Profiboxgala in Potsdam: Erst der Mund, dann die Fäuste
In Potsdams MBS-Arena findet wieder ein Profibox-WM-Kampf statt. Der Berliner Tyron Zeuge, der seinen Titel bereits am Luftschiffhafen holte, trifft auf Isaac Ekpo aus Nigeria. Zum Vorspiel solcher Events gehört traditionell das teils fragwürdige Sprücheklopfen.
Mit der Potsdamer MBS-Arena verbindet Tyron Zeuge den bislang größten Moment seiner Karriere. Anfang November vergangenen Jahres hatte der Berliner Profiboxer dort Giovanni De Carolis durch einen technischen Knockout in der zwölften Runde bezwungen und so erstmalig den Weltmeisterschaftsthron bestiegen. Nun steht die erste Titelverteidigung für den Supermittelgewicht-Champion nach Version des Verbandes WBA auf dem Programm – wieder in der MBS-Arena. Am Samstag wird dort ein langer Kampfabend mit dem Fight zwischen Tyron Zeuge und dem Nigerianer Isaac Ekpo seinen Höhepunkt finden. Der Fernsehsender Sat.1 berichtet ab 22.50 Uhr live.
Zum wiederholten Male macht also die Profiboxszene Station am Luftschiffhafen. Mit allem, was dazu gehört. Aufwendige Licht- und Musikinszenierungen. Viel Glanz und Glamour durch exzentrische Promis – beziehungsweise Personen, die sich dafür halten – rund um den Ring. Sowie markige Äußerungen, die von beachtlichem Selbstbewusstsein, aber mitunter auch einer zur Lächerlichkeit tendierenden Hybris zeugen.
Zeuge-Gegner wird von Don King gemanagt
Letzterer Punkt konzentriert sich auf den Prolog, die Zeit vor dem Duell, wenn teils fragwürdige Psychotricks ausgepackt werden, um Stärke zu demonstrieren. Zwischen Tyron Zeuge und Isaac Ekpo, die beide am gestrigen Dienstag ein Showtraining im Stern-Center absolvierten, flogen schon gehörig auf verbale Art die Fäuste. In Richtung seines Kontrahenten aus Afrika, der dank seiner Bilanz – 33 Kämpfe, 31 Siege, 24 davon durch K.o. – einen prägnanten Beinamen trägt, sagte Zeuge: „Ich werde die K.o.-Granate entschärfen – Ekpo ist danach nur noch Altmetall und reif für den Schrottplatz.“ Das sieht der Kontrahent natürlich ganz anders. „Mit meinen Fäusten sorge ich für den großen Knall, den Zeuge erst wahrnehmen wird, nachdem der Ringrichter ihn ausgezählt hat“, posaunte der 34-Jährige, woraufhin der zehn Jahre jüngere, noch ungeschlagene Deutsche konterte: „Wenn hier etwas explodiert, dann sind es meine Fäuste an Ekpos Kinn.“
Und weil das Sprücheklopfen genauso zum Profiboxen dazugehört wie breit gehauene Nasen, stimmen gerne auch die Promoter mit ein. Vor allem einer. Don King. Der schillernde US-Amerikaner mit dem Dauergrinsen und der 1000-Volt-Frisur managt den Herausforderer. „Zeuge kann sich Plan A, B und C zurechtlegen – die Kombination zur Entschärfung meiner K.o.-Granate wird er nicht finden. Wenn sich nach dem Kampf der Staub wieder gelegt hat, gibt es einen neuen Weltmeister – und der heißt Isaac Ekpo“, verkündete der zwielichtige Strippenzieher Donald, wie er richtig heißt, King.
Außerdem steigt ein WM-Kampf im Kickboxen
Ob das alles nur heiße Luft ist oder tatsächlich die Vorhersagungen eines spektakulären Duells sind, wird sich am Samstag im Seilgeviert der MBS-Arena herausstellen. Das Event, für das es nur noch wenige Restkarten gibt, hält zudem einen weiteren WM-Fight bereit. Im Kickboxen. Titelträger Michael Smolik trifft auf David Trallero. Weil Zweitgenannter laut Pressemitteilung des veranstaltenden Sauerland-Boxstalls „wie die Fieslinge aus einem James-Bond-Film“ aussehe, hat TV-Polizist Smolik („Die Ruhrpottwache“) gleich die passende Ansage auf Lager: „Es wird das Gute gegen das Böse kämpfen, wie in den Filmklassikern – und ich werde alles dafür tun, um für ein vorzeitiges Happy End zu sorgen.“ Auch beim Kickboxen gehören also skurril-epische Bekundungen zum Vorspiel-Repertoire.
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