Potsdam West: Eröffnung „noch vor dem BER“
Der Bürgerbahnhof am Park Sanssouci sollte eigentlich schon vor fünf Jahren als Ausflugslokal öffnen. Einen neuen Termin gibt es immer noch nicht. Aber Betreiber Laggner zeigt sich optimistisch.
Potsdam - Der erste Termin war im Juni 2011. Dann hieß es, im Frühjahr, danach im Sommer 2012. Darauf folgte der September 2013, danach erst das Frühjahr, dann der Frühsommer 2014. Der bislang letzte offiziell avisierte Zeitpunkt für die Eröffnung des Bürgerbahnhofs als Ausflugslokal war das Frühjahr 2015. Acht Eröffnungstermine binnen fünf Jahren. Einer mehr als bei der Blütentherme in Werder (Havel), zwei mehr als bei Deutschlands berüchtigstem Flughafen.
Inzwischen nennt Eigentümer und Investor Josef Laggner keine Termine mehr. „Wir werden vor dem BER eröffnen“, sagt er und es klingt nur halb scherzhaft. Er gebe jetzt keine Prognose mehr ab, fügt der aus Bayern stammende Großgastronom hinzu. „Wer weiß, ob nicht wieder etwas dazwischenkommt.“
Die Fassade ist fertig, im Inneren sieht es noch kahl aus
Rein äußerlich sieht der Bürgerbahnhof praktisch fertig aus. Das Fachwerk, die gelben Ziegel, die das Vordach tragenden Holzbalken sind schon seit Monaten denkmalgerecht instand gesetzt. Zumindest an der Fassade des 1869 errichteten und damit ältesten erhaltenen Bahnhofsgebäudes der Stadt gibt es wohl nicht mehr viel zu tun. Innen sieht es allerdings anders aus. Nackter Estrich auf dem Fußboden, kahle Wände. Nichts lässt derzeit erahnen, dass hier einmal Restaurantbetrieb herrschen soll. Auch Handwerker sieht man zumindest an diesem Vormittag keine auf der Baustelle.
Fast sechs Jahre ist es her, dass die Stadt den Bürgerbahnhof an Laggner, der in Potsdam auch das Krongut Bornstedt betreibt, verkauft hat. 2011 begann die Sanierung. Warum das Denkmal – im Gegensatz zum BER oder zur Blütentherme ein Objekt durchaus überschaubarer Größe – nach fast fünf Jahren noch immer nicht fertig ist, darüber kann nur gemutmaßt werden. Laggner selbst macht für den Zeitverzug vor allem die lange Liste von unliebsamen Überraschungen verantwortlich, die bei dem Vorhaben aufgetreten sind.
Laggner verspricht Fortschritte in diesem Frühjahr
Tatsächlich scheint es, als habe das Projekt von Anfang an unter einem schlechten Stern gestanden. Schon der Baubeginn verzögerte sich, weil sich die Abstimmungen mit der Denkmalpflege „kompliziert“ gestaltet hatten, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) seinerzeit erklärte. Nach Sanierungsstart wurde ein so starker Pilz- und Schwammbefall festgestellt, dass die Holzkonstruktion des Gebäudes praktisch komplett ausgetauscht werden musste, der untere Teil der Außenfassade wurde ebenfalls vollständig erneuert. Schließlich hätten Einbrecher in den Kellerräumen Kupferkabel herausgerissen. Allein dies habe einen Schaden von 25 000 Euro verursacht, sagt Laggner. Pleiten beteiligter Baufirmen hätten weitere Verzögerungen und Kosten verursacht. Zuletzt musste die Baugenehmigung nachträglich geändert werden, weil der Küchentrakt woanders eingebaut wurde als ursprünglich beantragt. 1,5 Millionen Euro hatte Laggner in das Projekt investieren wollen, die entstandenen Mehrkosten beziffert er inzwischen auf mehr als 700 000 Euro.
Nach langem Stillstand soll es auf der Baustelle nun aber wieder vorangehen. In den nächsten drei Monaten, kündigt Laggner an, werde es „richtig Fortschritte“ geben. Ein neuer Architekt sei beauftragt, der das Vorhaben fertigstellen soll. An seinem Konzept hält Laggner fest: Vor dem Bahnhofsgebäude soll es einen Biergarten mit bis zu 500 Plätzen geben, wo die Besucher das selbstgebraute Bier aus dem Krongut trinken können. Um den Bürgerbahnhof beliefern zu können, soll für das Krongut daher ein weiterer Braukessel angeschafft werden. Im Innern soll ein Restaurant mit bürgerlicher Küche entstehen, bei der „Qualität und Preis“ stimmen, wie Laggner sagt. 80 Innenplätze sah das Ursprungskonzept vor. Geöffnet werde das Gasthaus ab 11 Uhr, der Betrieb laufe bis um Mitternacht oder 1 Uhr nachts. Das einstige „Exzellenzzimmer“ – ein Raum, der zu Zeiten des Bahnhofsbetriebs den gesellschaftlich höher gestellten Herrschaften vorbehalten war – soll eine Art Frühstückscafé werden, das mit frischen Brötchen und Croissants aus der Krongut-Bäckerei beliefert wird. Geplant sind außerdem ein Zeitungskiosk und ein Blumenladen.
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