SC Potsdam: Teil drei des Blockbusters
Im Kino gab es zu sehen, wie die Volleyballerinnen des SC Potsdam den Ausgleich in der Playoff-Viertelfinalserie gegen den VC Wiesbaden kassierten. Nun steht das entscheidende Match an. Dabei setzt der SCP auf einen Vorteil, den er sich zuvor hart erarbeitet hat.
Betrübt blickte Lisa Rühl den Fans des SC Potsdam von der riesigen Leinwand entgegen. In Saal eins der Potsdamer UCI-Kinowelt hatten sich am Dienstagabend fast 100 Anhänger versammelt, um gemeinsam die TV-Übertragung vom zweiten Spiel der Viertelfinalserie gegen den VC Wiesbaden anzuschauen. Gekommen waren sie mit der Hoffnung, nach dem dramatischen 3:2-Heimsieg zum Playoff-Auftakt gleich den nächsten Erfolg – und damit den erstmaligen Einzug ins Halbfinale der deutschen Frauenvolleyball-Meisterschaft – feiern zu können. Aber sie gingen ernüchtert wieder nach Hause, weil der SCP klar 0:3 (21:25, 21:25, 20:25) verlor. „Wir sind natürlich sehr enttäuscht“, sagte dann anschließend die aus Wiesbaden zugeschaltete Kapitänin Lisa Rühl in einem kurzen per Handy und Facebook-Video geführten Gespräch, das im Kino großformatig flimmerte.
Das Drehbuch für den Volleyball-Blockbuster zwischen dem brandenburgischen und dem hessischen Team sieht nun vor, dass sich beide am Montagabend in Potsdams MBS-Arena zum entscheidenden dritten Duell treffen. „Um den Heimvorteil bei einem solchen Showdown haben zu können, haben wir zuvor die ganze Hauptrunde lang gekämpft. Jetzt wollen wir ihn auch nutzen“, erklärt SCP-Sportdirektor Toni Rieger, dessen Klub es als Tabellenvierter in die Playoffs geschafft hatte, während Wiesbaden einen Platz dahinter einkam und deswegen nur einmal während der Serie zu Hause ran darf.
Taktische Anweisungen wurden nicht gut umgesetzt
Dort, in der Sporthalle am Platz der Deutschen Einheit, sorgten vorgestern 2018 Zuschauer für eine beeindruckende Stimmung, die dank der Hightech-Soundanlage auch bestens beim Potsdamer Public Viewing zu vernehmen war. In dem Kinosaal herrschte allerdings auch sonst eine angenehme Atmosphäre. Zu Popcorn und Nachos schepperten die SCP-Fans, viele trugen Trikot und Schal des Clubs, wie bei Heimspielen in der MBS-Arena mit ihren Klatschpappen herum. Sie gröhlten nach starken Aktionen ihrer Rothemden. Und sie raunten, wenn etwas misslang. Letzteres war deutlich öfter der Fall. „Wir haben überhaupt nicht ins Spiel gefunden, waren unaufmerksam, wodurch zu viele Fehler entstanden sind“, analysiert Toni Rieger. Er bemängelte, dass die SCP-Akteurinnen kaum die von Cheftrainer Davide Carli erdachten taktischen Anweisungen umsetzten. „Die ursprünglich vorgegebene Linie war in unserem Spiel nicht zu erkennen.“
Daran schuld war neben den eigenen Unkonzentriertheiten vor allem der Gegner. Der VC Wiesbaden zeigte Power-Volleyball und machte so vieles beim Kontrahenten zunichte. Offensiv mit viel Wucht und Variabilität, defensiv mit hervorragender Agilität und Ordnung. Rasch gerieten die Gäste 0:2 ins Hintertreffen – wie beim ersten Viertelfinalmatch drei Tage zuvor, als die Potsdamerinnen das Ganze noch in ein 3:2 drehten. Daher meinte ein Fan im Kino auch erwartungsfroh: „Das waren wieder zwei Sätze zum Warm-up, jetzt geht es richtig los.“ Aber nein, der SCP kam auch danach nicht auf Betriebstemperatur. Als 80 Minuten gespielt waren, stand vielmehr bereits der glatte Triumph für Wiesbaden fest.
Aktuelles SCP-Team kann gut mit Rückschlägen umgehen
Angesichts dieser imposanten Vorstellung, die zum Serienausgleich führte, sieht Karolina Bednarova den VCW auf der Überholspur Richtung Semifinale. Ihr Team liege „jetzt mental vorne“, befand die Kapitänin im Gespräch mit dem Wiesbadener Tagblatt. Allerdings gilt es zu beachten: Mit Rückschlägen kann der SC Potsdam diese Saison eindrücklich stark umgehen. Insgesamt acht Niederlagen setzte es bis dato, doch nie zwei hintereinander. Dies spricht für zwei Dinge: Das Trainerduo Davide Carli/Riccardo Boieri hat es immerzu geschafft, die richtigen Schlüsse zu ziehen, die die Mannschaft wiederum auf dem Feld erfolgreich ummünzte – und zudem zeugt es von einer psychischen Stabilität der gesamten Truppe. „Ich bin überzeugt, dass wir auch diesmal die perfekte Antwort liefern. Wir haben schon viel Qualität und Nervenstärke bewiesen. Wenn sich das Team an das Konzept hält und die leichten Fehler abstellt, werden wir weiterkommen“, sprüht Sportdirektor Rieger nur so vor Optimismus.
Besonders die Heimstärke – zehn Siege aus zwölf Ligapartien – mache ihn so zuversichtlich. „Wir sind zu Hause eine Macht“, betont er und fügt hinzu: „Alle Potsdamer sind aufgerufen, unser Team am Montag ab 19 Uhr zu unterstützen. Auch wenn der Termin für ein Volleyballspiel recht ungewöhnlich ist.“ Eigentlich ist der Abschluss des Viertelfinales vom Ligaverband für das kommende Wochenende angesetzt. Weil da jedoch die MBS-Arena wegen der Profiboxgala belegt ist, muss der SC Potsdam auf den eher zuschauerunfreundlichen Wochentag ausweichen. „So ist das jetzt eben“, sagt Toni Rieger. Ob Samstag, Sonntag oder Montag – am Grundsätzlichen ändert das ohnehin nichts. Der SCP hat den Sieg als Ziel. Betrübt sollen diesmal am Ende die Wiesbadenerinnen dreinblicken.
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