Potsdam: Neues Café im Bürgerbahnhof eröffnet
Fortschritt auf der Dauerbaustelle: Im Bürgerbahnhof hat nun endlich ein Café eröffnet. Das geplante Restaurant soll ab Ende Herbst seinen Betrieb aufnehmen.
Potsdam - Eine Potsdamer Dauerbaustelle hat einen wichtigen Zwischenschritt genommen und neigt sich ihrem Ende: Der Bürgerbahnhof am Park Sanssouci hat seine Türen geöffnet – zumindest teilweise. Beinahe unbemerkt von der Öffentlichkeit, ohne großes Tamtam, ist das in dem Gebäude vorgesehene Café in der vergangenen Woche eröffnet worden. Mit sieben Jahren Verspätung. Denn: Eigentlich sollte das Ausflugslokal bereits 2011 eröffnen, mit 80 Innenplätzen und weiteren 500 im Biergarten. Jetzt gibt es immerhin schon mal das kleine Café mit acht Sitzplätzen.
Zugeschnitten ist das neue Lokal offenbar ganz auf eine Zielgruppe: Pendler und Studenten. Auf ihrem Weg zum Campus am Neuen Palais kommen Letztere vom Bahnhof Sanssouci unweigerlich an dem Café vorbei, ein Schild wirbt für Getränke zum Mitnehmen. Die Karte des Lokals ist neben die Eingangstür geklebt: italienische Panini, Wasser, Kuchen, Limonade und verschiedene Kaffee-Getränke. Auch Bierdurst kann das Sortiment des Hauses stillen. Ähnlich beschaulich wie die Karte wirkt das Interieur: Sitzplätze im Inneren gibt es keine, nur Kasse und Theke. Draußen, direkt an der Kreuzung Geschwister-Scholl-Straße/Am Neuen Palais, zwei Tische mit Stühlen, dazu zwei Stehtische.,
Restaurant mit gutbürgerlicher Küche soll spätestens zum Herbstende folgen
Der Grund für die spärliche Möblierung ist simpel: „Die Innenflächen sind noch nicht fertig“, sagte Investor Josef Laggner den PNN. Außerdem sei geplant, das Café später wieder zurückzubauen – es soll dann wieder zu einem historischen Empfangszimmer, dem sogenannten Exzellenzenzimmer, werden. Die Eröffnung des kleinen Cafés, das Laggner „Steh-Imbiss“ nennt, sei ein erster Abschnitt, „spätestens Ende Herbst“ soll der nächste folgen: das Restaurant mit gutbürgerlicher Küche. „Dann kann im Gutshaus das erste Bier getrunken und das erste Essen verspeist werden“, versprach der Berliner Investor, der auch das Krongut Bornstedt betreibt. Bisher werde das Café gut angenommen, vor allem Anwohner reagierten neugierig.
Die Verzögerungen bei der 2011 begonnenen Sanierung des Bürgerbahnhofs hatte Laggner mit einer langen Liste unliebsamer Überraschungen begründet, unter anderem Vandalismus und Diebstahl. So müssten auch jetzt wieder die Elektrokabel neu verlegt werden, „drei oder vier Mal“ wurden sie von Kupferdieben gestohlen, sagte der Investor. Inzwischen sei das Gebäude mit zusätzlichen Überwachungskameras gesichert, so Laggner.
Weitere Widrigkeiten gab es bei den Abstimmungen mit der Denkmalpflege. Nach Sanierungsbeginn wurde ein so starker Schwammbefall festgestellt, dass die Fachwerkkonstruktion des 1869 errichteten ältesten Bahnhofs der Stadt fast komplett ausgetauscht werden musste, der untere Teil der Außenfassade wurde ebenfalls vollständig erneuert. Für weitere Verzögerungen haben Laggner zufolge Pleiten beteiligter Firmen gesorgt. Weil der Küchentrakt woanders eingebaut wurde als beantragt, musste außerdem die Baugenehmigung geändert werden. Insgesamt waren so acht von dem Gastronom genannte Eröffnungstermine geplatzt.
Dauerbaustelle Bürgerbahnhof: Verzögerung und Geldbuße
Wie viel Geld Laggner in das Projekt gesteckt hat, wollte er gestrigen Montag indes nicht sagen. Noch im Januar hatte er Gesamtkosten in Höhe von mindestens drei Millionen Euro prognostiziert. Für den Kauf des Gebäudes musste er 2010 eine sechsstellige Summe zahlen. Hinzu kommt: Wegen der Verzögerungen bei der Sanierung hatte die Stadt noch vor einem Monat geprüft, ob sie gegen Laggner eine zweite Vertragsstrafe verhängt – auch diese musste er inzwischen zahlen, bestätigte der Investor gegenüber den PNN. Eine erste Geldbuße hatte er 2017 zahlen müssen, weil die Sanierungsverpflichtung für den Bahnhof bis spätestens 2016 hätte erfüllt werden müssen. Zur Höhe beider Vertragsstrafen machte Laggner aber keine Angaben.
Erst Anfang Juni hatte auch Kämmerer Burkhard Exner (SPD) das Projekt kritisiert. Es handele sich um ein, „diplomatisch bezeichnet“, schwieriges Projekt, hatte Exner gesagt. Er selbst hätte sich vergebens für Anfang Juni eine gastronomische Interimslösung gewünscht. Laggner aber habe deutlich gemacht, dass eine solche Interimslösung das Projekt weiter verzögern würde. Jetzt gibt es sie mit dem Café aber offenbar doch. Neben dem Lokal mit gutbürgerlicher Küche, in dem auch das im Krongut gebraute Bier ausgeschenkt werden soll, sind in dem Gebäude außerdem noch ein Zeitungskiosk und ein Blumenladen geplant.