Coronakrise im Bergmann-Klinikum: Neuer Vorwurf gegen beurlaubten Chef
Steffen Grebner soll der Meldepflicht zum Schutz des Personals nicht nachgekommen sein. Die Stadt hat ihm mit Freistellung auch Hausverbot erteilt.
Potsdam - Gegen die wegen möglicher Fehler und Versäumnisse im Zuge des schweren Virusausbruchs im Potsdamer Bergmann-Klinikum beurlaubte Geschäftsführung werden neue Vorwürfe erhoben. So soll der kaufmännische Geschäftsführer Steffen Grebner seinen Pflichten zum Schutz des Personals nicht wie vorgeschrieben nachgekommen sein. Daher ist ein weiteres Verfahren wegen des Verdachts einer Ordnungswidrigkeit eingeleitet worden.
Nach der bundesweit geltenden Biostoffverordnung muss eine Unternehmensleitung den Arbeitsschutzbehörden unverzüglich melden, wenn es zu einer so genannten Betriebsstörung kommt, die „zu einer Gesundheitsgefahr der Beschäftigten führen könne“. Im Krankenhaus gilt als Betriebsstörung beispielsweise die Schließung einer Station oder auch der kompletten Klinik.
Gefahr für Personal nicht gemeldet
Das Bergmann-Klinikum hatte bereits am 24. März wegen Corona-Infektionen bei Mitarbeitern und Patienten die Nephrologie (Klinik für Nierenheilkunde) geschlossen – einen Tag zuvor war sie noch innerhalb des Hauses umgezogen, um Platz für die Covid-Station zu machen. Am 1. April verhängte das Gesundheitsamt wegen des Virusausbruchs einen Aufnahmestopp für das Klinikum.
Gemeldet wurde die Gefahr für das Personal jedoch nach PNN-Recherchen nicht – weder am 24. März, noch danach. Darüber wurden am Mittwochabend auch Potsdams Stadtverordnete in nicht-öffentlicher Sitzung des Hauptausschusses informiert. Mögliche Konsequenzen: Wer fahrlässig nicht meldet, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Wer es vorsätzlich nicht tut, macht sich nach Arbeitsschutzgesetz strafbar.
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Bei dem wahrscheinlich schlimmsten Ausbruch des Coronavirus in einem deutschen Krankenhaus sind seit dem 26. März sind im Bergmann-Klinikum 47 Menschen mit oder an Covid-19 gestorben. Insgesamt infizierten sich 138 Patienten mit dem Virus – jeder Dritte starb mit oder an der Infektion. 213 Mitarbeiter des Klinikums infizierten sich mit dem Coronavirus – 43 Ärzte, 150 Pflegekräfte, 13 Verwaltungsmitarbeiter, sieben Reinigungskräfte.
Fotos sorgen für Unruhe unter Mitarbeitern
Die Staatsanwaltschaft Potsdam prüft, ob sie Ermittlungen unter anderem wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung aufnimmt; der Aufsichtsrat hat eine Untersuchungskommission eingesetzt.
Für Unruhe unter Mitarbeitern sorgten jüngst in sozialen Netzwerken verbreitete Fotos, die angeblich den Dienstwagen des beurlaubten Geschäftsführers Grebner zeigten, sowie die Behauptung enthielten, er halte sich weiter regelmäßig im Klinikum auf. Die Wählergruppe Die Andere stellte auch eine entsprechende Anfrage an das Rathaus.
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Grebner darf seinen Dienstwagen weiter nutzen
Das Klinikum gab auf PNN-Anfrage die Auskunft, durch die Stadt als Gesellschafter sei im Einvernehmen mit Grebner „ein Betretungsverbot für das Klinikgelände in Potsdam“ für die Dauer der Freistellung ausgesprochen worden, er habe seinen Generalschlüssel unverzüglich abgegeben; Grebner dürfe weiter Sporträume des Präventionszentrums nutzen, für die er monatliche Beiträge zahle.
Auch seinen Dienstwagen – einen VW Sharan, Baujahr 04/2012 mit einer Kilometerleistung von 230 000 – dürfe Grebner weiter nutzen. Damit der beurlaubte Geschäftsführer die laufenden Untersuchungen nicht beeinflussen könne, habe der Gesellschafter beispielsweise die Zugänge zu den dienstlichen Mailboxen und der Cloud gesperrt. Es gibt keinen Hinweis auf einen Verstoß Grebners gegen die Regelungen. (mit HK)
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