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Abgeblockt. Nia Grant (l.) ging im vierten Satz voran und sorgte maßgeblich dafür, dass sich der SCP in den Tie-Break rettete. 
© Gerhard Pohl

SC Potsdam unterliegt Roten Raben Vilsbiburg: Spannung pur in der Volleyball-Bundesliga der Frauen

Der SC Potsdam verlor einen Volleyball-Thriller gegen die Roten Raben Vilsbiburg. Statt den vierten Platzin der Bundesliga-Hauptrunde zu sichern, droht den Potsdamerinnen nun am letzten Hauptrundenspieltag gar das Abrutschen auf Rang sechs.

Potsdam - Es hätte alles ganz einfach sein können. Die Rechnung war simpel. Im Falle eines Heimsieges am Samstag gegen Verfolger Rote Raben Vilsbiburg wären die Volleyballerinnen des SC Potsdam sicher Vierter der diesjährigen Bundesliga-Hauptrunde gewesen und hätten damit ihr bestes Ergebnis der Vereinsgeschichte eingestellt. Doch im Sport ist nichts einfach. Und der Konjunktiv wertlos. 2:3 (20:25, 25:14, 21:25, 25:22, 13:15) unterlag Potsdam. Diebisch entführten die Roten Raben den Sieg aus der MBS-Arena und brachten sich durch einen weiteren Erfolg am Sonntag beim VCO Berlin (3:0) nun aufgrund der vermeintlich leichtesten Abschlussaufgabe in die vielversprechendste Position im Kampf um Rang vier. „Vilsbiburg war besser. Wir waren nicht clever genug“, sagte SCP-Sportdirektor Toni Rieger nach der Partie.

Da hatten er, Teammanager Eugen Benzel und viele Potsdamer Fans längst ihre Smartphones gezückt. Alle mussten beim Blick auf die Tabellenlage vor dem letzten Hauptrundenspieltag feststellen, dass es „außergewöhnlich eng und kompliziert zugeht“, so Benzel. Der SCP, der am Samstag beim Spitzenreiter Allianz MTV Stuttgart ran muss, ist Vierter. Noch. Aber es droht sogar das Abrutschen auf Platz sechs (siehe unten).

SCP-Sportdirektor Toni Rieger zeigt sich trotzig

Damit würde nicht nur der für die Top 4 gesicherte Heimvorteil in einem möglichen dritten Viertelfinal-Playoffspiel verloren gehen, sondern auch der Kontrahent für diese Serie theoretisch schwerer werden. Rang vier trifft auf fünf, während der Sechste es mit dem Dritten zu tun bekommt – das wird der Dresdner SC sein, gegen den die Potsdamerinnen diese Saison zweimal klar unterlegen waren. „Na und“, gab sich Rieger trotzig. „Egal, ob zu Hause oder auswärts, egal, gegen wen: Im Viertelfinale braucht man zwei Siege, um weiterzukommen. Das ist unser Ziel – und von dem lassen wir uns unabhängig von der Konstellation nicht abbringen“, möchte Rieger im zehnten Potsdamer Bundesligajahr erstmalig ins Halbfinale. 

Einen Vorgeschmack auf die brisante Playoffphase bekamen am Samstag die beiden Teams und die 1241 Zuschauer. „Das war schon wie ein Kampf um alles oder nichts“, sagte SCP-Kapitänin Anne Hölzig. Es hatte sich am hohen Netz ein Match entwickelt, das den Spannungsgehalt eines Hitchcock-Thrillers hatte. Quasi ein Re-Make von „Die Vögel“ mit den Roten Raben und den Brandenburger „Rothemden“ als Protagonisten. 

"Wir haben den Ball überhaupt nicht mehr tot bekommen"

Schon im ersten Satz ging es mit wechselnden Führungen hin und her, die Gäste sicherten sich den Durchgang. Das konterte der SCP krachend, glich aus, gab dann aber den dritten Satz wieder ab. Und nach dem erneuten Seitenwechsel lief zunächst alles auf einen vorzeitigen Sieg von Vilsbiburg hinaus. 22:18 lagen die Raben bereits vorn, ehe Potsdam – angeführt durch die starke US-Amerikanerin Nia Grant – mit einer famosen Blockverteidigung noch das Geschehen drehte. „In dieser Drucksituation so zurückzukommen, ist herausragend“, meinte Rieger. Das beflügelte. Im Tie-Break führte der SCP 6:4. Aber der Rivale hielt dagegen. „Wir haben insgesamt zu viele Fehler gemacht“, analysierte Hölzig. „Am Ende hat Vilsbiburg super abgewehrt – wir haben da den Ball überhaupt nicht mehr tot bekommen, nicht gepunktet.“ Die bittere Niederlage war besiegelt und damit an Potsdams vierter Position im Klassement gerüttelt. 

Diese dennoch zu behaupten, ist mit einer enormen Herausforderung verbunden. Der letzte Hauptrundengegner ist Stuttgart, der Erstplatzierte, der im Fernduell mit Schwerin seinen vordersten Rang ebenso verteidigen möchte. „Wir fahren da trotzdem selbstbewusst hin“, betonte die Kapitänin. Im Hinspiel, dass knapp 2:3 verloren ging, „haben wir gezeigt, dass wir mit ihnen mithalten können“. Der seit Dezember in Potsdam tätige Cheftrainer Guillermo Hernandez wird zudem versuchen, seine persönliche Extraportion Motivation auf das märkische Team zu übertragen. Der Spanier arbeitete von 2013 bis 2017 durchaus erfolgreich beim Allianz MTV. Die Trennung damals verlief aber nicht unbedingt harmonisch. Bei seiner ersten Rückkehr nach Stuttgart wird der Heißsporn darauf brennen, mit dem SCP Spielverderber zu sein. 

+++ Die Szenarien für Potsdams Platzierungen +++

Vier Mannschaften kämpfen am letzten Hauptrundenspieltag der Frauenvolleyball-Bundesliga um Tabellenplatz vier. Noch hat der SC Potsdam diesen mit 37 Punkten und bisher elf Saisonsiegen inne. Es folgen die Roten Raben Vilsbiburg (35/zwölf Siege) sowie der USC Münster (zwölf Siege) und die Ladies in Black Aachen (elf Siege), die beide jeweils 34 Zähler haben und zum Abschluss direkt aufeinandertreffen. Vilsbiburg spielt derweil gegen den Vorletzten Schwarz-Weiß Erfurt, Potsdam muss beim Spitzenreiter Allianz MTV Stuttgart ran. 

Sollten Teams am Ende punktgleich sein, entscheidet die höhere Anzahl der Siege. Die PNN geben einen Überblick zu den möglichen Szenarien beim Hauptrundenabschluss. Zur Erklärung: 3:0- und 3:1-Siege werden mit drei Punkten belohnt, ein 3:2 bringt zwei Punkte und eine 2:3-Niederlage wenigstens noch einen Zähler.

Der SC Potsdam bleibt Vierter, wenn...
- ... er gewinnt.
- ... er zumindest einen Punkt holt und Vilsbiburg maximal nur zwei Punkte.
- ... er sowie Vilsbiburg verlieren und im direkten Duell zwischen Münster und Aachen die Punkte nach den maximal fünf Sätzen geteilt werden.

Der SC Potsdam ist Fünfter, wenn...
- ... er einen Punkt holt, aber Vilsbiburg drei Punkte einfährt.
- ... er sowie Vilsbiburg verlieren und im direkten Duell zwischen Münster und Aachen ein Team drei Punkte holt. 

Der SC Potsdam ist Sechster, wenn...
- ... er verliert, Vilsbiburg gewinnt und im direkten Duell zwischen Münster und Aachen ein Team drei Punkte holt.

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