Landespokalendspiel zwischen dem SV Babelsberg 03 und Energie Cottbus: Nulldrei verliert mehr als das Finale
Der SV Babelsberg 03 verlor das Endspiel um den AOK-Fußball-Landespokal gegen Energie Cottbus mit 0:1. Nach der Partie verhinderten Babelsberger Fans durch Pyrotechnik die Cottbuser Siegerehrung.
Potsdam - Fans des SV Babelsberg 03 haben für ein hässliches Ende des AOK-Landespokalfinales gesorgt. Nach Abpfiff der Partie, die der FC Energie Cottbus mit 1:0 (0:0) gewonnen hatte, warfen Chaoten Knallkörper und Nebeltöpfe auf den Rasen und Leuchtraketen in den Gästeblock. Die Siegerehrung musste deshalb ausfallen – Repräsentanten des Fußballlandesverbandes und der AOK Nordost verzichteten aufgrund der Ausschreitungen auf die Pokalübergabe an die Cottbuser Spieler sowie die Ehrung des SVB als Finalisten. „Hier wurden all die Werte, die für Babelsberg stehen, mit Füßen getreten“, sagte der zutiefst erschütterte SVB-Trainer Almedin Civa und meinte: „Ich muss überlegen, ob das noch mein Verein ist.“
Bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit musste der souveräne Schiedsrichter Jan Seidel die Partei für vier Minuten unterbrechen, weil in der Nulldrei-Nordkurve Bengalos und Nebeltöpfe gezündet worden waren. Im Cottbuser Gästeblock blieb es indes ruhig – anders als im April 2017, als rechte Fangruppen Krawall machten. Friedlich feierten die Cottbuser den Sieg ihrer Mannschaft und ließen sich nicht provozieren.
Große Kulisse: Karl-Liebknecht-Stadion ausverkauft
Das Verhalten in der Nordkurve trübte diesen Fußball-Nachmittag, der als Fußballfest begonnen hatte. Beim Einlauf der Mannschaften wehten zwei Fahnenmeere – rot-weiß im Gästeblock mit 1650 Energie-Fans, blau-weiß entlang der Heim-Geraden. Gut 70 Minuten vor Anpfiff waren auch die letzten Tageskarten weg: 9012 Zuschauer waren ins Karl-Liebknecht-Stadion gekommen.
Sie sahen eine engagiert geführte Pokalpartie. Beide Mannschaften waren zunächst bemüht, das Spiel zu kontrollieren, keine Fehler zu machen und ein frühes Gegentor zu vermeiden. Die Aufstellung von Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz überraschte: Entgegen seiner Ankündigung, mit „voller Kapelle“ anzutreten, verzichtete er auf zahlreiche Stammkräfte in der Start-Elf. Die Torjäger Streli Mamba und Fabio Viteritti sowie Kevin Weidlich saßen zunächst auf der Bank, Maximilian Zimmer war erst gar nicht im Kader. Nach gut 20 Minuten wirkten die Cottbuser besser organisiert, sodass sie mehr Tempo in ihre Aktionen bekamen. Torgefahr gab es allerdings zunächst auf beiden Seiten nicht. Den ersten Aufreger gab es nach etwa einer halben Stunde, als Babelsberg Nadar El-Jindaoui eine schöne Flanke in den Energie-Strafraum schlug, die Tino Schmidt knapp verpasste. Im Gegenzug nahezu die gleiche Situation: Felix Geisler mit einem Freistoß in den Babelsberger Strafraum, den Torhüter Marvin Gladrow zur Ecke klärte.
Kevin Weidlich staubt zum "Goldenen Tor des Tages" ab
Ende der ersten Halbzeit drehten die Cottbuser den Geschwindigkeitsregler noch einmal hoch, erspielten sich zahlreiche Ecken, die durchaus gefährlich in den Strafraum segelten, aber zu nichts Zählbarem führten.
In der zweiten Halbzeit gewannen die Cottbuser weiter an Dominanz und spielerischer Überlegenheit. In der 55. Minute vereitelte SVB-Torhüter Marvin Gladrow eine gute Chance von Alexander Siebeck. Nach gut einer Stunde verfehlte ein Kopfball vom Energie-Kapitän Mark Stein nach einer Ecke knapp das Ziel. Der SVB leistete sich wiederholt Fouls vor dem eigenen Strafraum, was den Cottbusern aussichtsreiche Freistoßmöglichkeiten bescherte. Mit frischen Offensivkräften versuchten beide Trainer, die Schlussphase zu beleben: Kevin Weidlich und Streli Mamba auf Cottbuser und Abdulkadir Beyazit auf Babelsberger Seite. Für mehr Vitalität sorgte das nur auf Cottbuser Seite – und letztlich auch für den entscheidenden Treffer. In der 86. Minute kam Costa de Freitas auf seiner starken linken Seite zum Abschluss, seinen Schuss konnte Gladrow noch an den Pfosten lenken, doch Kevin Weidlich schaltete am schnellsten und schoss zum 1:0 für Cottbus ein. Nach der souveränen Regionalliga-Meisterschaft gewannen die Lausitzer am Ende zwar mühevoll, aber verdient – nunmehr zum achten Mal – auch den Landespokal und gehen mit dem Erfolg gestärkt in die beiden Drittliga-Aufstiegsspiele gegen Weiche Flensburg. Der SV Babelsberg 03 hat indes an diesem Sonntagnachmittag weitaus mehr verloren als ein Fußballspiel.
+++ Stimmen zum Brandenburger Pokalfinale +++
Die Pyrotechnikvorfälle – vor allem nach dem Spiel – trübten die Stimmung beim Landespokalfinale zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem FC Energie Cottbus. „Wieder haben einige Chaoten den Fußball missbraucht“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) enttäuscht im Kabinentrakt des Karl-Liebknecht-Stadions. Fußball-Landesverbandspräsident Siegfried Kirschen erklärte, er sei sprachlos. Auch SVB-Trainer Almedin Civa zeigte sich sehr nachdenklich. „Für mich als Babelsberger ist das ein trauriger Tag“, sagte er. „Das ist peinlich hoch zehn und ich entschuldige mich im Namen unseres Vereins bei Energie Cottbus, dass sie ihre Siegerehrung nicht bekommen haben.“
Kommentare zum sportlichen Ausgang folgten stets nur an zweiter Stelle. „Das war ein spannendes Spiel auf Augenhöhe. Es ist bitter, dass wir dann so spät den Treffer kriegen“, meinte der in Cottbus ausgebildete SVB-Torwart Marvin Gladrow. Energie-Kapitän Marc Stein, der als gebürtiger Potsdamer beim ESV Lok Seddin das Fußball-Abc erlernte, lobte derweil sein Team: „Wir haben das sensationell gemacht.“ Es sei „der erste Schritt in der Woche der Wahrheit“ gewesen, blickte Stein auf die bevorstehende Relegation um den Drittliga-Aufstieg. Cottbus-Coach Claus-Dieter Wollitz betonte: „Wir sind jetzt schon wieder mit dem Kopf bei den Partien gegen Weiche Flensburg.“
+++ Sicherheit rund um die Partie +++
Rund 500 Polizisten waren für das Pokalfinale zwischen dem SV Babelsberg 03 und dem FC Energie Cottbus im Stadion und im Umfeld im Einsatz. Bis zu Spielbeginn „ist es relativ ruhig geblieben“, sagte der Polizeieinsatzleiter gestern den PNN. Lediglich kleinere Beleidigungen gegenüber Beamten habe es gegeben, „aber keine körperlichen Auseinandersetzungen“. Nach Spielende wurden die Cottbuser Anhänger über die Straße Alt Nowawes zum Hauptbahnhof geleitet. Die Babelsberger Fans wurden durch die Karl-Liebknecht-Straße geführt. „Aufgrund der Örtlichkeiten ist in Babelsberg eine sehr gute Trennung der Fanlager möglich“, so der Einsatzleiter. Eine Person wurde in Gewahrsam genommen, weil sie unerlaubt eine Sperre passieren wollte. Bis zu Redaktionsschluss lagen keine weiteren Polizeimeldungen vor.
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