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Die Turm-Baustelle der Garnisonkirche.
© Ottmar Winter

Eröffnungstermin für Garnisonkirchturm: Rohbau des Turms ist fertig

Die Stiftung Garnisonkirche plant die Eröffnung der Aussichtsplattform für Anfang 2024. Zugleich stellt sich die Fördergesellschaft neu auf.

Potsdam - Der Wiederaufbau des knapp 90 Meter hohen Turms der Garnisonkirche hat viereinhalb Jahre nach dem Baustart ein wichtiges Etappenziel erreicht: „Die Maurerarbeiten sind abgeschlossen und damit der Rohbau fertiggestellt“, sagte der nach längerer Krankheit wieder gesundete Sprecher der Stiftung Garnisonkirche, Wieland Eschenburg, jetzt der Deutschen Presse-Agentur. 

Aussichtsplattform soll barrierefrei erreichbar sein

Nun werde der Sandstein für die Aussichtsplattform in 57 Metern Höhe angebracht. Danach steht laut Eschenburg der Bau der 23 Meter hohen Haube aus Holz und einer Metallkonstruktion an – hier bedarf es aber noch einer Ausschreibung. „Derzeit planen wir die Eröffnung und Inbetriebnahme des Turms Anfang 2024“, kündigte Eschenburg an. Beim Baustart 2017 war man von einer Bauzeit bis Sommer 2020 ausgegangen.  

Hauptattraktion des einstigen Potsdamer Wahrzeichens soll die Aussichtsplattform werden, die barrierefrei mit einem Aufzug zu erreichen ist – es geht aber auch über 365 Stufen zu Fuß bis nach oben. In zwei Etagen über der Kapelle im Erdgeschoss ist Platz für Seminarräume und eine Ausstellung zur Geschichte der einstigen Militärkirche. Aktuell kalkuliert die Stiftung die Gesamtkosten auf 41 Millionen Euro.

Die Vollendung des Turmbaus ist aber noch nicht gesichert. Denn der Bundesrechnungshof hatte kritisiert, die bisherige Förderung durch den Bund in Höhe von 20 Millionen Euro sei ohne ausreichenden Nachweis über die Gesamtfinanzierung des Projekts erfolgt. Daraufhin legte das Haus von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) eine weitere Förderung in Höhe von 4,5 Millionen Euro auf Eis und forderte von der Stiftung entsprechende Nachweise. Die Prüfung der Unterlagen dauere noch an, teilte die Bundesbehörde auf Anfrage mit. 

Ohne diese weiteren Millionen vom Bund bliebe es bei einem Rumpf-Turm. Das Geld wird insbesondere für die Finanzierung der Haube gebraucht. Eschenburg ist aber zuversichtlich, dass der Betrieb des Turms vor allem durch die Einnahmen aus dem Besuch der Aussichtsplattform und die Vermietung der Seminarräume gesichert werden kann. Bis zu 160 000 Besucher könnten nach den geltenden Bestimmungen pro Jahr auf den Turm, sagt Eschenburg. „Bei einem Eintrittsgeld von etwa fünf Euro kommt da schon etwas zusammen.“  

Er sei überzeugt, dass der Nachweis der Wirtschaftlichkeit des Projekts gelingt. Kritiker hatten zuletzt vorgerechnet, dass der Stiftung wegen erwartbarer Kostensteigerungen nicht nur die Mittel für den Weiterbau, sondern auch für den aktuellen Betrieb mit Personalkosten und anderen Ausgaben fehlten.

Kommt das "Haus der Demokratie" neben dem Turm

Von einer originalgetreuen Wiedererrichtung des historischen Kirchenschiffs anstelle des an den Turm angrenzenden ehemaligen Rechenzentrums aus DDR-Zeiten hat die Stiftung schon Abschied genommen. Dafür fehlen erst recht die finanziellen Mittel und ein überzeugendes Nutzungskonzept. Bedarf für eine weitere Kirche besteht in Potsdam nicht. 

Nun soll nach einem von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ausgehandelten Kompromiss geprüft werden, wie das ehemalige Rechenzentrum weitgehend erhalten bleiben und als „Haus der Demokratie“ unter anderem mit einem neuen Plenarsaal für die Stadtverordneten genutzt werden kann.

Fördergesellschaft stellt sich neu auf

Doch auch dieser Vorschlag ist umstritten. Die mögliche neue Vorsitzende der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, die frühere CDU-Stadtverordnete Maike Dencker, stellte sich nun gegen diesen Kompromiss zwischen Stadtspitze, Stiftung Garnisonkirche und Rechenzentrum - zu eben dem „Haus der Demokratie“ auf dem Grundstück des einstigen Kirchenschiffs. Ihr gehe es um den Abriss des Rechenzentrums, aber auch um ein „Kirchenschiff in welcher Form auch immer“, sagte Dencker jetzt im Interview mit der „Märkischen Allgemeinen“

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Als „Minimallösung“ könne sie sich vorstellen, „dass man zumindest den Grundriss und die Kubatur des Kirchenschiffs erhält und dort keinen modernen Bau hinsetzt, der überhaupt nicht ins Stadtbild passt“. Dies könne dann als Begegnungsort oder für Kultur genutzt werden. Dencker stellt sich am Samstag zur Wahl – und würde dann voraussichtlich den Juristen Matthias Dombert ablösen, der den Kompromiss zum „Haus der Demokratie“ mit ausgehandelt hatte. Das hatte bei Anhängern eines Kirchenschiffs für Entsetzen gesorgt.

Am Zugang für die zukünftige Aussichtsplattform auf dem Turm der Garnisonskirche, wird noch gearbeitet.
Am Zugang für die zukünftige Aussichtsplattform auf dem Turm der Garnisonskirche, wird noch gearbeitet.
© Bernd Settnik/dpa

Seit Jahren Debattenthema

Wegen der Vergangenheit als Militärkirche und Treffpunkt rechter Organisationen wenden sich wiederum auch mehrere, selbst christliche Initiativen gegen den Wiederaufbau. Die Gegner sehen in dem historischen Bau ein Symbol des Militarismus und einen Treffpunkt rechtsnationaler Bewegungen in den 1920er und 1930er Jahren. 

Daher will die Stiftung neben der Ausstellung in dem Turm einen Schwerpunkt auf die Bildungs- und Friedensarbeit legen. Seminare mit Schulklassen und Jugendgruppen gibt es schon seit zwei Jahren, soweit die Corona-Lage dies zuließ.

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