Zukunft der Potsdamer Mitte: Soziale Pläne für die Potsdamer Mitte
Für private Investoren bleibt bei Entwicklung des Areals rund um den Alten Markt immer weniger übrig. Das könnte das Bürgerbegehren "Potsdamer Mitte neu denken" ausbremsen.
Potsdam - Das Gesicht der Potsdamer Mitte könnte künftig maßgeblich von Gebäuden geprägt werden, die in öffentlichem und genossenschaftlichem Eigentum sind. Private Investoren könnten bei der Neugestaltung auf dem Stadtgrundriss aus der Vorkriegszeit eine nachrangige Rolle spielen. Nachdem kürzlich bereits vier Potsdamer Genossenschaften mit dem Wohlwollen der Stadtpolitik ihr Interesse an der Bebauung des sogenannten Block III auf dem Gelände der jetzigen Fachhochschule bekundet hatten, zieht nun die kommunale Wohnungsbauholding Pro Potsdam nach.
Das stadteigene Wohnungsunternehmen will sich nämlich auf mehrere Baufelder in der Umgebung der Stadt- und Landesbibliothek – dem sogenannten Block IV – bewerben. Dort sind nach dem im Juni von den Stadtverordneten beschlossenen konkretisierten Leitbautenkonzept auf drei Grundstücken entlang der Friedrich-Ebert-Straße 100 Prozent Sozialwohnungen vorgesehen. Auch im Eckgebäude zur geplanten Schwertfegerstraße sind 50 Prozent Sozialwohnungen gefordert. Weitere Grundstücke im Block IV werden als förderfähig für den sozialen Wohnungsbau eingestuft, sofern die künftigen Eigentümer dies wünschen. Daran halte man fest, sagte Pro Potsdam-Geschäftsführer Bert Nicke am Freitag den PNN.
Städtische Pro Potsdam will selbst auf Staudenhof-Gelände bauen
Diese mietpreis- und belegungsgebundenen Wohnungen wurden bisher als Ersatz für die billigen Wohnungen im benachbarten Plattenbau im Staudenhof angesehen. Der genießt zwar noch bis Ende 2021 Bestandschutz – danach jedoch soll der betagte Wohnblock planiert werden. Aber anschließend soll die Fläche – der sogenannte Block V – keinesfalls privatisiert werden. Stattdessen will die Pro Potsdam dort selbst weitere Sozialwohnungen neu bauen. Genaue Planungen zum Umfang der Investition oder zu Anzahl und Größe der Wohnungen gebe es noch nicht, sagte Nicke. Dazu sei es noch zu früh. Außerdem müsse man abwarten, in welchem Umfang ab dem Jahr 2022 Wohnungsbaufördermittel bereitstehen.
Sollte das Staudenhofgrundstück nicht privatisiert werden, habe das keine Auswirkungen auf die Sanierung der restlichen Mitte. Es gehört ohnehin der Pro Potsdam und ist auch nicht Bestandteil des Treuhandvermögens. Anders als bei den Blöcken III und IV sind keine Einnahmen aus einem möglichen Grundstücksverkauf eingeplant. Um auf dem historischen Stadtgrundriss zu bauen, müsste die Pro Potsdam lediglich einige Flächen von der Stadt erwerben, über die derzeit Wege verlaufen.
Im September entscheidet das Stadtparlament über das Bürgerbegehren
Die Pläne der Pro Potsdam sowie der Vorstoß der Genossenschaften kommt für die Stadtverwaltung und die Rathauskooperation zur rechten Zeit: Denn aktuell läuft auch das Bürgerbegehren gegen den Abriss von DDR-Bauten in der Potsdamer Mitte und gegen die Privatisierung öffentlicher Grundstücke, das die Pläne nach dem Leitbautenkonzept unmöglich machen würde. Mehr als 14 000 Potsdamer hatten dafür unterschrieben. In ihrer Sitzung Anfang September müssen sich die Stadtverordneten damit beschäftigen. Lehnen sie die Forderungen erwartungsgemäß ab, folgt im November wohl ein Bürgerentscheid. Potsdam stünde im Herbst ein Wahlkampf bevor. Dabei könnten überwiegend öffentliche und genossenschaftliche Bauherren in der Mitte als Argument gegen die Forderungen des Bürgerbegehrens dienen.
Bei der Initiative „Potsdamer Mitte neu denken“, die das Bürgerbegehren initiiert hatte, zeigte man sich am Freitag etwas überrascht. Die jüngsten Entwicklungen wollte man zunächst intern diskutieren und dann an die Öffentlichkeit treten, so Sprecher Steffen Pfrogner. Bei der Potsdamer Linken, die das Bürgerbegehren unterstützt hatte, deutet man den neuen Trend zum sozialen Wohnungsbau in der Potsdamer Mitte als Erfolg. „Dank des gesellschaftlichen Drucks – vor allem im Zuge des Bürgerbegehrens – vollzieht sich langsam ein Wandel hin zum sozialem Denken bei den Protagonisten der Historisierung der Innenstadt“, sagte Parteichef Sascha Krämer. Er forderte, die Absichtserklärungen der Pro Potsdam mit einem Beschluss der Stadtverordneten bindend zu machen. Sonst gebe es keine Garantie, dass nicht am Ende „so teuer wie irgend möglich verkauft“ werde. Den Abriss des Staudenhofs sieht Krämer auch weiterhin kritisch. Mit Fördergeldern sei auch eine Sanierung wie in der Heidesiedlung möglich.
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Warum musste die Bürgerinitiative „Potsdamer Mitte neu denken“ erst mehr als 14 000 Unterschriften sammeln, bevor die Pro Potsdam ihren größten Trumpf zieht? Ein Kommentar >>
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