zum Hauptinhalt
Die Rückkehr zum Normalbetrieb stellt viele Kitas vor Probleme.
© Andreas Klaer

Rückkehr in Regelbetrieb: Nicht alle Potsdamer Kitas bei voller Leistung

Im Potsdamer Rathaus geht man davon aus, dass nicht alle Kitas sofort in den Regelbetrieb wechseln können. Woran es noch hakt.

Potsdam - Nach der Coronakrise sollen auch die Potsdamer Kitas ab Montag wieder weitgehend im Normalmodus laufen. Doch für viele Eltern bleibt die Lage unklar: Denn die Stadtverwaltung geht nicht davon aus, dass alle Einrichtungen umgehend den Regelbetrieb umsetzen können, wie Rathaussprecher Markus Klier den PNN am Donnerstag auf Nachfrage erklärte: „Neben Personalausfällen aufgrund der Corona-Pandemie gibt es zudem Personalmangel durch andere krankheitsbedingte Ausfälle und Beschäftigungsverbote.“ Gleichwohl gelte ab Montag auch in Potsdam wieder ein Rechtsanspruch auf Kitabetreuung, sagte Familiendezernentin Noosha Aubel (parteilos) am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss. Das müsse die Stadt sicherstellen.  

Noosha Aubel, Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport in Potsdam.
Noosha Aubel, Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport in Potsdam.
© Andreas Klaer

Doch ganz einfach wird das nicht. So stünden den rund 50 freien Trägern der mehr als 120 Kitas zum Beispiel rund 80 pädagogische Fachkräfte nicht zur Verfügung, weil sie zur Risikogruppe für schwere Corona-Verläufe gezählt werden, sagte Stadtsprecher Klier. Das seien knapp fünf Prozent aller Erzieher. „In den einzelnen Standorten ist die Verteilung sehr unterschiedlich“, sagte Klier weiter. So gibt es zum Beispiel auch Kitas, in denen fast keine älteren Kollegen angestellt sind. Sabine Frenkler von dem großen Kita-Träger Arbeiterwohlfahrt (Awo) sagte im Jugendhilfeausschuss, gerade der Umgang mit Erziehern aus Risikogruppen gestalte sich für die Träger auch schwierig – denn es eben gebe nur Empfehlungen, aber keine genauen Regeln, so Frenkler.  

[Abonnieren Sie kostenlos den neuen PNN-Newsletter "Potsdam Heute": Hier geht es zur Anmeldung.]

Stadt hat Verständnis für Kritik

Bereits am Mittwoch hatte größere Kitaträger der Stadt bei einer PNN-Umfrage zur Rückkehr zum Normalbetrieb bei aller Erleichterung auch zurückhaltend reagiert und vor allem die Kurzfristigkeit der Entscheidung sowie Unklarheiten bei der Umsetzung der Lockerungen bemängelt, etwa beim Thema Hygiene. Aus Sicht der Stadtverwaltung ist die Kritik der Träger offensichtlich nachvollziehbar. Rathaussprecher Klier sagte: „Die Einrichtungen benötigen eine Übergangszeit, um aus dem eingeschränkten Regelbetrieb, der auch noch nicht an allen Standorten angeboten werden konnte, in den Regelbetrieb zu kommen.“ 

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Krise live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple-Geräte herunterladen können und hier für Android-Geräte.]

Zudem bestätigte er, dass sich der Rahmenhygieneplan des Landesbildungsministeriums noch in der Überarbeitung befinde – also den Trägern noch nicht vorliegt. Dies soll erst am heutigen Freitag passieren, hatten Kitaträger moniert. Im Ausschuss hieß es auch von mehreren Seiten, besonders der Übergang von Schule – noch im Notbetrieb – zu den ab Montag im Normalbetrieb am Mittag arbeitenden Horten sei schwierig, hier habe das Bildungsministerium lediglich eine gute Kommunikation der Einrichtungen untereinander vorgeschlagen.  

Auch andere Fragen sind noch unbeantwortet. Mehrere Träger wie Awo und Fröbel hatten sich auf Anfrage auch für kostenlose Testungen von Mitarbeitern ausgesprochen – doch hier müssten die übergeordneten Behörden noch eine vernünftige Strategie entwickeln, um mögliche Infektionen in den Einrichtungen schnell lokalisieren zu können. Auch der Potsdamer Kita-Elternbeirat hatte vom Land ein Konzept für den Umgang mit einer möglichen zweiten Corona-Welle gefordert.

32 Millionen Euro zurückgezahlt

Bei der Rückzahlung von jahrelang überhöhten Kitagebühren hat die Stadt bisher mehr als 32 Millionen Euro an Kita-Träger überwiesen, die das Geld an Eltern weitergeben sollen. Die Zahl nannte die im Rathaus zuständige Kita- Bereichsleiterin Kerstin Elsaßer am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss. Von mehr als 15 500 Antragstellern seien bisher mehr als 60 Prozent bedacht worden, erklärte sie. 

Gerade am Anfang habe sich das im vergangenen Jahr begonnene Verfahren schleppend gestaltet, sagte Elsaßer. Insgesamt plant die Stadt mit 45 Millionen Euro Kosten. Am Mittwoch hatte der Hauptausschuss einen Fragenkatalog für externe Untersuchungen beschlossen. So soll geklärt werden, wie es zu solchen Fehlern kommen konnte und ob Eltern vom Rathaus absichtlich zu hoch belastet wurden – um Geld zu sparen.

Zur Startseite