Haken und hängen: SC Potsdam kassiert im Duell mit dem Meister die erste Saisonniederlage
Viel vorgenommen, wenig umgesetzt: In der Frauenvolleyball-Bundesliga musste der SC Potsdam einen Dämpfer hinnehmen - klar ging das Spitzenspiel gegen Allianz MTV Stuttgart verloren. Und nun wartet bereits die nächste schwere Aufgabe.
Guillermo Hernandez wollte sich erst einmal die Statistiken zum Spiel anschauen. Auf einem Tablet-Computer tippte und wischte er durch die Kategorien. Was er sah, gefiel ihm nicht. Dann stieg sein Unmut noch weiter, weil das Gerät hakte. Der Volleyballtrainer des Frauen-Bundesligisten SC Potsdam hämmerte frustriert mit seinem Finger auf dem Bildschirm herum. Keine Regung. Aufgehängt.
Es passte zu diesem Samstagabend. Irgendwie wollte nichts so recht klappen. 0:3 (20:25, 22:25, 17:25) unterlag das Hernandez-Team in der heimischen MBS-Arena dem amtierenden Deutschen Meister Allianz MTV Stuttgart und kassierte damit nach zuvor vier Siegen die erste Pflichtspielniederlage der Saison.
SCP mit vielen Fehlern und ohne Kontinuität
Der Potsdamer Coach, der von 2013 bis 2017 selbst in Stuttgart tätig gewesen war und den Club nach oben geführt hatte, haderte mit der Vorstellung seiner Mannschaft. „Wir hatten uns eine Menge vorgenommen – und dann kommt so etwas heraus. Das ist enttäuschend“, sagte Hernandez. „Wir waren nicht gut in der Annahme, unsere Aufschläge kamen schrecklich.“ Schlichtweg zu viele Fehler seien passiert, „was bei einem solchen Gegner am Ende zu einer klaren Pleite führt“.
Vor 1378 Zuschauern hatten die „Rothemden“ zunächst gut begonnen. 6:4 lagen sie im ersten Satz vorne, dann kam der erste Einbruch. Die Gäste punkteten viermal nacheinander und bauten anschließend ihre Führung weiter aus. „Im gesamten Spiel hatten wir immer wieder Phasen, in denen Stuttgart uns weggezogen ist. Das konnten wir nicht mehr beheben“, sagte Mittelblockerin Lisa Gründing. Hernandez hob ebenfalls die mangelnde Kontinuität hervor: „Wenn wir einen Punkt gemacht haben, folgte gleich wieder ein Fehler. Stuttgart hat hingegen Serien geschafft.“
SCP-Verantwortliche und -Fans ärgern sich über Schiedsrichter
Das geschah in den Augen der Potsdamer Clubverantwortlichen und Fans allerdings auch dank fremder Hilfe. Gerade im ersten und zweiten Satz sorgten mehrere Schiedsrichterentscheidungen für Entsetzen im SCP-Lager. „Da war viel Falsches dabei. Das hat mich geärgert“, monierte Hernandez. In dem Mann von der Vulkaninsel Teneriffa hatte es an der Seitenlinie gebrodelt. „Die Referees haben das Spiel beeinflusst“, sagte er, fügte jedoch sofort hinzu: „Bitte nicht falsch verstehen: Wir haben nicht deswegen verloren – daran waren wir selber schuld.“
Offensiv entfaltete Potsdam einfach zu wenig Power, um die gut organisierte Block- und Feldabwehr der Schwäbinnen zu durchstoßen. Und in der eigenen Verteidigung taten sich zu oft große Lücken auf. Im dritten Satz geschah dann sogar etwas, das diese Saison noch nicht beim Brandenburger Team zu sehen war: Die Moral schien gebrochen, die Gegenwehr ließ nach. „Es war einfach nicht unser Tag“, sagte Gründing. „Jetzt müssen wir schnell wieder zu unserer eigentlichen Stärke finden.“
Am Mittwochabend bei den noch ungeschlagenen Ladies in Black Aachen
Denn bereits am Mittwoch geht es mit der nächsten schweren Aufgabe weiter. Der SC Potsdam gastiert bei den Ladies in Black Aachen (Beginn: 19.30 Uhr) – es ist das Duell der beiden Vereine, die vorige Saison Bronze in der Deutschen Meisterschaft holten. Gründing und auch Zuspielerin Denise Imoudu gehörten damals noch zu den „Schwarzen Damen“, kamen diesen Sommer aber bereits nach einem Jahr zurück an den Luftschiffhafen. Die Erfahrung in Aachen sei eine gute gewesen, betonen beide unisono. Doch seien sie froh, wieder hier zu sein.
Vor dem Gastspiel in der für ihre beeindruckende Stimmung bekannten Sporthalle an der Neuköllner Straße spricht Gründing mit großem Respekt über ihr Ex-Team. „Sie sind super aufgestellt und präsentieren sich bisher sehr stabil“, sagte sie. Aachen ist neben Stuttgart die einzige noch ungeschlagene Mannschaft der Liga. Fünf Siege, darunter die 3:2-Erfolge gegen die Top-Vereine aus Schwerin und Dresden. Wenn der SCP dem Anspruch gerecht werden wolle, auf dem Level dieser Konkurrenten mitzuhalten, möglichst unter die Top vier zu kommen, „müssen wir besser sein als gegen Stuttgart“, sagte Hernandez. „Viel besser.“ Bei der spielerischen Vorstellung darf es dann nicht haken und hängen wie beim Tablet-Computer am Samstag.
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