposition in Deutschland einnehmen würden. Bei einem Wechsel ließen sich einige Hundert Euro pro Jahr sparen, so das Vergleichsportal – selbst bei Ökostrom. Dagegen können Gas- und Fernwärmekunden der EWP in diesem Jahr im Schnitt mit 230 beziehungsweise 60 Euro geringeren Kosten planen, wie das Unternehmen ausgerechnet hat. Doch laut Verivox gibt es auch in diesem Bereich günstigere Anbieter.
Steigende Müllgebühren
Steigen werden auch die Müllgebühren. Die Grundgebühr für Privathaushalte erhöht sich von derzeit 20,62 auf 25,08 Euro pro Person und Jahr. Wie berichtet versucht die Stadt durch mehr Flexibilität bei der Müllabholung die Preise wieder etwas zu senken: So wird den Potsdamern künftig eine „Kombileerung“ angeboten, bei der die Biotonne zwischen April und Oktober wöchentlich und im Winter nur alle zwei Wochen geleert wird – bei entsprechender Ersparnis.
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