Die Corona-Lage in Potsdam am Freitag: Kitas bleiben dicht, weniger Bewegungsfreiheit
Wegen anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen bleiben die Potsdamer Kitas geschlossen, die Bewegungsfreiheit wird eingeschränkt. Einen besonderen Trick auf dem Weg zum Impftermin gibt eine Potsdamerin.
Potsdam - Wegen anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen wird die Bewegungsfreiheit der Potsdamer eingeschränkt, anders als in anderen Landkreisen bleiben auch die Kitas weiterhin geschlossen: Der Freitag hatte in Sachen Pandemiebekämpfung in Potsdam nur wenige erfreulich Nachrichten zu bieten. Ein Überblick.
Potsdam lässt Kitas geschlossen
In Potsdam bleiben die Kitas vermutlich bis Ende Januar geschlossen, es gibt nur eine Notbetreuung. Das hat die Stadtverwaltung am späten Freitagnachmittag mitgeteilt. „Eine Neubewertung der Lage kann zu einem früheren Ende der Einschränkungen führen.“ Zur Begründung verwies Oberbürgermeister Mike Schubert auf die weiter „sehr dynamische“ Infektionslage – am Freitagmorgen registrierte die Stadt 75 neue Corona-Fälle und eine Sieben-Tages-Inzidenz von 235,1 – Tendenz zuletzt steigend. Schubert sagte, auf den Intensivstationen in Potsdamer Kliniken drohe eine Überlastung wegen der zahlreichen Covid-Patienten.
„Daher können wir aktuell keine Lockerungen vornehmen.“ Man müsse die Fallzahlen wieder senken. Die Notbetreuung werde auf Alleinerziehende ausgeweitet, hieß es. Das Land Brandenburg hingegen will die Kitas weitgehend offen halten, es bleibt aber Hoheit der Kreise und kreisfreien Städte, wie sie es halten. Wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einer kreisfreien Stadt oder einem Landkreis den Wert 300 übersteigt, müssen Kitas jedoch schließen. Mit dieser Kita-Regelung hat Brandenburg sich von der härteren Linie von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den meisten anderen Ministerpräsidenten abgesetzt.
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Angesichts der – bis auf Abschlussklassen und Fördereinrichtungen – weiterhin auf Digitalunterricht umgestellten Schulen bleibt auch der Fahrplan des Potsdamer Verkehrsbetriebs (ViP) ausgedünnt. Eingestellt bleibt demnach die Linie 98 zwischen Schloss Charlottenhof und Bahnhof Rehbrücke.
Der 15-Kilometer-Bewegungsradius
Aufgrund der hohen Infektionszahlen wird für die Potsdamer im Zuge der verschärften Eindämmungsverordnung des Landes nun der Bewegungsradius eingeschränkt. Touristische Ausflüge, Sport und Bewegung im Freien dürfen ab dem Samstag nur noch in einem 15-Kilometer-Radius rund um die Stadtgrenze stattfinden – damit kommen Potsdamer noch bis Nauen, Falkensee, Beelitz oder Ludwigsfelde, weiter aber nicht. Auch Besuche ins westliche Berlin sind möglich. Zum Arzt, zum Einkaufen oder zur Arbeit dürfen Potsdamer aber auch weiter weg fahren.
Eingeschränkter Bürgerservice
Angesichts der Krise verlängert das Rathaus die erheblichen Einschränkungen bei ihrem Bürgerservice, was auch die Kfz-Zulassung betrifft. Dringende Notfälle würden aber nach telefonischer Anmeldung bearbeitet, teilte die Stadt mit. Die Online-Terminvergabe ist ausgesetzt.
Die Wirtschaft leidet weiter
Die Verlängerung des Lockdowns bis 31. Januar sorgt in der Wirtschaft für große Sorgen. Der Präsident der Potsdamer Handwerkskammer, Robert Wüst, teilte mit, für die von Schließungen betroffenen Betriebe, wie Friseure, Kosmetiker oder Wäschereien werde die Lage immer angespannter, Liquiditätsreserven würden schwinden. Besonders müssten die Probleme beim Impfen schnell überwunden werden, damit die Wirtschaft „wieder durchstarten“ könne, so Wüst.
Die Linke-Fraktion im Stadtparlament forderte derweil mehr Hilfe für jene Beschäftigte aus kommunalen Unternehmen, die gerade in Kurzarbeit sind – etwa aus dem Theater oder den Bäderbetrieben. Für diese müsse die Stadt proaktiv anbieten, dass sie auch im Gesundheitsamt mithelfen können, sagte die Linke-Stadtverordnete Tina Lange. Das Rathaus erklärte auf Anfrage der Linken, Beschäftigte dieser Unternehmen könnten beurlaubt werden und befristet im Rathaus angestellt werden. Das Gesundheitsamt wird bereits von 44 Verwaltungsmitarbeitern aus anderen Bereichen unterstützt, etwa aus dem Kulturamt oder dem Potsdam Museum.
„Trick 17“ beim Chaos mit Impfterminen
Das anhaltende Chaos bei der nur telefonisch möglichen Terminvergabe für Corona-Impfungen in Brandenburg lässt sich offenbar mit einem simplen Trick umgehen. Darauf wies die Potsdamerin Susanne Brandt-Honnef gegenüber den PNN hin. Sie hatte für ihre Mutter, wie tausende andere Brandenburger auch, diese Woche stundenlang erfolglos versucht über die Hotline 116 117 einen Termin im Impfzentrum in der Metropolishalle zu ergattern.
Bis Nachbarn ihr einen Tipp gaben: Sie solle doch mit dem Handy anrufen und in dem Moment, wenn nach der Postleitzahl gefragt wird, eine aus dem Berliner Stadtgebiet angeben. Das machte sie denn auch – und wurde innerhalb von zwei Minuten mit einem dort zuständigen Callcenter verbunden, dass auch einen Termin vergeben konnte – am 22. Januar kann ihre Mutter nun geimpft werden. „Dieses Chaos treibt Blüten“, kommentiert Brandt-Honnef den Vorgang.
Allerdings habe sie wiederum erfahren, dass Personen aus Töplitz, die Ähnliches versuchten, keinen Termin erhielten – weil sie nicht in Potsdam wohnten. Das Chaos sei mehr als ärgerlich, so die Potsdamerin. Die für die Terminvergabe zuständige Kassenärztliche Vereinigung erklärte auf Anfrage, dieses Phänomen sei bisher unbekannt, man gehe dem nach. Bis Freitagmittag hätten 9200 Brandenburger einen Termin erhalten. Insgesamt sollen rund 200 000 Ü80-Senioren einen Termin erhalten.
Zumindest vor Ort scheint es glatter zu laufen. So berichtete der Potsdamer Roland Neumann, der am Mittwoch geimpft wurde, der Ablauf sei gut organisiert und das Personal freundlich gewesen. „Und sogar das Taxi kam nach fünf Minuten“. Allerdings hatte auch er dutzende Mal anrufen müssen, ehe er eine freie Leitung erwischte. Sein Appell: „Für diese Startetappe muss es bessere Lösungen geben.“
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