CDU-Kandidat für Bundestagswahl: Ludwig fährt für ihre Karriere volles Risiko gegen Ryssel
Kampfabstimmung bei der CDU: Saskia Ludwig oder Gregor Ryssel, wen schickt die Partei ins Rennen für das Direktmandat im Potsdamer Wahlkreis für den Bundestag?
Potsdam - Bei der CDU steht erneut eine Kampfabstimmung an. Es geht um die Frage, wer bei den nächsten Bundestagswahlen 2017 als Direktkandidat im Potsdamer Wahlkreis 61 antreten kann. Dafür schickt die Potsdamer CDU nun einen Vertreter aus der zweiten Reihe gegen die mittelmärkische Unionskreischefin und Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig, die ihre Kandidatur bereits angekündigt hat.
Bei ihrem Gegner handelt es sich um den stellvertretenden Potsdamer Kreisvorsitzenden Gregor Ryssel, wie sein CDU-Kreisverband am Dienstag mitteilte. Einstimmig habe sich der Kreisvorstand für die Nominierung des Groß Glienickers, Jahrgang 1967, ausgesprochen.
Lobend äußerte sich der Potsdamer CDU-Kreischef und Generalsekretär der Landespartei, Steeven Bretz, über den Nominierten: „Mit Gregor Ryssel haben wir einen Kandidaten nominiert, der bodenständig und aufgeschlossen ist und das Programm der CDU sympathisch verkörpert.“ Bretz war nicht angetreten, er konzentriert sich auf seine Landesaufgaben.
Ryssel als Gegenentwurf zu Ludwig
Ryssel war den Angaben nach mit seiner Familie viele Jahre für die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung im Ausland, etwa in Ghana. Er gilt bei seinen Befürwortern als Gegenentwurf zu Ludwig: Er ist zwar klar konservativ, gilt aber als weltgewandt und -offen, feingeistig, ein Sympath, vor allem aber ist er niemand, der aus dem Parteiklüngel stammt. Er selbst erklärte unter anderem, er werte die Europäische Verständigung als hohes Gut: „Zusammen mit unseren europäischen Partnern werden wir Wohlstand und Weltoffenheit beibehalten.“
Ludwig, die zum rechten Flügel der Union gehört, ist in der Landes-CDU umstritten. Nach heftiger interner Kritik an ihrem als allzu hart empfundenen Oppositionskurs gegen die rot-rote Landesregierung war sie im September 2012 als Partei- und Fraktionschefin der märkischen Union nach zwei Jahren Amtszeit zurückgetreten. Seitdem war Ludwig in der CDU-Landtagsfraktion weitgehend isoliert, ebenso im Landesverband. Die Kreis-CDU in Potsdam-Mittelmark führt sie aber mit straffer Hand. Bereits in den letzten Monaten vor ihrem Rücktritt als Landes- und Fraktionschefin hatte sie versucht, sich als Sprachrohr des rechtskonservativen Lagers in der CDU zu etablieren, konkret des Berliner Kreises, der den Linksruck der CDU von Bundeskanzlerin Merkel und die Aufgabe konservativer Werte kritisiert. In Brandenburg hat sich die CDU in der Partei und Landtagsfraktion aber neu aufgestellt. Die Rambo-Manier der Ludwig ist fort. In der Fraktion spielt die 48-Jährige keine relevante Rolle mehr. Dass sich Ludwig gern auf Empfängen der rechtspopulistischen AfD, etwa mit dem Thüringer Landeschef Björn Höcke, sehen lässt, gut mit deren Abgeordneten kann oder einsam AfD-Anträgen im Plenum zustimmt, regt niemanden mehr in der CDU auf. Im Klartext: In der märkischen Union, die Merkels Kurs in der Flüchtlingspolitik mitträgt und klar auf Abgrenzung zu der Rechtsaußen-Truppe setzt, nimmt niemand Ludwig mehr ernst: Und niemand wäre bei einem AfD-Übertritt überrascht.
Dass Ludwig das Mandat für Potsdamer Wahlkreis gewinnen könnte, wird bezweifelt
Doch Ludwigs Kalkül, um das Bundestagsmandat gegen Bretz anzutreten, einen Vertreter aus der Führung der Landes-CDU, ging nicht auf. Es kommt beim Mitgliederentscheid am 13. September nun nicht wie von Ludwig geplant zum Showdown zwischen ihrem AfD-nahen Anti-Merkel-Kurs und dem Pro-Merkel-Kurs der Landesparteispitze, für den auch Ryssel stehen soll. Sollte er gegen Ludwig verlieren, wäre auch niemand beschädigt. Das Risiko ist also gering. Wenn Ludwig aber verliert, wäre es das politische Aus für sie. Und dass sie das Mandat im Potsdamer Wahlkreis tatsächlich gewinnen könnte, daran glaubt niemand in der Union. Wer die CDU wegen Merkel nicht wählt, stimmt ohnehin für die AfD. Ryssel dagegen wird eher zugetraut, bürgerliche Wählerschichten gerade in Potsdam für sich zu gewinnen.
Im Oktober 2012 hatte Ludwig das Rennen um die Bundestagskandidatur in einer Kampfabstimmung gegen die langjährige Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche mit 184 zu 223 Stimmen verloren. Bei der Bundestagswahl ein Jahr später hatte Reiche den Wahlkreis 61 erstmals für die Union gewonnen. Im vergangenen Jahr hatte Reiche dann ihr Mandat niedergelegt, um als Chefin beim Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) zu beginnen. Auf das freie Mandat konnte im Bundestag niemand mehr nachrücken.
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