Statistik der Stadtteile in Potsdam: Wachstum, Vielfalt und Spaltung
Dörfliche Ortsteile, dicht bebaute Innenstadtquartiere, Villen- und Plattenbauviertel - Potsdam ist vielfältig. Die Statistik der Stadtteile zeigt aber auch Probleme auf.
Potsdam - Die großen Trends sind klar: Potsdam wächst weiter - wenn auch nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Jahren. Die Potsdamer werden älter und bekommen etwas weniger Kinder. Doch diese Entwicklungen verlaufen nicht überall gleich. In den Stadtteilen gibt es deutliche Unterschiede, wie die Broschüre des Statistikamtes „Stadtteile im Blick“ für 2019 zeigt. Die PNN geben einen Überblick über die wichtigsten Faktoren.
WACHSTUM
Beim Wachstum Potsdams stand in den vergangenen Jahren oft das Entwicklungsgebiet im Bornstedter Feld im Blickpunkt. Doch wie berichtet gibt es dort nur noch wenige freie Flächen für den Neubau. Das spiegelt sich in der Wachstumsrate wieder: 2019 wuchs die Einwohnerzahl in Bornstedt mit 6,8 Prozent zwar noch immer überdurchschnittlich. Doch andere Stadtteile wuchsen deutlich stärker.
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Wachstums-Champion auf dem Papier war die Templiner Vorstadt mit 12,7 Prozent. Allerdings sind die Daten etwas verzerrt, weil seit dem vergangenen Jahr auch der sogenannte Forst Potsdam Süd dazugezählt wird. Durch Zuzüge hat der Stadtteil nämlich nur 79 Einwohner gewonnen und kam am Ende auf 1709 Einwohner. Anders verhält es sich in Golm. Dort legte die Einwohnerzahl dank vieler Zuzüge und Geburten um 10,4 Prozent zu. Auf dem dritten Platz findet sich die Waldstadt I, zu der statistisch nun auch das Industriegelände zählt. Dort wuchs die Einwohnerzahl 2019 um 8,7 Prozent. Eine Rolle dürfte die Fertigstellung hunderter neuer Wohnungen im sogenannten Brunnenviertel auf dem Areal des früheren Plattenwerks gespielt haben.
Ganz anders verlief die Entwicklung in Nedlitz, das 5,7 Prozent seiner Einwohner verlor. Der kleine Ortsteil schrumpft schon seit Beginn des Jahrtausends. 2018 war das einzige Jahr mit positiver Bilanz. Auch das Plattenbaugebiet am Schlaatz verlor 2,7 Prozent seiner Einwohnerzahl. Auch Eiche ist geschrumpft, um 1,1 Prozent im Jahr 2019. Schon das dritte Jahr in Folge.
WOHNDAUER
Im schrumpfenden Nedlitz scheint es den verbliebenen Einwohnern zu gefallen. In dem Ortsteil wohnen die Einwohner im Durchschnitt am längsten in ganz Potsdam. Statistisch gesehen sind es 19,1 Jahre, fast doppelt so lange wie im Potsdamer Durchschnitt. Mit Sacrow befindet sich ein weiterer kleinerer Ortsteil auf dem zweiten Platz. Seit 15,6 Jahren leben die Einwohner im Durchschnitt dort. Doch auch einem größeren Stadtteil wie der Waldstadt I bleiben die Bewohner lange verbunden. Die durchschnittliche Wohndauer lag dort 2019 bei 14,8 Jahren.
[ siehe auch: Potsdam wird älter und teurer - Weniger Krippenkinder, mehr Hochbetagte. Mehr Wohnungen, höhere Grundstückspreise. Potsdams neuer Statistischer Jahresbericht 2019 ]
Am niedrigsten ist die Wohndauer in Stadtteilen, in denen in den vergangenen Jahren viele neue Wohnungen errichtet wurden. In Golm und in der südlichen Innenstadt, womit in der Statistik die Gegend um den Hauptbahnhof gemeint ist, leben die Bewohner im Durchschnitt seit 5,7 Jahren. Gleich dahinter folgt Fahrland mit 5,8 Jahren.
ALT UND JUNG
Im Durchschnitt am jüngsten sind die Einwohner von Golm mit 36,2 Jahren. Dabei dürfte der Zuzug junger Familien ebenso eine Rolle spielen wie die Universität. Auf Platz zwei in dieser Rubrik findet sich das Plattenbaugebiet Schlaatz mit 39,2 Jahren im Durchschnitt. Den dritten Platz teilen sich Babelsberg Süd und das Kirchsteigfeld. Am ältesten sind die Bewohner in der Waldstadt I mit 49,0 Jahren, gefolgt von Satzkorn mit 48,2 Jahren und Sacrow mit 47,3 Jahren.
Dazu passt, dass in der Waldstadt I auch der Anteil der Hochbetagten - aller der Menschen über 80 Jahren - mit 14,7 Prozent am höchsten in ganz Potsdam ist. Überdurchschnittlich hohe Anteile haben die Hochbetagten in der südlichen Innenstadt mit 10,7 Prozent und der nördlichen Innenstadt mit 9,1 Prozent. Die wenigsten Hochbetagten leben relativ gesehen in Klein Glienicke, Golm und Satzkorn.
Den höchsten Anteil von Kindern bis 12 Jahren weist Bornim mit 16,7 Prozent auf, gefolgt von Klein Glienicke mit 16,1 Prozent. Auf dem dritten Platz findet sich die Nauener Vorstadt mit 15,2 Prozent. Der Kinderanteil ist am geringsten in Waldstadt I und der südlichen Innenstadt mit jeweils nur 9,3 Prozent, gefolgt von Nedlitz mit 9,4 Prozent.
ARBEITSLOSIGKEIT
Dass die soziale Durchmischung in Potsdam gering ist, hatte schon vor zwei Jahren eine Studie ergeben. Ablesen lässt sich das auch an den großen Unterschieden bei der Arbeitslosenquote. Mit 12,4 Prozent ist sie im Plattenbaugebiet am Schlaatz fast drei mal so hoch wie Durchschnitt der Stadt. Auf dem zweiten Platz folgt Drewitz mit 7,0 Prozent.
Wenig überraschend ist in den beiden Stadtteilen auch der Anteil der Hartz-IV-Bezieher am höchsten. Am Schlaatz bekommt fast jeder vierte Einwohner diese Sozialleistung. Dazu zählen auch die Kinder in den sogenannten Bedarfsgemeinschaften. In Eiche hingegen lag die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt nur bei 1,1 Prozent - Potsdamer Rekord. Auch in Grube und Golm ist Arbeitslosigkeit kaum bekannt: Die Quote liegt im Jahresdurchschnitt bei 1,2 Prozent.
WOHNRAUM
Die Wohnverhältnisse unterscheiden sich in den Stadtteilen deutlich. Es gibt dörfliche Ortsteile, dicht bebaute Innenstadtquartiere, Villen- und Plattenbauviertel. Das macht sich auch statistisch bemerkbar. Mit Abstand die größte Wohnfläche pro Einwohner gibt es in Sacrow. Komfortable 66,8 Quadratmeter entfallen statistisch auf jeden Sacrower. In der noblen Berliner Vorstadt können sich die Einwohner durchschnittlich auf 52,4 Quadratmetern Wohnfläche ausbreiten, gefolgt von Klein Glienicke mit 45,9 Quadratmetern.
Hingegen wird in der Templiner Vorstadt auf durchschnittlich 28,8 Quadratmetern deutlich enger zusammengerückt. In Eiche spart man mit 29,2 Quadratmetern pro Kopf noch etwas mehr Wohnraum als in der südlichen Innenstadt mit 29,3 Quadratmetern. Auch in Bornstedt, wo in den vergangenen Jahren tausende neue Wohnungen gebaut wurden, entfallen nur 30,4 Quadratmeter Wohnfläche auf jeden Einwohner.
AUSLÄNDERANTEIL
Der Anteil von Einwohnern ohne deutsche Staatsangehörigkeit ist in Potsdam in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Mit 9,1 Prozent liegt er aber noch deutlich unter den Werten ähnlich großer Städte in Westdeutschland. In den Stadtteilen unterscheidet sich der Anteil stark: Am höchsten ist er am Schlaatz mit 24,0 Prozent. In Golm liegt er bei 17,0 Prozent. Dort dürfte die Universität mit ihren Studenten und Dozenten aus dem Ausland eine Rolle spielen. Auf dem dritten Platz folgt Zentrum Ost mit 14,7 Prozent. In Grube liegt der Anteil hingegen nur bei 1,6 Prozent. In Marquardt sind es 3,6 Prozent, in Neu Fahrland 3,8 Prozent.
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