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Boom. Potsdams Silvana Chausheva ragte mit 20 Punkten heraus.
© Gerhard Pohl

Heimspiel-Doppelpack des SC Potsdam: Raus aus dem Spielchaos

Den Bundesliga-Spitzenreiter Allianz MTV Stuttgart haben die Volleyballerinnen des SC Potsdam an den Rand seiner ersten Saisonniederlage gebracht. Eine Ursache für die Leistungssteiergung des SCP ist Entschleunigung beim Systemwechsel. Nun geht es gegen den VC Wiesbaden weiter.

Potsdam - Sechster gegen Neunter. Was zunächst nicht gerade nach der brisantesten Konstellation für ein Spiel aussieht, hat am Sonntag in der Frauenvolleyball-Bundesliga aber durchaus seine reizvolle Note. Wenn der SC Potsdam zum Rückrundenstart den VC Wiesbaden empfängt (Beginn: 16 Uhr/MBS-Arena), dann ist es das Duell der beiden einzigen Teams, die während der Hinserie dem ungeschlagenen Tabellenführer Allianz MTV Stuttgart zumindest einen Punktverlust zufügen konnten. Wiesbaden gelang dies am ersten Spieltag mit einem 2:3, den Potsdamerinnen am Mittwochabend durch dasselbe Endresultat.

Der große Coup in Form eines Sieges blieb zwar aus, doch die klare Leistungssteigerung im Vergleich zum desolaten Auftritt vier Tage zuvor in Vilsbiburg stimmte zufrieden. „Die Mannschaft hatte angekündigt, die richtige Reaktion zeigen zu wollen. Und sie hat es getan“, sagte SCP-Teammanager Eugen Benzel. „Das spricht für ihren Charakter.“ Eine gesunde Selbstkritik und Selbstreflexion hatten die Spielerinnen bereits nach dem Vilsbiburg-Debakel verkörpert. Um 4 Uhr in der Nacht war der Tross aus Niederbayern zurückgekehrt. Aber statt den üblichen freien Tag der Regeneration nutzen zu wollen, forderte das Team gleich für den Nachmittag die nächste Trainingsrunde ein. Zudem wurden analytische Gespräche geführt. 

Hernandez will wie die Top-Teams spielen lassen

In denen musste auch Cheftrainer Guillermo Hernandez einräumen, dass sein Versuch des Systemwandels nach Amtsantritt Mitte Dezember nicht so forsch umgesetzt werden kann, wie er es erhofft hatte. Der SCP hatte zuvor unter Davide Carli verstärkt auf längere Zuspiele gesetzt, Hernandez ist hingegen Verfechter der kurz und schnell gespielten Bälle – so wie es die deutschen Top-Teams Schwerin, Dresden und Stuttgart praktizieren. In Stuttgart hatte er das selbst von 2013 bis 2017 erfolgreich etabliert. „Aber hier bei uns hat das bisher noch nicht so geklappt“, sagte Benzel. „Die Umstellung führte dazu, dass teilweise Chaos auf dem Feld herrschte.“ Coach und Team verständigten sich nun darauf, einen Schritt zurückzugehen, die Implementierung der Hernandez-Philosophie etwas langsamer angehen zu lassen, um dann perspektivisch wieder mehr Schritte voranzukommen.

Gegen den Spitzenreiter aus Schwaben war die Wirkung am Mittwoch bereits zu erkennen. Auch dank verbesserter Einstellung präsentierten sich die Gastgeber vor 714 Zuschauern in der MBS-Arena spielerisch stabiler. Trotz zwischenzeitlicher Vier-Punkte-Führung ging der erste Satz verloren , doch die nachfolgenden beiden Durchgänge sicherte sich Potsdam überzeugend. Dem Stuttgarter Club, der in den vorhergehenden zehn Ligapartien insgesamt nur drei Sätze abgegeben hatte, dermaßen in Stress versetzt zu haben, genoss Guillermo Hernandez sichtlich. Sein Abgang beim Allianz MTV verlief damals nichts sonderlich harmonisch. 

Im Tie-Break "den Tod gestorben"

Und gern hätte der Spanier seinem Ex-Verein auch die erste Saisonniederlage beigebracht. Aber mit zunehmender Zeit ging beim SCP die Puste aus, die Konzentration und Nervenstärke verloren. Vor allem im Tie-Break (3:15) klappte fast nichts mehr. „Da sind wir den Tod gestorben“, haderte Mittelblockerin Nia Grant, die einst für Stuttgart am Netz stand. „Wir müssen lernen, Spiele ins Ziel zu bringen. Das ist ein Problem von uns.“ Viermal schon unterlag ihr Team dieses Spieljahr nach fünf Sätzen. „Ein Punkt gegen Stuttgart ist gut“, wollte die US-Amerikanerin betont festhalten. Allerdings: „Wir hatten die Chance zu mehr. Das wir die nicht genutzt haben, enttäuscht uns.“

Es schürt zugleich den Ehrgeiz. „Wir haben wieder unser Potenzial gezeigt. Das stärkt das Vertrauen in uns“, meinte Nia Grant. „Wichtig ist, dass wir das jetzt konstant hinbekommen.“ Womit die Aufgabe für Sonntag gegen Wiesbaden definiert ist. Dann hofft Guillermo Hernandez, zum ersten Mal als SCP-Cheftrainer einen Sieg an der Seitenlinie zu erleben. Von den bisherigen sechs Matches, die in seine Amtszeit fielen, wurden fünf verloren und nur eines (auswärts gegen Suhl) gewonnen. Doch da war Hernandez nicht dabei, sondern mit seinem Zweitjob – Coach der griechischen Nationalmannschaft – beschäftigt.

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