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"Die blaue Blume" von Lezzueck Asturias Coosemans
© Andreas Klaer

Ausstellung in der Potsdamer Galerie Sperl: Auf wattebäuschigen Wolken

Die Galerie Sperl zeigt zum Jahresabschluss eine vielseitige Auswahl der Arbeiten ihrer Künstler. Vor allem Tiere tummeln sich dort. 

Potsdam - Einen bunten Reigen von Werken ihrer Künstler zeigt die Galerie Sperl in ihrer jüngsten Ausstellung – „fünf Minuten vor Weihnachten“, lautet der Titel. „Denn es ist ja kurz vor dem Fest. Ein Bild kann ein gutes Geschenk sein“, so Ursula Sperl, die die Galerie gemeinsam mit ihrem Mann führt.

Anders als in den vergangenen Jahren finden sich in der Präsentation auch einige größere Werke. Das Zentrum, auf einem Sockel in der Mitte des Raumes, bildet eine dreiteilige Figurengruppe. Es sind Skulpturen des Galeristen und Künstlers Rainer Sperl, zusammengesetzt aus Haartrockner, Elektrokabel, Stecker, Gewinde und Schrauben. Die Alltagsgegenstände fügen sich zu einem Arrangement, bei dem drei kleine Figuren posieren und ebenso lustig wie interessiert in den Raum schauen. Das „Rasende Wildschwein“ hockt gutgelaunt auf dem chromglänzenden Föhn, während der „Leidenschaftliche Raumfahrer“ auf einem Getriebe hoch droben thront. Auf einer Fensterbank findet sich eine kleine Terrakottafigur. Eine Frau mit Rüschenrock, die der Schau ihren Titel gab. Den Kopf der Figur hat Sperl durch eine Uhr ersetzt. Immer wieder schafft es Rainer Sperl, mit Skulpturen aus zunächst gewöhnlich erscheinenden Einzelteilen ganz eigene Welten zu schaffen.

Das „Rasende Wildschwein“ von Rainer Sperl hockt auf einem Föhn.
Das „Rasende Wildschwein“ von Rainer Sperl hockt auf einem Föhn.
© Andreas Klaer

Hans-Hendrik Grimmling zeigt zwei Portraits mit Hut, die dem Künstler selbst ähneln: „Gefährdung“ und „Inkognito“. In der Hand eine Zigarette, markante Gesichtszüge, den Hut auf einen Schemen reduziert und auch die Farbpalette auf wenige Töne konzentriert. Die Bilder scheinen zu verbergen, was die Dargestellten bewegt. Vielleicht sind es Agenten, Spione, die unter ihren sprichwörtlichen Schlapphüten geheimem Treiben nachgehen. Der Betrachter kann vermuten, dass sich schon ein ganzes Stück Geschichte in das abgebildete knautschige Gesicht eingeschrieben hat.

Den floralen Gegenpol zur figürlichen Malerei Grimmlings bilden die Blumendarstellungen Kerstin Heymanns. „Zeuge-Zweige“ ist der Titel eines hellen Bildes. Verschiedene Blüten, Zweige, Blätter und Äste werden angedeutet und verbinden sich zu einem schwebenden Ganzen. Ein Blick in eine friedliche, in Pastellfarben gehaltene Natur, die nichts von aktuellen Umweltkatastrophen ahnt und das Auge des Betrachters im Hier und Jetzt erfreut. Auch einige kleinere Bilder mit Titeln wie „Lilli“, „Artischock“ von der Malerin, die seit 1995 in Berlin lebt, zuvor in Kiel und Glasgow Kunst studiert hat, hängen in der Potsdamer Galerie.

Hans-Hendrik Grimmlings Protagonisten verstecken sich unter aufälligen dunklen Hüten.
Hans-Hendrik Grimmlings Protagonisten verstecken sich unter aufälligen dunklen Hüten.
© Andreas Klaer

Stillleben zeigen Mike Bruchner und Elena Gatti. „Ein Strauß für Madame“ hat Bruchner sein Bild genannt. Mit kräftigem, pastosem Strich, vor einem dunklen Hintergrund arrangiert, zeigt der Künstler einige Gegenstände, die nicht recht erkennbar sind, vermutlich aber den titelgebenden Strauß darstellen. Elena Gatti hat ein Saiteninstrument ins Zentrum ihres Bildes gerückt. Ihr Acrylbild ergänzt sie um das Fotomotiv einer Geige spielenden Frau, und um die angedeutete Seite einer Partitur. Es entsteht ein harmonischer, musikalisch anmutender Gesamtklang.

Astrid Germo bildet die auf ihren Bildern gezeigten Frauenportraits und Stillleben in der ganz speziellen Technik der Hinterglasmalerei ab. So weisen die mit klaren Konturen umrissenen Personen und Dinge eine glatte, glänzende Oberfläche auf. „Schöne Liegende – nach Lotte“ lautet der Titel einer dieser Arbeiten, sie zeigt eine Frauenfigur auf gemustertem Untergrund, eine Hommage an die deutsch-schwedische Malerin Lotte Laserstein.

In den Bilderwelten von  Lezzueck Asturias Coosemans  leben Mensch und Tier im Einklang. 
In den Bilderwelten von  Lezzueck Asturias Coosemans  leben Mensch und Tier im Einklang. 
© Andreas Klaer

In verblüffend genauem Realismus erschafft Lezzueck Asturias Coosemans seine märchenhaften Bilderwelten. In diesen tummeln sich Elefanten, Hasen und Damwild. Wattebäuschige Wölkchen treiben dahin, vor himmelblau- oder rosafarbigem Hintergrund. Szenarien, die in ihrer Detailverliebtheit unmittelbar einer Kindererzählung entsprungen zu sein scheinen und Titel wie „Die blaue Blume“ und „Reise um die Welt“ tragen. Im Unbestimmten bewegt sich das „Schwarze Segel“ von Stephan Velten. Ein Segelschiff treibt auf einer gelben Fläche, die keinerlei Horizont aufweist und so wie ein Ausschnitt der Unendlichkeit wirkt. Dazu gesellt sich ein Triptychon, den der Künstler „Sentimental“ betitelt hat. Figuren am Strand blicken in die Weite. Dabei geht es Velten nicht um eine realistische Schilderung. Die Faszination seiner Bilder ergibt sich aus einem flackernden Changieren zwischen angedeuteten figürlichen Elementen und einer Abstraktion, die das Dargestellte zu einer Chiffre für den Gegenstand werden lässt.

So finden sich in der Ausstellung zahlreiche Bilderwelten, die sicherlich nicht nur „fünf Minuten vor Weihnachten“, sondern das ganze Jahr über eine Bereicherung sein können.

>>„fünf Minuten vor Weihnachten“, Ausstellung in der Galerie Sperl, bis 22. Dezember und vom 11. Januar bis 29. Februar

Richard Rabensaat

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