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Pfarrer Georg Thimme will nach dem Wechsel des Kirchenkreises Kontakt zu den Nachbargemeinden aufnehmen, um etwa einen gemeinsamen Freiluftgottesdienst zu Himmelfahrt zu organisieren.
© A. Klaer

Werder (Havel): Heilig-Geist-Gemeinde freut sich über Wechsel des Kirchenkreises

Werders Heilig-Geist-Gemeinde kann 20 Jahre nach dem ersten Wunsch den Kirchenkreis wechseln. Dadurch wird erstmals eine Zusammenarbeit mit Gemeinden aus Beelitz und Kloster Lehnin möglich.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Es sind „ganz große Chancen, die sich da auftun“, ist sich Pfarrer Georg Thimme sicher: Zum 1. Januar wechselt seine Heilig-Geist-Kirchengemeinde Werder (Havel) aus dem Kirchenkreis Potsdam in den Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg. Was nach einem schnöden Verwaltungsakt klingt, bedeutet für Werder, dass zum ersten Mal alle Ortsteile und die Kernstadt dem gleichen Kirchenkreis angehören und so viel einfacher kooperieren können. Angedacht seien gemeinsame Projekte mit Jugendlichen, sagt Thimme. Auch soll die Kooperation mit Kirchengemeinden in Beelitz oder Kloster Lehnin verstärkt werden.

Die Kirchengemeinden blieben nach der Wende in Potsdam

Zum Hintergrund: Werder und Glindow gehörten in der DDR zum Kreis Potsdam. Nach der politischen Neuordnung wurden die Orte in den Landkreis Potsdam-Mittelmark eingegliedert. Die Kirchengemeinden blieben jedoch in Potsdam, während nahezu alle umliegenden Städte und Kommunen in den Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg aufgenommen wurden. Das führte dazu, dass Werder, Glindow und Petzow bisher einem anderen Kirchenkreis angehören als alle anderen Werderaner Ortsteile. Damit ist es nicht möglich, dass sich die Gemeindesekretärin aus Werder auch um Töplitz, Phöben oder Kemnitz kümmert. Künftig soll sich das ändern.

Die Landessynode der evangelischen Kirche hatte den Kirchenkreiswechsel, den die gut 3000 Mitglieder starke Werderaner Gemeinde seit fast 20 Jahren anstrebt, wie berichtet im Oktober genehmigt. Dem war eine Einigung mit Potsdam über finanzielle Umstrukturierungen vorausgegangen.

Andere Themen als in der Landeshauptstadt

„Es gab keinen Konflikt zwischen uns und Potsdam“, sagt Georg Thimme. „Aber die Themen der Landeshauptstadt sind ganz andere Themen als bei uns.“ So sei es zwar schön, wenn der Potsdamer Kirchenkreis wie im vergangenen Jahr Großprojekte wie die Reihe „Stadt trifft Kirche“ anbietet. Die Werderaner hätten davon jedoch nicht profitiert. Auch würde kaum ein Werderaner zu Chorproben oder ähnlichem nach Potsdam fahren. Stattdessen sollen Angebote in Werder und den Ortsteilen gemacht werden. „Der Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg ist uns da viel näher. Beelitz, Kloster Lehnin oder Treuenbrietzen sind ja mit Werder viel eher vergleichbar als Potsdam“, sagt Thimme.

Mit Kirchenvertretern aus diesen Orten kann er sich ab dem kommenden Jahr erstmals in Regionalkonferenzen treffen, sich austauschen und gemeinsame Projekte anschieben. „Mir schwebt ein gemeinsamer Freiluftgottesdienst zu Himmelfahrt vor, den man an der westlichen Grenze von Werder veranstalten könnte“, sagt der Pfarrer. Der Werderaner Kantor bereite zudem mit den Kollegen aus Brandenburg/Havel ein großes Konzert vor, das im September stattfinden soll.

Auch sonst könnten die Gemeindemitglieder künftig mehr Angebote erwarten, etwa gemeinsame Fahrten von Konfirmandengruppen aus unterschiedlichen Orten. „Besonders für kleine Gruppen ist es ja schön, zu merken: Da gibt es noch mehr Jugendliche, die sich für Religion interessieren.“

Zusammenarbeit mit der Glindower Kirche

Georg Thimme und seine Glindower Kollegin Andrea Paetel-Nocke – die Glindower Kirche gehört seit zehn Jahren zur Werderaner Gemeinde – arbeiten seit 2017 mit der Töplitzer Pfarrerin Almut Gaedt zusammen, sprechen etwa die unterschiedlichen Zeiten der Gottesdienste ab. Auch können sich Konfirmanden aussuchen, ob sie zum Unterricht lieber eine Stunde pro Woche nach Töplitz oder einen Vormittag im Monat nach Werder kommen. Gemeinsame Fahrten zu organisieren war bisher jedoch wegen der schwierigen Finanzierung bei zwei Kirchenkreisen kaum möglich.

Langfristig könnte der Kirchenkreiswechsel auch zusätzliche Stellen für die Gemeindearbeit bedeuten. „Es gibt Tätigkeitsbereiche, wo wir derzeit vielleicht auf zwei Wochenstunden kommen würden. Dafür kann man aber niemanden anstellen“, erklärt Georg Thimme. Kooperiert man mit den Nachbargemeinden, könnte die Stundenzahl wachsen und eine Anstellung möglich werden.

Festgehalten werden soll jedoch daran, dass Werders Ortsteile unterschiedlichen Kirchengemeinden und teilweise auch anderen Kirchenregionen angehören. Die Regionen sind dabei keine rechtliche Ebene, sondern eine örtliche Zuteilung. „Eine Zusammenarbeit ist da problemlos möglich“, sagt der Pfarrer. Der Werderaner Ortsteil Derwitz etwa liegt räumlich deutlich näher an Groß Kreutz (Havel) als an Werder und soll deshalb bei der dortigen Christopherus-Gemeinde verbleiben. Plötzin wiederum bildet einen eigenen Pfarrbereich, zu dem neben Plessow auch Ortsteile der Gemeinde Kloster Lehnin gehören. „Dort gibt es ja eigene Christenlehregruppen, in die wir nicht eingreifen wollen.“ Georg Thimme will künftig aber gemeinsame Projekte etwa an Wochenenden mit diesen Gruppen auflegen – schließlich gehen die Jugendlichen meist in Werder zur Schule und kennen die Teenager der Heilig-Geist-Gemeinde von dort.

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