Afrikanische Schweinepest: Ausbruch in Potsdam-Mittelmark "nur eine Frage der Zeit"
Die Tierseuche könnte auch nach Potsdam-Mittelmark vordringen. Ob Zäune ausreichen, ist umstritten. Der Jagdpächter rät den Anwohnern, jetzt wachsam zu sein.
Potsdam-Mittelmark – Im Landkreis Potsdam-Mittelmark schätzen das Veterinäramt, Kommunen und Jagdpächter das Risiko für eine Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in der Region als hoch ein. Ob zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, ist bislang noch unklar. Doch vor allem das Problem der hohen Wildschweinpopulation unter anderem in Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow dürfte jetzt drängender denn je werden.
Die Gefahr wird als hoch eingeschätzt
„Es ist nicht die Frage, ob die Afrikanische Schweinepest kommt, sondern wann“, sagt Peter Hemmerden, zuständiger Jagdpächter für Stahnsdorf und Kleinmachnow, auf PNN-Anfrage. Auch Stephanie Koßmann vom Kreisveterinäramt Potsdam-Mittelmark schätzt die Gefahr für den gesamten Landkreis als hoch ein, da sich der jetzige Ausbruchsort nur 220 Autobahnkilometer entfernt befinde. Auch die Gemeinde Stahnsdorf rechnet jederzeit mit einem Ausbruch, wie Gemeindesprecher Stephan Reitzig mitteilte.
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Ob jetzt zusätzliche Maßnahmen in der Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf ergriffen werden, sei noch unklar, wie Jagdpächter Hemmerden erklärte. Da seit langem damit gerechnet wurde, dass ASP in Brandenburg auftritt, habe man sich vorbereitet. So wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig Blutproben bei dem erlegten oder anderweitig zu Tode gekommenen Schwarzwild entnommen, die gezielt auf das Virus getestet wurde. Auch Veterinärin Koßmann bestätigte, dass der Landkreis auf einen Ausbruch vorbereitet sei. So seien die Krisenmanagementdokumente frisch aktualisiert worden und die Hilfestellung durch den Krisenstab eingeübt und zugesichert. Im Mai 2019 fand eine ASP-Übung als Vorbereitung auf einen Ernstfall statt. Erst im August hat der Landkreis zudem an einer Tierseuchenübung in Spree-Neiße teilgenommen, so Koßmann.
Ministerium rät zur intensiven Bejagung
Jagdpächter Hemmerden sagte, bei den Jägern herrsche generell die Einstellung, dass sich die weitere Verbreitung der Seuche nicht wirklich aufhalten lasse. Ob Zäune um die Ausbreitungsorte, wie sie jetzt im Landkreis Spree-Neiße aufgestellt werden, das Virus tatsächlich effektiv aufhalten können, ist umstritten. „Auch wenn man engmaschig Zäune aufstellt, kann damit nicht gewährleistet werden, dass nicht doch Schwarzwild durchschlüpft“, so Hemmerden. In Gänze überwachen ließe sich die Bewegung der Tiere nicht.
Das Landwirtschaftsministerium als Oberste Jagdbehörde, rät den Regionen mit großer Wildschweinpopulation die Bejagung jetzt intensiv fortzusetzen. Für verendete Tiere gebe es eine Fundprämie von 50 Euro pro Stück. Es gebe zudem keine Obergrenze für die Erlegung von Schwarzwild. Die Jäger sollen alles erlegen, was möglich und tierschutzgerecht erlaubt ist, teilte das Ministerium auf PNN-Anfrage mit.
Die Bogenjagd als zusätzliche Jagdmethode
Auch der erfahrene Jagdpächter Hemmerden ist ein großer Befürworter einer konsequenten und scharfen Bejagung von Schwarzwild - mit Ausschöpfung aller Jagdmethoden. Das Problem in der Region Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf ist nach Angaben von Hemmerden, dass die Wildschweine mittlerweile konditioniert seien, wann sie wo ihre Nahrung finden. Wenn die Felder im Umland abgeerntet sind, bewegten sich die Tiere in die Orte, wo sie mit ausreichend Nahrung rechnen können. „Deshalb ist es auch wichtig, innerhalb der Ortschaften Wildschweine zu erlegen“, so Hemmerden.
Bürger sollen bei auffälligen Funden Polizei alarmieren
Derzeit seien drei Schwarzwildfallen innerorts aufgestellt, um an gewissen Brennpunkten in Stahnsdorf und Kleinmachnow eingreifen zu können. Er sei nach wie vor auch für die Einführung der Bogendjagd innerorts, die er damals für Stahnsdorf und Kleinmachnow beantragt hatte. Hemmerden betonte erneut, dass in anderen Ländern die Jagd mit Pfeil und Bogen sehr erfolgreich umgesetzt und die Wildschweinpopulation dezimiert worden sei. Erst am Donnerstag hatte Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) seine Forderung nach der Bogenjagd erneuert und Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Grüne), der der Bogenjagd zuletzt eine Absage erteilt hatte, zum "Umdenken" aufgefordert.
Den Einwohnern der Region rät Hemmerden, jetzt wachsam zu sein. Bei Totfunden von Wildschweinen könne die Polizei verständigt werden. „Die Beamten haben unsere Kontakte und würden uns bei Auffälligkeiten informieren“, so Hemmerden. Bei Verdachtsfällen werde von den Jägern der zuständige Amtsarzt informiert. Falls es tatsächlich einen positiven Befund gibt, müsste ein Sperrkreis errichtet werden. Die Bebauung in der Region sei jedoch sehr dicht. Wie verhindert werden soll, dass die Tiere in andere Gebiete laufen, sei bislang ein großes Fragezeichen, so Hemmerden.