Glaube in Kleinmachnow: Auf dem Weg zur nachhaltigen Kirche
Jahrelang wurde um Kleinmachnows Gemeindehaus gestritten. Jetzt ist es mit Leben gefüllt. Auch ein Umweltaspekt spielt dabei eine Rolle.
Kleinmachnow - Helle Räume, Fenster, die bis zum Boden reichen und ein freier Blick in den Himmel. Seit bald zwei Jahren ist wieder Leben ins Alte Dorf in Kleinmachnow gezogen. Die evangelische Auferstehungsgemeinde Kleinmachnow hat ihr Gemeindehaus jetzt am Zehlendorfer Damm. Das modern gestaltete Haus wirkt einladend, es riecht sogar noch neu darin. Am Sonntag wurde dort der Neujahrsempfang gefeiert.
Auf die Gemeinde kommt ein herausforderndes Jahr zu: Pfarrerin Elke Rosenthal wird im Sommer Kleinmachnow nach elf Jahren verlassen. In Thüringen wird sie Superintendentin. „Das ist ein großer Einschnitt für uns“, sagt Cornelia Behm, die Vorsitzende des Kirchengemeinderates. Die Stelle werde voraussichtlich nicht vor Herbst besetzt werden können, es sei schwer, Pfarrer zu finden. Der Wechsel jedoch bringe auch Chancen mit sich: Mit der neuen Kollegin oder dem neuen Kollegen könne man überlegen, wie man sich nun aufstellen wolle, sagt Pfarrer Jürgen Duschka. Für ihn sei es wichtig, innovativ zu bleiben.
15 Jahre Ringen um einen neuen Standort
In Bewegung ist die Gemeinde eigentlich schon immer: In den 1930er-Jahren sollten in Kleinmachnow zwei neue Kirchen gebaut werden, erzählt Pfarrer Duschka im Gespräch mit den PNN. Doch dann kam der Krieg dazwischen und zu Zeiten der russischen Besatzung war das höchste der Gefühle ein Anbau an das Gemeindehaus im Jägerstieg zu errichten – eine Art Notkirche, geweiht wurde sie 1955. Wer das Haus nicht kannte, hätte darin niemals eine Kirche vermutet. Nur ein kleines Kreuz über dem Eingang gab einen Hinweis. Die Kirchengemeinde machte jahrzehntelang das Beste daraus. Das bedeutete Stühle rücken und Ausweichquartiere suchen. Feiertage wie Weihnachten oder Ostern waren für die zweitgrößte Gemeinde im Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf mit rund 5200 Mitgliedern eine logistische Herausforderung. „Dass wir uns verändern mussten, war unstrittig“, sagt Duschka. Die Details jedoch wurden nicht nur außerhalb, sondern auch in der Kirchengemeinde äußerst kontrovers diskutiert. 15 Jahre lang wurde um den neuen Standort gekämpft und gerungen.
Das, was früher fehlte, hat die Gemeinde jetzt in aller Fülle: eine exponierte Lage, eine Kirche, die sichtbar ist. „Die Offenheit drückt sich in der Architektur aus und spiegelt sich in den Menschen wieder“, so der Pfarrer. Die großen Fenster an der Fassade bieten Passanten Einblicke in die lichtdurchflutete Kirche. Im Inneren des Kirchensaals geht der Blick auf den vielbefahrenen Zehlendorfer Damm, man schaut aber auch ins Grüne. Besonders gelungen findet Gemeindekirchenratsvorsitzende Cornelia Behm den Ausblick hinter dem Altar. Die Fensterfront zeigt auf die Alte Dorfkirche. Gemeindehaus, Dorfkirche und die gegenüberliegende Alte Schule Kleinmachnows, die der Kirchengemeinde gehört, würden jetzt ein Dreieck im historischen Gutshofbestand bilden, sagt Pfarrer Duschka. Das neue Domizil werde mittlerweile von den Kirchenmitgliedern sehr gut angenommen. Die Kritik an dem Standort sei vergessen, sagt die frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Behm. „Die Leute sind nicht nur zufrieden, sondern hoch beglückt, denn hier kann jetzt viel mehr stattfinden.“
So nehmen einmal im Monat die Konfirmanden das ganze Haus einen Tag lang für den Glaubensunterricht ein. Im Kirchensaal wird getanzt, verschiedene Chöre proben dort. Ein neues Projekt ist der Krabbelgottesdienst. Eingeladen sind die Jüngsten Kleinmachnows. „Wer als Kirche Jugendarbeit machen will, muss vor allem die Eltern gewinnen“, sagt Pfarrer Duschka. Das Konzept scheint aufzugehen: In der Gemeinde werden pro Jahrgang bis zu 100 Konfirmanden betreut.
Auch will die Kirchengemeinde, passend zu dem grünen Image Kleinmachnows, in diesem Jahr als nachhaltige Kirche zertifiziert werden. Nicht nur Strom und Wasser werden eingespart, die Gemeinde betreibt Umweltbildung und das Thema Umwelt wird in den Predigten immer wichtiger. Weiterhin wird in der Gemeinde gemeinsam gekocht, manchmal auch mit einem Segelboot in See gestochen. Das Angebot ist vielfältig.
Mit weiterem Wachstum der Gemeinde rechnet der Pfarrer nicht
Und das Gemeindehaus wird mittlerweile rege genutzt – nicht nur von Kirchenmitgliedern. Im Kirchensaal werden Hochzeiten gefeiert, Ausschüsse des mittelmärkischen Kreistages tagten dort, es wird über Politik und aktuelle Themen diskutiert, auch die Teltower Wohnungsbaugenossenschaft hat ihre Mitglieder in die Kirche zur Jahresversammlung geladen.
Dass die Gemeinde noch weiter an Mitgliedern wachsen werde, damit rechnet Pfarrer Duschka nicht. Auf dem Höhepunkt des Einwohnerzuwachses von Kleinmachnow, den Duschka auf das Jahr 2013 datiert, hatte auch die Kirchengemeinde mit 5500 Mitgliedern ihren Rekord erreicht. Seither würde man sich gemäß der Einwohnerentwicklung Kleinmachnows auf einem hohen Niveau halten. Vielleicht kommen mit dem neuen Wohnquartier am Stahnsdorfer Damm noch ein paar neue Gläubige dazu.
Der Bruch mit der Tradition würde das moderne Kirchenbauwerk für viele Menschen so interessant machen, sagt Pfarrer Duschka. Und verrät, dass es in der Kirche bald auch richtig gut klingen wird. Dreiviertel der Spenden für eine neue Orgel seien bereits gesammelt, noch in diesem Jahr wird alles vorbereitet, damit die Orgel im kommenden Jahr über dem Altar auf der Empore thronen kann.