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Angriffslustig. In der Frauen-Bundesliga punktet keine andere Volleyballerin so häufig wie Potsdams Marta Drpa.
© Julius Frick

Volleyball-Top-Spiel SC Potsdam gegen Dresdner SC: Rütteln an den Kräfteverhältnissen

Seit Jahren bilden der Schweriner SC, Allianz MTV Stuttgart und Dresdner SC die Phalanx in der Hauptrunde der Frauenvolleyball-Bundesliga. Diese Saison könnte der SC Potsdam diese durchbrechen. Am Mittwochabend kommt es zum Kracher gegen Dresden. 

Potsdam - Beeindruckt, gut unterhalten, aber gleichsam etwas schwermütig waren Eugen Benzel und Toni Rieger am Sonntag. Der Teammanager und Sportdirektor des Bundesligisten SC Potsdam saßen zusammen mit mehr als 10.000 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena beim Finaltag um die Deutschen Volleyball-Pokale. „Das war ein tolles Event. Es hat jedoch auch weh getan, denn wir wussten, wie nah wir dran waren, dort unten erstmalig selbst Protagonisten zu sein“, erzählt Benzel mit Verweis darauf, dass Potsdam im Halbfinale ganz knapp dem Schweriner SC unterlegen war. Nun holte der Club aus Mecklenburg-Vorpommern den Cup gegen Allianz MTV Stuttgart und richtete anschließend humorvoll den Dank an den SCP, überhaupt das Endspiel erreicht zu haben. „Das Finale bleibt unser Traum“, betont Benzel. „Aber das Gute ist: Wir können ja dieses Jahr noch auf andere Weise Geschichte als SC Potsdam schreiben.“

Vor allem lautet das Ziel, zum ersten Mal bis ins Playoff-Halbfinale der Deutschen Meisterschaft zu kommen. Aber auch schon zuvor, in der Hauptrunde, kann das Brandenburger Team ein Novum schaffen. Denn fünf Spieltage vor deren Ende sind die Potsdamerinnen gut im Rennen um den dritten Platz. Bisher war Rang vier aus der Saison 2016/17 das beste Abschneiden der Clubhistorie. Ob es für ein neues Top-Resultat reicht, hängt stark von der Bundesliga-Spitzenpartie am Mittwochabend ab. Der SC Potsdam empfängt als derzeitiger Tabellenvierter mit zwei Punkten Rückstand den drittplatzierten Dresdner SC in der MBS-Arena (Beginn: 19.10 Uhr/Fernseh-Live-Übertragung bei Sport1). „Wir hatten jetzt eineinhalb Wochen spielfrei – und konnten es dabei quasi nicht abwarten, dass dieses Duell endlich steigt“, versprüht Eugen Benzel Vorfreude. Er hofft auf eine stattliche Kulisse von über 1000 Zuschauern.

Fünf Siege in Folge - aber jetzt geht es gegen die Top-Teams

Guillermo Henandez lässt verlauten, dass sein Team dieser Tage „extrem konzentriert und gut“ arbeite. Der Spanier hatte im Dezember den Cheftrainerposten beim SCP von Davide Carli (Abgang aus „persönlichen Gründen“) übernommen und erlebte gleich in seinem ersten Match das bittere Pokal-Aus. Nur drei Tage später folgte Hernandez’ Potsdam-Bundesligadebüt – gegen Dresden. Nach dem kräfte- und nervenraubenden Cup-Fight gingen die Gäste jedoch in Elbflorenz 0:3 unter. „Jetzt treffen sich beide Mannschaften ordentlich erholt. Das sind ganz andere Voraussetzungen“, sagt Benzel. Ohnehin sei das Team vom Luftschiffhafen längst mit dem neuen Coach an der Seite stabiler und reifer geworden.

Das bekräftigte auch Toni Rieger unlängst. Nach dem Trainerwechsel hatte die Potsdamer Truppe einige holprige Phasen erlebt, etliche Punkte für eine noch bessere Lage trotz Führungen liegen lassen, doch der Sportdirektor beschwichtigte. „So ein Umbruch braucht eben Zeit. Normalerweise bräuchte ein neuer Trainer zwei intensive Monate Vorbereitung, um seine Ideen richtig einzubringen“, sagte Rieger. „Guillermo Hernandez kann aber nur Stück für Stück zwischen den Spielen daran feilen. Aber die täglichen Fortschritte sind eindeutig.“ Und sie sorgen für Ertrag. Die vergangenen fünf Ligapartien gewann der SCP.

Hauptaufgabe: Den vierten Platz absichern

Allerdings gegen fast ausschließlich klar schwächer einzuschätzende Kontrahenten. In den letzten fünf Hauptrundenduellen geht es nun wiederum unter anderem gegen die drei aktuell Bestplatzierten aus Stuttgart, Schwerin und Dresden. Vielleicht sogar ein Vorteil für Potsdam. „Unsere Mädels kommen oft besser zurecht, wenn sie nicht der Favorit sind“, meint Eugen Benzel. „Sie spielen dann frei auf.“ Den Dresdnerinnen, so glaubt er, werde es am Mittwochabend ganz anders ergehen, sie seien in einer Drucksituation. Nach dem Jahreswechsel schwächelte der fünffache Deutsche Meister aus Sachsen nicht nur mit einer Pleite gegen Schwerin, sondern auch mit Niederlagen gegen Aachen, Vilsbiburg und Straubing, also Teams aus dem Tabellenmittelfeld beziehungsweise sogar -keller. Das sorgt für das drohende Abrutschen aus den Top 3. Nicht zu dieser Gruppe bei Hauptrundenabschluss gehörte der DSC in der Saison 2009/10, dem Potsdamer Premierenjahr in der 1. Bundesliga. Zudem wurde in den vergangenen vier Spielzeiten das Bundesliga-Spitzentrio bei verschiedenen Reihenfolgen stets durch Schwerin, Stuttgart und Dresden gebildet.

Diese Phalanx zu durchbrechen, sei ein großer Reiz, sagt Benzel. „Das wird sicherlich für die eine oder andere bei uns auch ein besonderer Motivationskick sein. Aber ehrlicherweise wollen wir gar nicht so sehr nach oben schauen.“ Primäres Augenmerk liege jetzt darauf, den vierten Platz zu sichern, um im Viertelfinale nach dem Modus „Best of three“ falls notwendig zweimal Heimrecht gegen den Fünften zu haben. Derzeit sind das die Ladies in Black Aachen. „Auf die haben wir schon ein ganz ordentliches Polster.“ Fünf Punkte beträgt der Vorsprung. Doch selbst den Achtplatzierten Rote Raben Vilsbiburg, der neun Zähler zurückhängt, hat Benzel noch wegen dessen vermeintlich leichtem Restprogramm auf der Rechnung. „Die Liga ist irre“, weiß er einzuschätzen. „Da sind dieses Jahr viele Vereine sehr eng zusammengerückt.“ Und der SC Potsdam mittendrin.

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