Neue Bevölkerungsprognose: Potsdam wächst langsamer und wird älter
Das Potsdamer Rathaus rechnet mit einem Zuwachs von 20 Prozent auf 218.000 Einwohner bis 2040. Die Zahl der Senioren steigt überproportional stark.
Potsdam - In den nächsten vier Jahren wird die Zahl der Einwohner in Potsdam auf 190.000 steigen. Das sind rund 9000 mehr als jetzt, doch damit wächst die Stadt etwas weniger rasant als bisher von der Verwaltung erwartet. Prognosen sahen bislang vor, dass bereits 2022 die Schwelle von 190.000 erreicht sein würde.
Das gedämpftere Wachstum ist das zentrale Ergebnis einer neuen Bevölkerungsprognose, die Oberbürgermeister Mike Schubert und Hauptamtschef Dieter Jetschmanegg (beide SPD) am Mittwochabend kurzfristig im Hauptausschuss vorgestellt haben – und die Grundlage für die weitere und in den vergangenen Jahren von mannigfaltigen Provisorien und Engpässen geprägte Kita- und Schulplanung der Stadt sein wird.
Ein Plus von 12,5 Prozent
Demnach ging die Stadt laut ihrer zuletzt Anfang 2018 vorgestellten Prognose bisher von 208.000 Einwohnern im Jahr 2030 aus – auch wegen der gedrosselten Entwicklung des geplanten Wohngebiets Krampnitz wird nun einem Wachstum auf rund 203.000 Potsdamer in zehn Jahren gerechnet. Das wären allerdings immer noch 23.000 Bewohner mehr als jetzt – ein Plus von 12,5 Prozent.
Für das Jahr 2040 rechnet die Stadt sogar mit fast 218.000 Einwohnern, laut der früheren Prognose sollte diese Zahl allerdings schon 2034 erreicht sein. Es sei das erste Mal, dass Potsdam in den vergangen Jahren eine Prognose mit gedämpfteren Wachstumserwartungen vorlege, bestätigte Jetschmanegg.
Als Gründe für das abflauende Wachstum nannte die Verwaltung „sehr hohe Wegzugszahlen, insbesondere ins europäische Ausland“, die man in den vergangenen beiden Jahren beobachtet habe. Zugleich falle der Zuzug etwas weniger dynamisch als in den vergangenen Jahren aus, so die Erwartung der Stadt. Das bedinge auch leicht geringere Geburtenzahlen. Auch die Veränderungen in der Demographie werden spürbar: „Die Anzahl der Sterbefälle wird schon ab dem Jahr 2021 knapp über der Geburtenzahl liegen.“ Ursache sei der sogenannte Wendeknick, also die gesunkene Geburtenzahl nach dem Epochenjahr 1989, hieß es.
Deutlich mehr ältere Menschen
Das ist auch eine zentrale Botschaft der Prognose: In 20 Jahren dürfte die Stadt längst nicht mehr so jung wirken wie jetzt, ist die Gruppe der 65- bis 80-Jährigen diejenige mit der größten Steigerungsrate – um 36 Prozent, das sind 15 Prozentpunkte über dem Wachstum der Gesamtbevölkerung.
Konkret werden in dieser Altersklasse dann 33.000 Menschen in Potsdam wohnen, jetzt sind es 24.000. Die Zahl der Hochbetagten, also der über 80-Jährigen, werde sich im gleichen Zeitraum um mehr als ein Viertel auf über 15.000 Personen erhöhen, hieß es weiter. Das Durchschnittsalter der Bevölkerung verschiebt sich von aktuell knapp 43 Jahre auf fast 44 Jahre. Das werde mehr Bedarfe an Angebote für ältere Menschen bedingen, sagte Jetschmanegg auf PNN-Nachfrage und nannte Stichworte wie altersgerechte Wohnungen, Barrierefreiheit und kürzere Wege.
Die Zahl der Jugendlichen wächst auch
Konstant steigt auch die Zahl der Teenager zwischen zwölf und 19 Jahren. Heute sind das 11.000 Personen, 2040 geht die Stadt von 3700 mehr aus – eine Zunahme um ein Drittel. Mit rund zehn Prozent deutlich schwächer fällt laut Prognose das Wachstum in der Altersgruppe der unter Sechsjährigen aus – deren Zahl steigt von heute 11.600 auf 12.800 Kinder.
Die Prognose zeigt auch, dass die Stadt in verschiedenen Bereichen unterschiedlich schnell wächst. In Stadtteilen wie Teilen des Zentrums oder in Plattenbaugebieten wie der Waldstadt I stagniert die Entwicklung nahezu. Besonders großen Zuzug bis 2040 erwartet das Rathaus hingegen im Bornstedter Feld, in der Teltower Vorstadt und Babelsberg-Süd sowie natürlich im geplanten Viertel auf dem ehemaligen Kasernengelände Krampnitz. Insgesamt rechnet die Stadt nördlich der Havel mit 23.000 neuen Bewohnern, im Süden mit 14.000 Menschen mehr.
Zahlen für die Schulplanung nötig
Schubert sagte, die Zahlen würden für die anstehende Fortschreibung der Kita- und Schulplanung der Stadt genutzt, die im Dezember fertig sein soll. Doch auch das etwas verlangsamte Wachstum stellt die Stadt vor Herausforderungen, ausreichend schnell für die nötige Infrastruktur zu sorgen. So hatte Jugenddezernentin Noosha Aubel (parteilos) erst am Dienstagabend im Bildungsausschuss angekündigt, dass der eigentlich für Sommer 2022 geplante Start für eine provisorische Grundschule am ehemaligen Tramdepot an der Heinrich-Mann-Allee um ein Jahr vorgezogen werden müsse. Wegen der Bauarbeiten vor Ort müssen dutzende Schüler aber zunächst ein weiteres Provisorium an der mehr als drei Kilometer entfernten Schule am Humboldtring nutzen, wohl für ein halbes Jahr. Bedenken wegen der Kurzfristigkeit hatte in der Sitzung das für Potsdam zuständige Schulamt angemeldet – vor allem weil das nötige Personal innerhalb weniger Monate gefunden werden müsse.
Auswirkungen von Corona unklar
Noch keine Angaben konnte die Stadt möglichen Folgen der Corona-Pandemie für das Wachstum machen. Allerdings sei mit kurzfristigen Auswirkungen auf Zu- und Wegzüge zu rechnen, sagte Jetschmanegg. Detaillierte Daten dazu lägen aber noch nicht vor. Langfristig werde die Pandemie aber voraussichtlich nur einen geringen Einfluss haben. Nachfragen zu den Zahlen gab es im Hauptausschuss keine.
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