Gesundheit: Oberlin und St. Josefs unter einem Dach
Das evangelische Oberlinhaus und der katholische Alexianer-Verbund wollen ab Herbst die Oberlinklinik und das St. Josefs-Krankenhaus in Potsdam gemeinsam führen. Es gibt bereits einen Namen.
Potsdam - Das Oberlinhaus will die Zukunft der Oberlinklinik durch eine Zusammenarbeit mit dem St. Josefs-Krankenhaus sichern. Die Pläne für die „enge Kooperation in Medizin und Pflege“ zwischen dem evangelischen Trägerverein Oberlinhaus und dem katholischen Verbund Alexianer sollen am Dienstag auf einer Pressekonferenz bekannt geben werden. Nach PNN-Recherchen ist eine gemeinsame Dachgesellschaft geplant.
So sollen in dem neuen Unternehmen des Vereins Oberlinhaus und der Alexianer GmbH beide Kliniken aufgehen. Auch einen Namen für die neue Gesellschaft gibt es bereits: „Christliche Kliniken Potsdam gGmbH“. Dennoch sollen Oberlinklinik und St. Josefs-Krankenhaus als etablierte Marken erhalten werden. Die Pläne müssen noch von der Vereinsversammlung des Oberlinhauses abgesegnet werden. Das ist für Juni vorgesehen. Im Herbst 2019 soll der Zusammenschluss unter einer gemeinsamen Dachgesellschaft vollzogen werden.
Irritierter Staatssekretär
Im Gesundheitsministerium war bislang nichts von den Plänen bekannt. Gesundheitsstaatssekretär Andreas Büttner (Linke) zeigte sich irritiert, weil das Ministerium, zuständig für den Landeskrankenhausplan, zunächst nicht informiert war. Den PNN sagte Büttner am Donnerstag auf Anfrage: „Es ist das Recht von Trägern einen Zusammenschluss anzustreben. Es wurde uns versichert und das ist auch unser Anspruch, dass die Patientinnen und Patienten davon profitieren werden und dass weder Arbeitsplätze noch der Versorgungsauftrag gefährdet sind.“
Bereits seit Dezember kursieren in Potsdam Hinweise zu der neuen Gesellschaft. Es war auch befürchtet worden, die Oberlinklinik könne künftig mehrheitlich von dem neuen Dachunternehmen übernommen werden. Nun zeichnet sich jedoch ab, dass die Alexianer GmbH und das Oberlinhaus jeweils zur Hälfte, also zu gleichen Teilen, die neue Gesellschaft tragen sollen. „Die Gesellschafter der Kliniken planen eine Kooperation auf Augenhöhe“, teilte das Oberlinhaus am Donnerstag auf Anfrage mit. Näher wollte sich der Verein im Vorfeld der Pressekonferenz nicht äußern. Über das „gesellschaftsrechtliche Konstrukt“ werde nächste Woche informiert.
Die nun angekündigte Zusammenarbeit zwischen Alexianern und Oberlin folgt auf gescheiterte Verhandlungen zwischen dem Oberlin-Verein und dem Klinikum „Ernst von Bergmann“. Die Oberlin-Vereinsführung hatte Ende 2017 die Gespräche mit dem städtischen Klinikum für beendet erklärt, weil die Verhandlungen ihrer Ansicht nach in „Richtung einer feindlichen Übernahme“ gegangen seien.
Damals war es für das Oberlinhaus nicht akzeptabel, dass das Bergmann-Klinikum als größeres Haus in der avisierten gemeinsamen Gesellschaft für Unfallchirurgie und Orthopädie die Mehrheit der Anteile von mindestens 51 Prozent halten wollte. Die Gespräche waren Ende 2015 aufgenommen und eng vom Gesundheitsministerium begleitet worden. Oberlinhaus und Bergmann-Klinikum hatten die Verhandlungen mit wirtschaftlichem Druck, konkret mit einem zunehmenden Wettbewerb durch Berliner Klinikkonzerne, begründet.
Für die Zukunft aufgestellt
Mit der neuen christlichen Klinik-Gesellschaft sollen beide Häuser – Oberlinklinik und St. Josefs-Krankenhaus – nachhaltig für die Zukunft aufgestellt werden, wie es intern hieß. Schon jetzt arbeiteten die beiden Krankenhäuser zusammen, etwa bei der Medizintechnik. In der neuen Dachgesellschaft könnten beide von Wissenstransfer und Synergien bei der Patientenbetreuung profitieren. Dabei seien dann beide breiter aufgestellt. Vor allem die Oberlinklinik dürfte von der Kooperation mit dem deutlich größeren katholischen Gesundheitsunternehmen profitieren. Alexianer hat nach eigenen Angaben deutschlandweit 15000 Mitarbeiter. Die Oberlinklinik hat 300 Mitarbeiter für 160 Betten, das St. Josefs-Krankenhaus hat 520 Mitarbeiter für 244 Betten. Dazu zählen auch Tageskliniken und seit 2018 das Evangelische Zentrum für Altersmedizin.
Unter Druck
Dass besonders die kleineren Kliniken in Brandenburg wirtschaftlich unter Druck stehen, ist kein Geheimnis. Auch deshalb liefen seit Jahren Gespräche über Kooperationen – auch mit dem Oberlinhaus. In der Vergangenheit waren auch mehrfach Finanzprobleme bei Oberlin vermutet worden, die die Vereinsspitze aber vehement zurückgewiesen hatte. Neben den gekappten Pauschalvergütungen für bestimmte orthopädische Operationen hatten auch die internen Darlehen an den Trägerverein das Ergebnis der Oberlinklinik belastet.
Auf die Frage, wie sich die finanzielle und wirtschaftliche Lage der Oberlinklinik entwickelt habe, erklärte das Oberlinhaus am Donnerstag: „Alle Einrichtungen sind solide aufgestellt und handeln aus einer Position wirtschaftlicher Stärke.“ Auf die Nachfrage, welche Rolle die wirtschaftliche Lage für die Zusammenarbeit mit den Alexianern spielt, teilte Oberlin mit: „Zwei starke und erfolgreiche Unternehmen wollen gern auf einer gleichen Wertebasis enger zusammenarbeiten.“
Mitarbeiter-Fluktuation
Das Oberlinhaus hatte nach Querelen im Jahr 2017 mehrere Ärzte und andere Mitarbeiter verloren. Der frühere ärztliche Direktor, Axel Reinhardt, war 2018 zum Bergmann-Klinikum gewechselt. Das Oberlinhaus hatte 2017 vier Geschäftsführer von Oberlin-Tochterunternehmen – darunter die Oberlinklinik – entlassen. Diese hatten im Sommer 2017 in einem Brief an den Aufsichtsrat des Oberlinhauses den Vorstand für den Umgang mit Kritikern und dessen Umbaupläne scharf kritisiert.
Die arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen über die Entlassungen halten in einigen dieser Fälle weiter an. Bei einem Mitarbeiter der Oberlinklinik hatte das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg im Dezember eine Entscheidung des Arbeitsgerichts Potsdam und die fristlose Kündigung wegen Verfahrensfehlern aufgehoben. Das Oberlinhaus hatte dem früheren Mitarbeiter vorgeworfen, Informationen über das Unternehmen an die Presse gegeben zu haben. Nach der neuen Entscheidung des Landesarbeitsgerichts muss das Oberlinhaus nun für mehrere Monate ausstehenden Lohn nachzahlen.
Und es gibt es weitere Abgänge beim medizinischen Personal: Das kommunale Bergmann-Klinikum bestätigte PNN-Informationen, wonach zum Jahreswechsel zwei weitere Ärzte und Operateure vom Oberlinhaus zum Klinikum gewechselt sind. Der frühere Geschäftsführer des St. Josefs-Krankenhauses Gerald Oestreich wiederum wird als Interims-Geschäftsführer der Oberlinklinik geführt.
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