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Jürgen Duschka, Pfarrer der Auferstehungsgemeinde Kleinmachnow, feiert den Gottesdienst ohne seine Gemeinde. 
© Mandfred Thomas

Osterfest in der Mittelmark: Osterbotschaft trotz Corona

Ein Abendmahl per Telefonkonferenz, eine Andacht auf Youtube: Ostern wird auch in den Kirchengemeinden in der Mittelmark diesmal ganz anders als sonst gefeiert.

Pfarrer Jürgen Duschka steht am Altar. Gottesdienstbesucher werden keine kommen, der Pfarrer der Auferstehungsgemeinde Kleinmachnow wartet auf den Daumen, der gleich nach oben gehen wird. Das Zeichen der weiteren Person im Raum, dass er loslegen kann. Dass seine Andacht, die später auf Youtube zu sehen ist, aufgenommen wird.

Die Corona-Pandemie macht kreativ

Die Coronakrise verlangt von den Geistlichen in diesen Tagen viel ab: sie müssen Videos vorbereiten, Telefonkonferenzen schalten, Audiobotschaften zusammenschneiden, die Osterbotschaft in die Welt bringen – irgendwie, trotz Corona. Sie müssen hoffen, dass ihre Gemeindemitglieder dieses Jahr sich auf etwas anderes, Neues einlassen. Das Virus macht kreativ und zwingt zur Nutzung des Digitalen.

Was dabei in der Mittelmark herauskommt, ist erstaunlich vielfältig, einfallsreich, segenspendend. So hat man sich in Kleinmachnow dazu entschieden, die Andachten per Youtubevideo zu übertragen. Am Gründonnerstag kann jeder der möchte und wann er möchte – on demand – das Abendmahl gemeinsam mit Pfarrer Duschka feiern. Er feiert allein am Altar, die anderen ruft er in seinem Video dazu auf, ihm am eigenen Küchentisch gleichzutun.

Online-Gottesdienst in der  Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow.
Online-Gottesdienst in der  Evangelische Kirchengemeinde Kleinmachnow.
© Mandfred Thomas

Die Osterbotschaft per Video soll Ängste nehmen

Ob sie sich die Zeit nehmen, das weiß Duschka nicht. Eigentlich ist das aber auch nicht so wichtig. Wichtiger ist seine Osterbotschaft, sie soll besonders jetzt Mut geben: „Dass wir derzeit verunsichert sind, Angst haben, ist ganz natürlich, aber jeder sollte mal daran denken, wie er es geschafft hat, auch schwere Situationen hinter sich zu lassen, indem er die eigenen Kräfte mobilisiert hat.“ Hierbei helfe auch der Glaube, sagt Duschka.

Auch am Karfreitag und Ostersonntag wird es auf der Webseite der Kirche Video-Andachten geben. Wer ein Osterlicht anzünden will und in Stille ein Gebet sprechen möchte, dem steht die alte Dorfkirche am Karfreitag zwischen 10 und 16 Uhr offen. „Wir haben uns dazu entschieden, die Kirche unter Wahrung der Abstandsregeln zu öffnen“, sagt Duschka.

Pfarrerin Juliane Rumpel gibt Gottesdienste am Küchentisch

Unter dem Motto „Gott ist auch im Wohnzimmer“ gibt es auf der Webseite der Auferstehungsgemeinde Kleinmachnow auch eine Anleitung für Eltern, wie man einen Gottesdienst zuhause mit den Kindern feiern kann. Ein ähnliches Konzept verfolgt auch Pfarrerin Juliane Rumpel aus der Kirchengemeinde Langerwisch-Wilhelmshorst. Sie bietet einen „Gottesdienst am Küchentisch“ an, auch zu Ostern. Auch Rumpels Mann, Pfarrer Thomas Thieme bietet das seiner Caputher Kirchengemeinde.

Per Newsletter und bei Bedarf per Brief kann jedes Gemeindemitglied den Gottesdienst zugesandt und zuhause auf einem Blatt Papier beidseitig ausdrucken. Der Gottesdienst am Küchentisch beginnt und endet mit einer Kerze, in den zehn Minuten dazwischen gibt es Lieder, Psalme, Gebete. Wer möchte, kann sich eine Audiobegleitung, einen Hörgottesdienst auf der Webseite der Kirchengemeinde herunterladen. Ideal sei es, wenn man sich mit seinem ausgedruckten Gottesdienst an den Küchentisch setzt, nachdem die Kirchenglocken sonntags um 10 Uhr läuten, sagt Rumpel. 

Gemeinsames Glockenläuten als Zeichen der Gemeinschaft

In der Region seien die Glocken von vier Kirchengemeinden rund um Michendorf synchron gestellt worden. Als Zeichen für die Gemeinschaft, aber auch damit jeder weiß: „Andere tun dasselbe wie wir, zur selben Zeit, an verschiedenen Orten. Wir bleiben also ein Teil der Gemeinschaft“, sagt Rumpel. Denn das was die Gläubigen miteinander verbinde, sei größer als das, was man sehen könne. Auch in Rumpels Kirchengemeinde hat man sich dazu entschlossen, die Kirche in Langerwisch in der Karwoche zu öffnen, „um dort im Stillen ein Gebet zu sprechen, eine Kerze anzuzünden.“

Pfarrerspaar Juliane Rumpel und Thomas Thieme. (Archivbild von 2015)
Pfarrerspaar Juliane Rumpel und Thomas Thieme. (Archivbild von 2015)
© Andreas Klaer

Dass man den anderen nah ist, trotz Kontaktsperre will auch die Werderaner Pfarrerin der Heilig-Geist-Gemeinde, Andrea Paetel,  versuchen zu vermitteln. Sie setzt dafür weniger auf das Digitale: in dieser Zeit, in der ihr Arbeitsalltag wie gewohnt weitergeht, komme sie nicht dazu, auch noch qualitativ hochwertige Videos von Predigten aufzunehmen. Paetel hat sich deshalb für einen Telefongottesdienst am Karfreitag um 15.15 Uhr entschieden. Dazu können sich alle, die wollen und die zuvor die Zugangsdaten via Mail erhalten haben, einwählen. Ein solcher Gottesdienst würde nicht länger als eine halbe Stunde dauern, sagt Paetel – länger wäre wohl zu viel.

Eine Wundertüte mit aufbauenden Gedanken, Psalmen, Gebeten

Paetel will für die Gläubigen am Ostersonntag in beiden Kirchen der Gemeinde, der Heilig-Geist-Kirche auf der Werderaner Insel und in der Glindow Kirche ab 10.30 Uhr die Türen öffnen für ein stilles Gebet und die Möglichkeit ein Licht an der Osterkerze zu entzünden. Gemeindemitglieder würden darauf achten, dass man maximal nur zu zweit hinein darf, hinaus geht es dann durch Seiteneingang.

Die Wundertüte mit aufbauenden Gedanken, Psalmen, Gebeten hängt bereits am Zaun der Werderaner Kirche. In eine kleine Holzkiste legt die Pfarrerin zum Mitnehmen immer wieder neue kleine Blätter hinein. Zu Ostern will sie vor den Kirchen zwischen zwei Bäumen zudem eine Schnur spannen, wer eine Fürbitte auf ein vorbereitetes Stoffband schreiben möchte, für den liegen Stifte bereit. Mit Wäscheklammern sollen die Botschaften dann aufgehängt werden – und zumindest so den Zusammenhalt der Gemeinde symbolisieren.

Ähnliches ist auch in Teltow geplant: neben Video-Gottesdiensten auf Youtube, einem täglichen kleinen Stück vom Kantor – ebenfalls auf Youtube, überlegt die St. Andreas Gemeinde zu Ostern Steine als Zeichen der Nähe und Verbundenheit rumgehen zu lassen. Auf sie könne laut Diakon Martin Bindemann ein Wort, ein Bild, ein Symbol gemalt werden. Die Steine können Nachbarn, Freunden vors Haus gelegt oder beim Spazierengehen auf einer Bank liegen gelassen werden. Eine kleine, erwärmende Geste.

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