Schlägereien, Übergriffe, Messerattacken: Tatort Potsdam Hauptbahnhof
Silvester ist in den Bahnhofspassagen in Potsdam ein minderjähriges Mädchen sexuell belästigt worden – einer von vielen Gewaltfällen dort.
Potsdam - Die Polizei dementiert zwar, dass es sich beim Potsdamer Hauptbahnhof um einen Kriminalitätsschwerpunkt handele. Fakt ist aber: Seit vergangenem August ereigneten sich immer wieder Straftaten rund um Potsdams zentralen Bahnhof. Der jüngste Fall, über den die „Bild“-Zeitung zuerst berichtete, passierte in der Silvesternacht: Ein 40-jähriger Niederländer berührte eine 13 Jahre alte Potsdamerin „unsittlich im Brustbereich“. Das sagte ein Polizeisprecher jetzt auf PNN-Anfrage.
Der mutmaßliche Täter ist der Polizei bereits hinlänglich bekannt. Immer wieder fällt der „auffallend ungepflegt wirkende“ Mann nach Polizeiangaben rund um den Hauptbahnhof auf. Auch weil er häufig brüllend umherläuft. Von dem Mädchen und seinen zwei Begleitern ist er nach Polizeiangaben eindeutig als Täter identifiziert worden. Und eigentlich hat der Mann auch ein Hausverbot für die Bahnhofspassagen. Die Polizei nahm ihn unmittelbar nach der Tat „zur Verhinderung weiterer Straftaten“ in Gewahrsam und fertigte eine Strafanzeige wegen eines Sexualdelikts.
Polizisten ziehen Waffen
Dieses ist eine von vielen Straftaten, die sich seit August rund um den Hauptbahnhof ereignet haben. So müssen am 1. August 2018 Polizisten am Ende einer eskalierten Auseinandersetzung mit dem Einsatz ihrer Schusswaffe drohen. Die Beamten waren von einem 15-jährigen Syrer mit einer Messerklinge bedroht und mit einer Flasche beworfen worden. Unmittelbar zuvor war es auf dem Bahnhofsvorplatz zu einer Rangelei gekommen. Der Jugendliche und ein 20-jähriger Syrer hatten Reisende angepöbelt, Polizisten fesselten den Älteren der beiden und nahmen ihn in Gewahrsam. Dabei nahm der 15-Jährige den Beamten ein Funkgerät weg und zerstörte es.
Am Abend des 28. Oktober 2018 eskalierte ein Streit zwischen zwei Asylbewerbern aus Eritrea vor dem Hauptbahnhof. Einer der beiden Beteiligten zieht dabei ein Messer und sticht auf seinen Kontrahenten ein. Dieser wird schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert.
Am 1. Dezember 2018 werden zwei Sicherheitsmitarbeiter am Abend vor dem UCI-Kino von Unbekannten angegriffen und verletzt. Die Tatverdächtigen gehören zu einer Gruppe, die sich vor dem Kino aufhält und Passanten belästigt. Eine Frau gibt gegenüber den Mitarbeitern an, von jemandem aus der Gruppe bespuckt worden zu sein. Als die Sicherheitsmitarbeiter die Gruppe daraufhin zum Verlassen des Bahnhofs auffordern, werden sie attackiert. Mindestens zwei Angreifer sollen eines der Opfer dabei mehrfach gegen Kopf und Kiefer geschlagen und dessen Oberbekleidung zerrissen haben. Der zweite Sicherheitsmitarbeiter wird getreten.
Stadt leitet keine Maßnahmen ein
Insgesamt sind den PNN seit Ende Juli 13 schwere Gewaltvorfälle am Hauptbahnhof und auf der Freundschaftsinsel bekannt geworden – so viele wie von keinem anderen Ort der Stadt. Neue Maßnahmen im Umfeld des Bahnhofs oder auf der Freundschaftsinsel leitet die Stadt zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht ein. Für die Sicherheit im Hauptbahnhof ist dagegen die Bundespolizei verantwortlich.
„Wir sind in Gesprächen mit Polizei, Bundespolizei und den Betreibern der Bahnhofspassagen, was wir dort gemeinsam tun können“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Auch das Thema Alkoholkonsum soll dabei auf der Tagesordnung stehen. Im Moment seien aber noch keine Maßnahmen getroffen worden, so Brunzlow. Auch wegen zahlreicher Vandalismusfälle hatte die Stadt zwar geprüft, Überwachungskameras auf der Freundschaftsinsel zu installieren. Passiert ist das aber bislang nicht, bestätigte der Stadtsprecher.
Bislang war es vor allem die rechtspopulistische AfD, die die Gewalttaten rund um den Hauptbahnhof thematisierte – wohl auch, um anlässlich der Kommunalwahl im Mai politisches Kapital aus den Vorfällen zu schlagen. Sie hatte eine „Sicherheitszone“ rund um den Hauptbahnhof gefordert. Laut AfD-Forderung sollen vor Ort Alkohol und Waffen unter Strafe verboten sein und die Polizei verstärkt kontrollieren. Eine solche Zone ist bereits in Cottbus rund um den Stadtplatz eingerichtet worden.
Die ganze Chronik der Gewalt-Vorfälle seit Ende Juli:
(Eine laufend aktualisierte Version finden Sie hier)
- 28. Juli 2018: Auseinandersetzung mit Flaschen und Fäusten
Eine verbale Auseinandersetzung zwischen einem Mann und einer Frau führt zu einer größeren Schlägerei auf der Freundschaftsinsel. Ein Zeuge schildert den PNN: „Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen mit je drei bis vier Leuten mit mutmaßlichem Migrationshintergrund, in der Fäuste und Flaschen flogen.“ Unmittelbar nach der Tat kann die Polizei zwei Tatverdächtige festnehmen: einen 15-Jährigen aus Syrien und einen 27-Jährigen aus dem Iran.
- 1. August 2018: Polizisten müssen mit Schusswaffe drohen
Polizisten müssen am Ende einer eskalierten Auseinandersetzung mit dem Einsatz ihrer Schusswaffe drohen. Die Beamten waren im Hauptbahnhof von einem 15-jährigen Syrer mit einer Messerklinge bedroht worden. Zuvor war es auf dem Bahnhofsvorplatz zu einer Rangelei gekommen. Der Jugendliche und ein 20-jähriger Syrer hatten Reisende angepöbelt, Polizisten fesselten den Älteren der beiden und nahmen ihn in Gewahrsam. Dabei nimmt der 15-Jährige den Beamten ein Funkgerät weg und zerstört es. Darauf reagieren die Polizisten mit Pfefferspray. Kurz darauf kehrt der Gewalttäter mit zwei Pflastersteinen in den Händen zum Vorplatz zurück, bewirft die Beamten mit einer Flasche und zückt die Messerklinge. Erst als die Beamten mit der Schusswaffe drohen, lässt sich der 15-Jährige widerstandslos festnehmen. Einer der eingesetzten Polizisten erleidet eine Prellung am Unterarm, als er den Flaschenwurf in Richtung seines Kopfes abwehrt.
- 16. August 2018: Auf dem Bahnhofsvorplatz niedergeschlagen
Zwei Männer im Alter von 30 und 28 Jahren verletzen einen 23-Jährigen auf dem Bahnhofsvorplatz schwer. Der Betroffene wird getreten und mit Faustschlägen traktiert. Die Verdächtigen sollen auch weitergetreten haben, als der Geschädigte schon am Boden lag.
- 19. August 2018: Sexualdelikt auf der Freundschaftsinsel
Ein 18-jähriger Afghane soll auf der Freundschaftsinsel eine 19-jährige Stahnsdorferin sexuell bedrängt haben. Mehrfach versucht er, die junge Frau zu küssen und zu berühren. Anschließend drängt er sie in ein Gebüsch, wo er wieder versucht, die Frau zu küssen und sexuelle Handlungen gegen ihren Willen vorzunehmen.
- 20. August 2018: Schwerer Raubüberfall am Hauptbahnhof
Gegen 19 Uhr werden ein 39-Jähriger aus Falkensee und ein Begleiter am Hauptbahnhof von drei jungen Afghanen überfallen. Sie stehlen ihm die Geldbörse und das Handy. Einer der Männer wird geschlagen, bis er zu Boden geht, dann sollen die Angreifer noch in Richtung seines Kopfes getreten haben. Die Polizei nimmt drei tatverdächtige Afghanen im Alter von 16, 17 und 18 Jahren vorläufig wegen schweren Raubes fest.
- 4. September 2018: 16-Jährige auf der Freundschaftsinsel verprügelt
Im Bereich der Freundschaftsinsel wird eine 16-Jährige verprügelt. Sie war mit einer Bekannten in Streit geraten und umgeschubst worden, anschließend schlagen sie zwei Angreifer krankenhausreif. Die Polizei leitet Ermittlungen gegen zwei 14 und 16 Jahre alte gebürtige Potsdamer ein.
- 16. September 2018: Schlägerei auf der Freundschaftsinsel
Ein 25 Jahre alter und stark alkoholisierter Afghane spricht auf der Freundschaftsinsel zwei junge Frauen provozierend an. Daraufhin kommt es zum Streit mit einem weiteren, 21-jährigen Afghanen. Ein 14-jähriger Teenager aus Russland will dazwischengehen und seinen 21-jährigen Begleiter beschützen. Daraufhin wird auch er von dem 25-Jährigen getreten und geschlagen. Als sie bemerken, dass die Polizei gerufen wurde, trennen sich die Kontrahenten.
- 22. Oktober 2018: Mit Glasflasche attackiert
Ein 23-jähriger Syrer wird am Hauptbahnhof am Ausgang zur Babelsberger Straße von einer Gruppe – laut Polizei „augenscheinlich ausländisch – attackiert. Einer der Angreifer schlägt dem Syrer zweimal mit einer Bierflasche auf den Kopf und anschließend mit der Faust ins Gesicht.
- 28. Oktober 2018: Nach Messerstichen ins Krankenhaus
Am Abend eskaliert ein Streit zwischen zwei Asylbewerbern aus Eritrea vor dem Hauptbahnhof. Einer der beiden Beteiligten zieht dabei ein Messer und sticht auf seinen Kontrahenten ein. Dieser wird schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert.
- 18. November 2018: Mit zerschlagener Glasflasche angegriffen
Eine Schlägerei zwischen einem Russen und drei Afghanen sorgt nachts für einen Großeinsatz der Polizei vor dem Bahnhofsgebäude. Der 33-jährige Russe war mit seiner Freundin aus ungeklärter Ursache mit den drei Afghanen in Streit geraten, der in der Schlägerei mündete. Einer der drei Afghanen zerschlägt dabei eine Glasflasche und verletzt den 33-Jährigen damit an der Hand. Die drei Afghanen im Alter von 17, 18 und 19 Jahren werden von der Polizei in Gewahrsam genommen. Sie waren zum Teil erheblich alkoholisiert.
- 1. Dezember 2018: Sicherheitsmitarbeiter attackiert
Zwei Sicherheitsmitarbeiter werden am Abend vor dem UCI-Kino im Hauptbahnhof von Unbekannten angegriffen und verletzt. Die Tatverdächtigen gehören zu einer Gruppe, die sich gegen 19.30 Uhr vor dem Kino aufhält und Passanten belästigte. Eine Frau gibt gegenüber den Sicherheitsmitarbeitern an, von jemandem aus der Gruppe bespuckt worden zu sein. Als die Sicherheitsmitarbeiter die Gruppe daraufhin zum Verlassen des Bahnhofs auffordern, werden sie angegriffen. Mindestens zwei Angreifer sollen eines der Opfer dabei mehrfach gegen Kopf und Kiefer geschlagen und dessen Oberbekleidung zerrissen haben. Der zweite Sicherheitsmitarbeiter wird getreten. Einen der beiden Angreifer konnten die Mitarbeiter beschreiben: Der Mann war etwa 20 bis 25 Jahre alt, 1,80 bis 1,85 Meter groß, schlank und hatte ein südländisches Erscheinungsbild. Er trug einen leichten Bart und sprach gebrochen Deutsch.
- 7. Dezember 2018: Sexuelle Belästigung
Eine junge Journalistin schildert auf Twitter, dass ein Unbekannter sie aus einer Gruppe heraus versuchte, sexuell zu berühren. Tatort: der Hauptbahnhof.
- 20. Dezember 2018: Mit Pfefferspray besprüht
Ein 35-Jähriger wird im Hauptbahnhof von einem Unbekannten nach einer Zigarette gefragt und leicht bedrängt. Der Mann schubst den Fremden daraufhin von sich, der wiederum zückt ein Pfefferspray und besprüht den 35-Jährigen damit.
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