Judosport in Brandenburg: Beste Werbung
Brandenburgs Judoka - allen voran die aus Potsdam - glänzen bei der deutschen U18-Meisterschaft. Damit liefern sie Argumente für die Fortführung der Judo-Bundesförderung in der Mark. Diese steht vor dem Aus, wogegen sich gewehrt wird.
Es waren märkische Judo-Festspiele auf der Matte. Bei der deutschen U18-Meisterschaft am vergangenen Wochenende in Herne überstrahlte der Brandenburgische Judoverband (BJV) die Konkurrenz. Dreimal Gold sowie je viermal Silber und Bronze bedeuteten – wie bereits in den beiden Vorjahren – Platz eins im Medaillenspiegel des Championats. Mit Abstand folgten die Verbände von Berlin und Württemberg, die es jeweils auf drei goldene, eine silberne und zwei bronzene Plaketten brachten. Mario Schendel – Trainer beim UJKC Potsdam, aus dessen Leistungszentrum zwei Titelträger und drei weitere Medaillengewinner kommen – sagt: „Der Nachwuchs ist die Zukunft. Und Brandenburg hat seine hohe Qualität im Jugendbereich demonstriert. Wieder einmal.“
Umso unverständlicher ist die Tatsache, dass ausgerechnet jenes Bundesland künftig nicht mehr die wertvolle Judo-Bundesförderung genießen soll. So zumindest sieht es die deutsche Spitzensportreform vor. Die vom Bundesinnenministerium und Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) forcierte Neustrukturierung des Förderkonzepts zielt unter anderem auf eine Konzentration der Bundesstützpunkte ab. Sprich: eine Verringerung der Anzahl solcher nationaler Trainingseinrichtungen. Der Deutsche Judobund (DJB) hat sich in seinen bisherigen Überlegungen dafür ausgesprochen, den Bundesstützpunkt in Frankfurt (Oder) zu streichen. Kommt es dazu, wäre nicht nur der dortige Standort geschwächt, sondern das gesamte brandenburgische Judosportsystem – inklusive des starken Potsdamer Landesstützpunkts. „Dagegen kämpfen wir“, sagt BJV-Präsident Daniel Keller, der die jüngsten Ergebnisse der U18-Meisterschaft als beste Werbung und gute Argumente pro Brandenburg versteht.
Umkehr der Aufgabenverteilung innerhalb des Landes möglich
Eine ähnlich beeindruckende Erfolgsbilanz erwartet er nun auch von den U21-Titelkämpfen, die am Wochenende stattfinden – am Brennpunkt, in Frankfurt (Oder). Dort wird sich Keller mit Vertretern des DJB, des Landesministeriums für Bildung, Jugend und Sport sowie des Olympiastützpunktes Brandenburg zusammensetzen. „Nach aktuellem Stand“, erklärt Keller, „soll in Deutschland ein Judo-Bundesstützpunkt wegfallen. Es scheint, dass dabei alles auf einen Zweikampf zwischen Berlin und Brandenburg hinausläuft. Wir wollen die Verantwortlichen mit unserem Konzept überzeugen.“
Dieses stellt auch eine veränderte Aufgabenverteilung innerhalb des Landes in Aussicht. „Wir können uns sehr gut vorstellen, Potsdam zum Bundesstützpunkt zu machen, wo die Rahmenbedingungen – vor allem wegen besserer Möglichkeiten der dualen Karriere – noch etwas vielversprechender sind als in Frankfurt. Dort würde aber weiterhin eine Förderung über die Sportschule erfolgen, ehe die größten Talente dann nach der zehnten Klasse an Potsdam weiterdelegiert werden.“ Noch diesen oder nächsten Monat rechnet Daniel Keller, der auch Vorsitzender des SV Motor Babelsberg ist, mit einer endgültigen Entscheidung bezüglich der Stützpunktfrage.
Unverständnis bei Potsdamer Judo-Ikone Yvonne Bönisch
Jene Thematik treibt auch Yvonne Bönisch um. Die Potsdamerin war Anfang 2017 wegen der unsicheren Zukunftsperspektive als Trainerin vom Luftschiffhafen nach Israel gewechselt. Anlässlich der Jugendmeisterschaft vom vergangenen Wochenende schickte sie nun eine Nachricht Richtung Otto-Fleck-Schneise 12 in Frankfurt am Main, wo der nationale Judo-Verband im Gebäudekomplex der deutschen Sport-Dachorganisation seinen Sitz hat. Mit einer großen Portion Ironie schrieb die bislang einzige Judo-Olympiasiegerin Deutschlands auf ihrer Facebook-Seite: „Wenn ich mir den Medaillenspiegel der DEM U18 angucke, dann macht die aktuelle Strategie des DJB und DOSB definitiv Sinn. Wer braucht schon erfolgreichen Nachwuchs in Sportdeutschland!?!“ Ganz ernst verkündete sie dann wiederum: „Ein Hoch auf BB!!!“ Also auf Brandenburg.
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