Kellermann-Ausstellung im Potsdam Museum: In lässiger Gesellschaft
Das Potsdam Museum zeigt eine Ausstellung anlässlich der Neueröffnung der Villa Kellermann. Unter den Exponaten: zwei neu erworbene Ölgemälde.
Potsdam - Unter dem blauen Jackett lugt das weiße Hemd hervor. Mittig ist die gelbe Krawatte zu sehen. Lässig sitzt der Porträtierte da, mit übereinandergeschlagenen Beinen, und wirkt doch zugleich vornehm. Es ist der Schriftsteller Bernhard Kellermann (1879 - 1951), der hier von dem österreichischen Maler Moritz Coschell (1872 - 1943) porträtiert wurde.
Das Ölgemälde gelangte vor anderthalb Jahren als Dauerleihgabe in das Potsdam Museum. Dann verschwand das 1909 entstandene lebensgroße Porträt Kellermanns erst einmal im Depot. Seit einigen Wochen ist das Bild nun im Potsdam Museum am Alten Markt in der Ausstellung „Die Potsdamer Villa Kellermann im Spiegel der Kunst“ zu sehen. Es ist eine sehr kleine, nur ganz wenige Exponate umfassende Schau, die im Untergeschoss des Hauses präsentiert wird. Anlass hierfür war die kürzliche Neueröffnung der Villa in der Berliner Vorstadt. Zu DDR-Zeiten war in dem Haus der Kulturbund ansässig. Wie berichtet hatte der TV-Moderator und Wahlpotsdamer Günther Jauch die Villa Kellermann am Heiligen See gekauft und im vergangenen September gemeinsam mit Starkoch Tim Raue hier ein Restaurant eröffnet.
"Fasching" des Potsdamer Malers Peter Rohn
Die Mini-Ausstellung im Potsdam Museum präsentiert auch einen weiteren Neuzugang des Hauses. Es ist das Gemälde mit dem Titel „Fasching“ des Potsdamer Malers Peter Rohn. Das Museum konnte das 1965 entstandene Werk in diesem Jahr vom Künstler selbst erwerben. Das Bild zeigt eine Faschingsszene. Es sei ein künstlerisches und kulturelles Zeugnis, das Rohns frühe Potsdamer Jahre und seine Beteiligung an den Faschingsfeiern im Kulturbundhaus visualisiere, heißt es im Text zur Schau. Rohn hatte damals zusammen mit anderen Potsdamer Künstlern, wie Karl Raetsch und Christian Heinze, die Faschingsfeiern im Kulturbundhaus Bernhard Kellermann künstlerisch ausgestaltet. In Rohns Faschingsbild, das nun in das Potsdam Museum gelangt ist, hat sich der Maler selbst verewigt. Er ist links im Bild schwarz gekleidet und mit Stirnglatze zu sehen. Seine Frau hat Rohn in die Mitte des Bildes hineinkomponiert. Sie trägt ein weinrotes Oberteil.
Sowohl Peter Rohns Faschingsbild als auch das von Moritz Coschell geschaffene Porträt Kellermanns sind noch bis zum 18. Dezember dieses Jahres im Potsdam Museum zu sehen. Ab dem Jahre 2022 wird es voraussichtlich dauerhaft im Potsdam Museum ausgestellt. Dann soll die Dauerausstellung des Hauses überarbeitet sein – und der in Öl gebannte Kellermann Bestandteil der aufgefrischten Schau werden. „Das Coschell-Bild ist dafür vorgesehen“, versichert Museumschefin Jutta Götzmann.
Kellermann war, ebenso wie der Maler Otto Nagel sowie der Astronom und Schriftsteller Bruno H. Bürgel, nach dem Zweiten Weltkrieg einer der Mitbegründer des Kulturbundes in Potsdam. Diese junge Institution hatte das heute als Villa Kellermann bekannte Haus am Heiligen See 1945 übernommen. Später benannte man die Villa nach dem 1951 verstorbenen Kellermann.
Jüdischer Künstler wurde verfolgt
Sein jetzt ausgestelltes Porträt wurde noch im Entstehungsjahr 1909 auf der Großen Berliner Kunstausstellung im Landesausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof gezeigt. Es war vier Jahre vor der Veröffentlichung von Kellermanns bekanntestem Roman „Der Tunnel“ im Jahr 1913 entstanden, der eine Millionen-Auflage erreichte.
Der süddeutsche Kunstdetektiv Peter Büttner hatte dem Potsdam Museum Coschells Kellermann-Bild angeboten und es im Jahre 2018 dem Haus als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Büttner, der hauptberuflich als Tischler arbeitet, recherchiert seit vielen Jahren nach Gemälden, deren Verbleib unklar ist. Hauptsächlich sind es Bilder von jüdischen Künstlern, wie Büttner berichtet. „Das ist eine Leidenschaft für mich“, sagt der Kunstdetektiv. Hinsichtlich der jüdischen Künstler wolle er so dazu beitragen, „dass man ihnen die Würde wieder gibt“. Das Kellermann-Bild habe er vor rund vier Jahren von einem Bochumer Kunstliebhaber erworben. Da sei ihm gar nicht klar gewesen, dass es sich um ein Porträt des Schriftstellers handelt.
Büttners Aufmerksamkeit war anfangs vielmehr auf den Schöpfer des Bildes, den Gesellschaftsmaler Moritz Coschell, gerichtet. Der Künstler, ein evangelischer Christ, wurde wegen seiner jüdischen Abstammung von den Nationalsozialisten verfolgt. Er starb 1943 mittellos in Wien. Coschell hatte mit seinen Illustrationen auch für den S. Fischer Verlag gearbeitet. Im selben Verlagshaus war 1913 Kellermanns Roman „Der Tunnel“ erschienen.
>>„Die Potsdamer Villa Kellermann im Spiegel der Kunst“ bis 18. Dezember im Potsdam Museum, Am Alten Markt 9