Brandenburger Fußball-Landespokal: Neuer Modus für das Finale
Der Austragungsort ergibt sich nicht mehr aus der Endspielpaarung, sondern das Verbandspräsidiumlegt ihn fest. Dieses Jahr wird in Luckenwalde gespielt, womit der SV Babelsberg 03 Triumph und Trauma zugleich verbindet.
Potsdam - Deutschlands Fußballamateuren wird am 23. Mai wieder die große Bühne geboten. Im Rahmen des bereits zum fünften Mal stattfindenden nationalen „Finaltages“ werden die Landespokalendspiele ausgetragen und live als Konferenzschaltung im ARD-Fernsehen gezeigt. Der SV Babelsberg 03 hofft, dann mit von der Partie zu sein. Doch klar ist bereits jetzt, dass der Potsdamer Regionalligist definitiv nicht im heimischen Karl-Liebknecht-Stadion antreten würde.
Wie der Fußball-Landesverband Brandenburg (FLB) auf PNN-Anfrage bestätigte, findet das diesjährige märkische Finale in Luckenwalde statt. Dies sei ein Beschluss des Präsidiums. Mit dem Bestimmen eines Austragungsortes, bevor die Endspielteilnehmer feststehen, weicht der FLB von einer Linie ab, die er zuvor 20 Jahre lang durchgezogen hatte. Seit 2000 fiel stets die Entscheidung erst, nachdem die Finalpaarung ermittelt war, sodass auf jeden Fall eines der beiden Teams Heimrecht bekam – entweder das klassentiefere oder nach Losentscheid, wenn beide Mannschaften auf der gleichen Ligaebene aktiv waren.
Verband kündigt nach PNN-Anfrage Stellungnahme an
Nun wird ein neuer Weg beschritten. Der FLB verweist auf Paragraph fünf, Satz eins der von den Vereinen unterschriebenen Teilnahmevereinbarung am Landespokalwettbewerb 2019/20. Dort steht: „Das AOK-Landespokalendspiel findet auf einer vom Präsidium festzulegenden Platzanlage statt.“ Dies solle voraussichtlich auch in Nachfolgesaisons so gehandhabt werden, hieß es vom FLB. Warum der Modus gewechselt wird und wie das Finale jetzt organisiert werden soll, wenn nicht zwingend der Gastgeberverein maßgeblich involviert ist, teilte der Verband auf PNN-Nachfrage nicht mit. Stattdessen nur: Es werde noch in dieser Woche eine Pressemitteilung dazu versendet, in der Erklärungen gegeben werden sollen. Damit wird dann wohl auch bei den bislang nicht eingehend informierten Vereinen – wie dem Halbfinalteilnehmer SV Babelsberg 03 – mehr Klarheit herrschen.
Denn die Neuerung beim Austragungsort sorgt in weiteren Bereichen für veränderte Verhältnisse. Etwa bei den Tickets. Welches Kartenkontingent erhalten die Vereine für ihre Fans, aber auch Sponsoren? Wer wickelt den Verkauf ab – Clubs oder Verband? Und hierbei drohen vielleicht sogar größere Umsatzeinbußen. Als beispielsweise 2018 der SV Babelsberg den FC Energie Cottbus zum Finale empfangen durfte, war das Karl-Liebknecht-Stadion erst zum dritten Mal in seiner Geschichte ausverkauft. 9012 Zuschauer waren vor Ort. Das Luckenwalder Werner-Seelenbinder-Stadion ist zwar ein kleines Schmuckkästchen, bietet aber nur ein Fassungsvermögen von maximal 3000 Plätzen. Also nicht geeignet für ganz großes Faninteresse. Und da sich Verband und beide Finalisten jeweils zu einem Drittel die Einnahmen teilen, ginge viel Ertrag bei einer solchen Konstellation verloren.
Möglicherweise droht dürftige Kulisse im TV-Bild
Zudem könnte durch den neuen Finalmodus auch ein Problem bei der Außenwirkung entstehen. Voriges Jahr verfolgten in der Spitze 2,52 Millionen Zuschauer die ARD-Übertragungen vom „Finaltag der Amateure“. Der Marktanteil kletterte bis auf 18,4 Prozent. Sollten nun in Brandenburg beide Endspielteilnehmer auf fremdem Platz antreten und nicht die reisefreudigsten Fangemeinschaften haben, würde im Vergleich zu einem richtigen Heimspiel eine eher magere Kulisse drohen. Die TV-Bilder aus der Mark wären so nicht wirklich reizvoll und keine gute Werbung.
Zumindest theoretisch könnte jedoch in der aktuellen Saison wie zuvor üblich ein Team daheim um den Cup kämpfen. Oberliga-Spitzenreiter FSV 63 Luckenwalde ist noch im laufenden Wettbewerb vertreten, nachdem ihm die Sensation gegen Cottbus gelungen war. In seinem Halbfinale gegen den Regionalliga-Sechsten Union Fürstenwalde gilt der Fläming-Klub aber als Außenseiter. Der SV Babelsberg 03 ist derweil auswärts gegen den Zweitplatzierten der Brandenburgliga, Grün-Weiß Lübben, favorisiert. Die Partien der Vorschlussrunde sind für den 28. März angesetzt.
2016 kam es beim Finale zur "Schande von Luckenwalde"
Sollte es Babelsberg nach Luckenwalde schaffen, würden beim Kiezklub Erinnerungen wach werden. An einen Triumph und zugleich ein Trauma. Als das Seelenbinder-Stadion 2016 zuletzt Finalort des Brandenburger Landespokals war, setzte sich der SVB 3:1 gegen den FSV 63 durch. Es war der neunte und bisher letzte Pokalsieg des Babelsberger, die zusammen mit Energie Cottbus Cup-Rekordgewinner sind.
Nach der Partie kam es damals jedoch zu einem sehr umstrittenen Polizeieinsatz gegen SVB-Anhänger. Zahlreiche Personen wurden verletzt. Die Polizei begründete ihr hartes Eingreifen damit, sie habe körperliche Auseinandersetzungen zwischen Fans bei einem sich anbahnenden Platzsturm unterbinden wollen. Nulldrei-Anhänger hielten dagegen, sie wollten nur zum Feiern mit ihrem Team aufs Feld. Die Gewaltaktion der Polizei wird in SVB-Fankreisen als „Schande von Luckenwalde“ bezeichnet.
Am 23. Mai dieses Jahres könnte es nun eine Pokalfinalrückkehr der Nulldreier an jenen Schauplatz geben.
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