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Paul Sies und Tina Schorcht haben viel Spaß bei den Proben. 
© Ottmar Winter

"So lonely" am Hans Otto Theater: Zwischen Plüschtiger und Zigarette

Das Stück „So lonely“ thematisiert den Schmerz der ersten Liebe. Am  Freitag hat es in der Reithalle des Hans Otto Theaters Premiere.

Potsdam - Überwältigend kann sie sein, schnell auch und verwirrend. Vor allem aber ist die erste Liebe nachhaltig. Ob nun wegen überbordender Freude oder kaum auszuhaltenden Schmerzes: leicht zu vergessen ist sie nicht. Der Protagonist in Per Nilssons „So lonely“ versucht es trotzdem. Indem er zehn Erinnerungsstücke zerstört und dafür die Geschichte seiner ersten Liebe Revue passieren lässt. Am Freitag, 13. Dezember,  feiert das Stück Premiere in der Reithalle des Hans Otto Theaters, die beiden Hauptdarsteller Tina Schorcht und Paul Sies sind inzwischen sehr vertraut mit den Erinnerungsstücken des Stückes.

Selbst ausgewählt haben sie die zehn Gegenstände, unter denen die erste Zigarette, aber auch ein Plüschtiger zu finden sind. Für Letzteren ist der namenlose jugendliche Protagonist des Stückes eigentlich schon zu alt – aber auch noch nicht so richtig, sagt Paul Sies. „Das Alter ist eben genau diese komische Zwischenzeit, in der ein Plüschtier nicht mehr cool ist, aber doch noch gebraucht wird.“ Auch wenn der Potsdamer Schauspieler selbst 25 Jahre alt ist, kann er sich noch gut an dieses Gefühl erinnern – und empfindet es teilweise sogar als befreiend. Besonders die Naivität, mit der man früher der Liebe begegnet sei. Dieses Unverbaute, was Erwachsenen oft fehlt, weswegen Missverständnisse entstehen.

In "So lonely" werden Erinnerungsstücke an die erste Liebe zerstört.
In "So lonely" werden Erinnerungsstücke an die erste Liebe zerstört.
© Ottmar Winter

Nach dem Sex kommt die Verwirrung

Die entstehen freilich auch in „So lonely“. Vor allem dann, wenn die beiden Teenager nicht klar kommunizieren, sondern das Gesagte des Gegenübers nur interpretieren. Im Bus lernen sich die beiden kennen, der junge Mann ist sofort fasziniert von ihr. Durch einen Zufall entsteht eine Freundschaft, der erste Sex folgt und damit die Verwirrungen. Als sie dann auf einmal einen anderen Freund hat, ist er vollkommen zerstört – und fragt sich, ob er schon Vorzeichen dafür hätte erkennen müssen.

Dieses Suchen nach einer Wahrheit, das zeigt wie unterschiedlich eine Situation aus zwei Perspektiven wahrgenommen werden kann, hat Tina Schorcht fasziniert. Auch weil es ein Aspekt sei, der einen bis in das Erwachsenenalter begleitet. „Es ist einfach extrem verwirrend“, sagt die 24-jährige Schauspielstudentin der Filmuniversität Potsdam, die bereits in „Das achte Leben (Für Brilka)“ eine größere Rolle am Hans Otto Theater gespielt hat. Wo hört Freundschaft auf, wo beginnt die Liebe? Die beiden Figuren des Stücks hätten dafür gar keine richtige Bezeichnung, vieles bleibt zu offen.

Paul Sies und Tina Schorcht. 
Paul Sies und Tina Schorcht. 
© Ottmar Winter

Jugendliche werden ernst genommen

Mit ihrer Rolle kann sie sich trotz der Altersdifferenz ebenfalls gut identifizieren, wie sie erzählt. Das Gefühl der ersten Liebe sei eben sehr stark und das Stück gebe dem Thema viel Raum, was schön ist. Kollege Paul Sies stimmt ihr zu: „Mir platzt quasi der Kopf, weil man überlegen muss, welcher Narrativ der richtige ist“, sagt der 25-Jährige, der zum Ensemble des Theaters gehört und etwa im Musical „Cabaret“ mitspielt.

Bewundernswert an Per Nilssons Stück ist dabei, dass es die Gefühle der jugendlichen Protagonisten vollkommen ernst nimmt und sie nicht von oben herab betrachtet. „Das ist so toll“, sagt Tina Schorcht. „Ich lerne selbst noch etwas von den Figuren und habe das Gefühl, auf Augenhöhe mit dem Alter zu sein.“ Bereits während der Proben habe sie viel über sie nachgedacht. Kollege Sies treibt vor allem der Umgang mit dem Schmerz um. Die Idee der rituellen Zerstörung als Antiliebesritual findet er großartig.

Angst vor den dramatischen Teenagergesten haben beide Schauspieler nicht, im Gegenteil. Schließlich gehe es beim Spielen genau darum: Geschichten zu erzählen, Emotionen zu zeigen – gerne auch im Extremen. Als Tina Schorcht die Figur Gollum aus den „Herr der Ringe“-Filmen gesehen hat, wusste sie: Sie möchte Schauspielerin werden. „Ich habe damals die Stimme trainiert und bin auch so rumgehüpft“, erzählt sie und lacht.

Ganz so zerrissen wie der vom Ring besessene Gollum ist ihre jetzige Figur nicht, die Gefühle sind aber ähnlich zwiegespalten. Irgendwo zwischen Verzweiflung und Dramatik müssen sich die beiden Jugendlichen schließlich entscheiden, welche Momente der ersten Liebe sie nie wieder vergessen werden. 

>>Premiere am morgigen Freitag um 18 Uhr in der Reithalle des Hans Otto Theaters, Schiffbauergasse

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