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Jung und ambitioniert. Die Potsdamer Judoka peilen mindestens den Einzug ins Meisterschaftsviertelfinale an. Und auch von einem Schritt weiter, der letztmals 2012 geschafft wurde, wird beim UJKC geträumt.
© Tobias Gutsche

Judosport in Brandenburg: Kämpfe auf der Bundesebene

Das drohende Bundesstützpunkt-Aus im Land Brandenburg beschäftigt weiterhin den märkischen Judosport. Argumente pro Brandenburg liefert unter anderem der UJKC Potsdam, der mit einem talentierten Team in die neue Erstligasaison geht.

Der UJKC Potsdam ist ein stolzer Verein. Stolz darauf, wie er sich entwickelt hat, was dabei aufgebaut wurde und welche Meriten er so einheimsen konnte. Als voriges Wochenende in den UJKC-Trainingsräumen am Luftschiffhafen das Team für die am Samstag startende neue Bundesligasaison vorgestellt wurde, bekam dieses Club-Ehrgefühl Ausdruck in einem imposanten Kurzfilm, der dort zu Beginn der Veranstaltung flimmerte. Perfekte Bedingungen dank moderner Trainingsstätten und Anbindung an die Sportschule, eine hochqualifizierte und harmonierende Coachingriege, der Status als einer der erfolgreichsten deutschen Vereine im Nachwuchsbereich – all das war Thema.

Und es sind Argumente. „Wir stecken in schwierigen Zeiten“, sagte UJKC-Präsident Helmar Hentschke vor dem Hintergrund, dass im Zuge der deutschen Leistungssportreform geplant ist, den Judo-Bundesstützpunkt Frankfurt (Oder) zu streichen. „Dadurch würden wohl auch wir als Landesstützpunkt Probleme bekommen.“ Entsprechend wird gekämpft, um das Judo-Traditionsland Brandenburg weiterhin auf der Landkarte der Bundesförderung zu halten. Der UJKC hat mit seinem Videoclip die Stärke des hier bestehenden Systems verdeutlicht, darin auch unterstrichen, dass die gesamte Mark eine Vormachtstellung in Deutschland bezüglich der Jugendarbeit einnimmt. Denn Frankfurt kann auf ebenso gute Strukturen und zahlreiche Judo-Nachwuchserfolge an seinem Standort verweisen.

Forderung nach Transparenz bei Entscheidung

Die vielen Pro-Aspekte für Brandenburg wirft Daniel Keller bei der Bundesstützpunktdiskussion in die Waagschale. Während der UJKC-Mannschaftspräsentation hatte er auf einer Holzbank in der ersten Reihe gesessen. Getreu seiner Position. Schließlich steht er als Landesverbandschef an der Spitze der märkischen Kampfgemeinschaft, die sich für die Fortführung der Bundesunterstützung einsetzt. Aktuell versucht Keller in Erfahrung zu bringen, auf welcher Grundlage entschieden wurde, Frankfurt (Oder) künftig außen vor zu lassen. „Wir möchten gerne wissen, welche Kriterien es für die Auslese gab und wie die Beurteilung aller möglichen Standorte ausgefallen ist. Es geht um Transparenz“, erklärte er. „Das Schlagwort der Spitzensportreform ist potenzialorientiert. Also warum ist Brandenburg dann nicht dabei? Gerade wir haben riesiges Potenzial.“

Zum Beispiel zeigt sich das im Bundesligateam des UJKC. „Der Fokus liegt hauptsächlich auf unseren eigenen Talenten“, sagte Cheftrainer Mario Schendel. „Wir haben eine junge, ambitionierte Truppe, die fast nur aus aktuellen oder ehemaligen Potsdamer Sportschülern besteht.“ Lediglich punktuell wird sich durch Gaststarter verstärkt. Dazu gehört der Bulgare Yanislav Gerchev, der am Wochenende Vize-Europameister der Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm wurde. Er soll am Samstag zum Saisonstart auf die Tatami treten, wenn der UJKC in der MBS-Arena den Verein Judo in Holle empfängt (Beginn: 18 Uhr).

"Mr. UJKC" steht nicht mehr im Aufgebot

Danach folgen vier weitere Nordstaffel-Hauptrundenkampftage – gegen Bottrop (6. Mai/auswärts), Witten (20. Mai/daheim), Brandenburgs Aufsteiger Spremberg (17. Juni/auswärts) und den amtierenden Meister Hamburg (1. Juli/daheim). Als Ziel gibt Schendel das Viertelfinale aus. „Hamburg wird man kaum von der Spitze kriegen. Aber Rang zwei in unserer Gruppe – wie letztes Jahr – ist drin.“ Damit wäre die Ausgangslage für die Runde der letzten Acht gut – und eben noch mehr möglich. „Wir“, so Hentschke, „liebäugeln ja damit, mal wieder ins Halbfinale zu kommen. Das ist uns schon lange nicht mehr gelungen.“ Zuletzt 2012.

Einer, der damals und generell über all die Jahre verlässlicher Punktelieferant für Potsdam war, steht ab dieser Saison nicht mehr im Kader: Robert Kopiske, „Mr. UJKC“ genannt. „Er widmet sich jetzt gänzlich seiner beruflichen und privaten Zukunft“, berichtete Schendel.

Es wird inzwischen nach neuen Regeln gekämpft

Darum muss sich Kopiske auch nicht intensiv mit den seit Anfang des Jahres geltenden neuen internationalen Judoregeln auseinandersetzen, die ebenso in der Bundesliga zum Einsatz kommen. Sie sollen den Sport attraktiver machen. Unter anderem wurde die Kampfzeit von fünf auf vier Minuten verkürzt, es gibt nur noch zwei statt drei Wertungsarten und kein Duell endet unentschieden, sondern spätestens per Golden Score. Nach rund vier Monaten Praxistest zieht Schendel Bilanz: „Ich war erst sehr skeptisch. Mittlerweile finde ich die Umsetzung ordentlich. Lediglich bei der Punktbewertung durch die Offiziellen kommen noch einige Fragen auf.“ Ein Problem, das der Brandenburger Judosport auch abseits der Matte hat – im Falle der Debatte um die Bundesstützpunktvergabe.

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