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Im Bornstedter Feld leben 3000 Kinder und Jugendliche. Ein Jugendtreff fehlt immer noch.
© S. Gabsch

Bornstedter Feld: Kein Platz für die Jugend

Auf absehbare Zeit wird es keinen Treffpunkt für Jugendliche im Bornstedter Feld geben, obwohl der bereits seit Jahren benötigt wird. Eine neue Arbeitsgruppe soll es richten.

Potsdam - Seit Jahren wird für das schnell wachsende Viertel Bornstedter Feld ein Jugendklub gefordert. Doch trotz zahlreicher Beschlüsse kommen Stadtpolitik und Rathaus bei der Suche nach geeigneten Standorten nicht weiter. „Der Wille ist da, das Geld ist da, nur die Flächen fehlen“, sagte Bert Nicke, der Chef des kommunalen Entwicklungsträgers für das Bornstedter Feld, am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss. „Derzeit ist keine optimistische Prognose möglich“, sagte Sozialdezernent Mike Schubert (SPD). Und fügte hinzu: „Mich frustriert das auch.“

Wie groß die Ratlosigkeit ist, wurde auch an einem anderen Detail der Sitzung deutlich: Selbst ein Antrag der Fraktion Bürgerbündnis/FDP für einen neuen Jugendklub wurde mangels Erfolgsaussichten vorerst zurückgestellt. Dieser Antrag hatte einen bemerkenswerten Wortlaut: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, den Entwicklungsträger Bornstedter Feld anzuweisen, seinen Verpflichtungen zur Schaffung von Einrichtungen im Bornstedter Feld zeitnah nachzukommen.“ Doch der im Antrag genannte kommunale Entwicklungsträger besitzt keine Grundstücke mehr, auf denen ein Jugendklub entstehen könnte, wie Geschäftsführer Nicke verdeutlichte: „Ich kann es nicht ändern.“

12.000 Potsdamer leben im Bornstedter Feld - ein Viertel davon sind Kinder und Jugendliche

Dabei ist seit dem Entstehungsbeginn des Viertels in den 1990ern klar, dass dort auch Jugendeinrichtungen benötigt werden. Inzwischen leben mehr als 12 000 Potsdamer in dem Bereich, knapp ein Viertel davon sind Kinder und Jugendliche. Das ist ein rund fünf Prozent höherer Jugendanteil als im Potsdamer Durchschnitt – Tendenz steigend.

Die Gründe, warum es dennoch für die Jugend im Bornstedter Feld keinen Treff gibt, sind vielschichtig: Vor allem steht der eigentlich bis 2015 für einen Jugendklub geplante Standort David-Gilly- Straße nicht mehr zur Verfügung, weil dort noch eine Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Familien in Containerbauweise aufgestellt ist – sie ist bis zum Jahr 2020 genehmigt. Für andere mögliche Standorte müssten Bebauungspläne geändert oder neu aufgestellt werden, was laut Nicke jeweils rund zwei Jahre dauert – bevor überhaupt irgendetwas gebaut werden kann. „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir das längst begonnen“, beklagte Sigrid Müller von den Linken die Aussage von Nicke.

Auch die vollständige Sanierung des maroden und im Winter noch mit Kohleöfen geheizten Jugendklubs „Ribbeckeck“ an der Potsdamer Straße ist vom Tisch, weil die Arbeiten mit 1,2 Millionen Euro doppelt so teuer wie geplant wären. „Der Kommunale Immobilienservice sagt, dass wäre zu teuer für 40 Plätze“, sagte Nicke.

Könnte der Jugendzirkus "Montelino" ein Jugendtreff werden?

Eine Idee wäre aus Sicht von Nicke, den Jugendzirkus „Montelino“ auch als allgemeinen Jugendtreff zu nutzen – mit einem festen Standort statt einem nur in der Freiluftsaison nutzbaren Zelt. Der Zirkus müsse mit der geplanten Verkleinerung des Volksparks ab Ende 2018 ohnehin an einen neuen Standort wechseln, etwas nördlich der Biosphäre, auf einem Teil des dortigen Parkplatzes. Doch sei der Zirkus gar nicht als offener Jugendtreff ausgelegt, gaben Ausschussmitglieder zu bedenken.

Auch die Tropenhalle „Biosphäre“ war zwischenzeitlich für einen Jugendklub im Gespräch – und wurde am Donnerstag erneut ins Spiel gebracht. Allerdings soll erst jetzt im April entschieden werden, wie es mit dem chronisch defizitären Haus weitergeht – wie berichtet will die Stadt die Halle weiter nutzen. Sie sei für einen Jugendklub auch noch eine Option, so Dezernent Schubert. Dem widersprach der Gründer des „Freiland“-Jugendzentrums, Dirk Harder, er könne sich keine attraktive Jugendeinrichtung in der Halle vorstellen – bei einer Begehung vor einigen Jahren sei es um nur 80 Quadratmeter Fläche für einen Jugendklub gegangen. Schubert gab zurück, es sei eben Phantasie gefragt. Schließlich einigte sich der Ausschuss auf eine neue Arbeitsgruppe, die noch einmal alle Optionen prüfen soll.

So ging am Freitag die Standortsuche auch an anderer Stelle weiter. Matthias Finken, Chef der Interessenvertretung für das Bornsteder Feld und CDU-Fraktionschef im Stadtparlament, plädierte auf PNN-Anfrage dafür, über das kurzfristige Aufstellen von Containern nachdenken, wie sie für Horte und Schulen verwendet werden. „Der Bedarf ist unbestritten.“

Fehler soll sich in Krampnitz nicht wiederholen

Bei aller Ratlosigkeit waren sich doch alle in einem Punkt einig. Die Fehler, die in Sachen sozialer Infrastruktur im Bornstedter Feld gemacht worden seien, dürften im künftigen Stadtviertel Krampnitz nicht nochmal passieren, sagte Schubert. Finken pflichtete bei, in Krampnitz müssten zuerst Flächen für solche sozialen Angebote geplant werden.

Dagegen erinnerte Entwicklungsträger-Chef Nicke daran, dass für die besagten Pläne für einen Jugendklub in der David-Gilly-Straße schon ein Wettbewerb stattgefunden habe – doch dann gemeinsam beschlossen wurde, dort eine Flüchtlingsunterkunft zu bauen. „Was dringend erforderlich war.“ Das sei nicht vorhersehbar gewesen. Ein Plan B fehlt bis jetzt.

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