UJKC Potsdam: Nach dem Aus geht der Blick voraus
Der 3:11-Niederlage im Auswärts-Hinkampf folgte nun ein 5:8 zuhause: Der UJKC Potsdam ist im Viertelfinale der Judo-Bundesliga gegen den TSV Großhadern ausgeschieden. Das Ziel - Einzug ins Halbfinale - wurde somit zwar verpasst, aber dennoch ist Präsident Helmar Hentschke zufrieden. Und er sieht viel Potenzial für die Zukunft.
Für ein Kompliment braucht es nicht zwingend Worte. Eine Mannschaftsaufstellung kann auch Anerkennung ausdrücken. „Wenn man sieht, dass Großhadern bei beiden Kämpfen gegen uns seine Bestbesetzung mit mehreren Olympiastartern antreten lässt, dann zeigt das doch, wie groß der Respekt vor uns ist. Und das ehrt uns“, sagte Helmar Hentschke, Präsident des Judo-Bundesligisten UJKC Potsdam, am Samstagabend beim Viertelfinalrückkampf der Potsdamer in der MBS-Arena gegen den TSV Großhadern.
Letztlich war diese Qualität, die der amtierende deutsche Mannschaftsmeister aus München auf die Matte brachte, zu groß für den – seinerseits nicht mit allen Top-Kräften bestückten – UJKC. Nach der 3:11-Auswärtsniederlage vor zwei Wochen folgte nun ein 5:8, bei dem Neil MacDonald (Gewichtklasse bis 60 Kilogramm/zwei Einzelsiege), Robert Kopiske (bis 66), Tim Gramkow (bis 81) und Jan Gosiewski (bis 73) für Potsdam punkteten sowie Tim Schmidt (über 100) ein Unentschieden holte. Somit steht wie vergangenes Jahr das Aus gegen Großhadern in der Runde der letzten Acht zu Buche.
Rio ist vorbei - und Großhadern packt seine Spitzenleute aus
Dass die vor Saisonbeginn ausgegebene Zielstellung – zum vierten Mal nach 2007, 2011 und 2012 ins Liga-Halbfinale vordringen zu wollen – nicht erreicht wurde, hängt stark mit der Konstellation nach der Hauptrunde zusammen. In dieser hatte sich der UJKC mit drei Siegen und einer Niederlage gut präsentiert und hinter Meisterschaftsfavorit Hamburg Platz zwei in der Nordstaffel belegt. Dadurch musste Potsdam im Viertelfinal-Überkreuzvergleich ausgerechnet gegen Titelverteidiger Großhadern ran, der aufgrund der Olympiavorbereitung die Hauptrunde nahezu komplett ohne seine Spitzenjudokas bestritten hatte, so nur den dritten Rang der Südgruppe einnahm und eben zum UJKC-Kontrahenten wurde. „Jetzt ist Rio vorbei und die packen wieder alles aus, was sie haben“, meinte Trainer Mario Schendel. „Im Nachhinein kann man sagen: Dritter in der Vorrunde zu werden, wäre vielleicht tatsächlich besser gewesen.“
Dem Team aus Witten hat diese Position jedenfalls zum Halbfinaleinzug verholfen. Es setzte sich gegen den Süd-Zweiten Leipzig, der nicht so stark eingeschätzt wird wie Großhadern, durch. Eben jenen Semifinalisten Witten hatte der UJKC in der Hauptrunde noch mit 9:5 deutlich in die Schranken gewiesen.
UJKC möchte auch weiterhin stark auf eigenen Nachwuchs setzen
Doch ausschweifend im Konjunktiv über einen anderen Ausgang der Saison zu philosophieren, vermochte Mario Schendel nicht. „So ist das jetzt halt“, zog er stattdessen einen Schlussstrich unter das Bundesligajahr. Eines, mit dem der Verein „absolut zufrieden“ sei, wie Helmar Hentschke urteilte. Und im selben Atemzug richtete der Club-Chef den Blick auch voller Optimismus nach vorne: „Wir haben eine sehr junge Mannschaft, auf deren Potenzial wir in Zukunft setzen. Unsere Leute werden mit jedem Kampf ein Stück erfahrener. Deshalb können wir uns sicher sein, dass wir im nächsten Jahr definitiv nicht schwächer, sondern noch stärker sein werden.“
Auch weiterhin soll also die Bundesliga vor allem eine Bühne für die eigenen am Luftschiffhafen ausgebildeten Talente sein, die herausragende Nachwuchsarbeit des UJKC, wofür er vor wenigen Wochen mit dem „Grünen Band“ auf nationaler Ebene ausgezeichnet worden ist, zur Schau gestellt werden. Punktuell müsse aber natürlich auch extern verstärkt werden, betonte Hentschke: „Nicht alle Gewichtsklassen können wir alleine gut besetzen. Zudem braucht man einen breiten Kader. Es gibt immer Ausfälle, die kompensiert werden müssen.“
Zwei Medaillengewinner der Junioren-EM trumpfen als Gaststarter auf
Doch selbst im Falle der Gaststarter pflegt der Verein von der Havel einen Jugendstil. Am Samstag gegen Großhadern trumpften beispielsweise zwei Kämpfer im schwarzen UJKC-Anzug auf, die erst in der Vorwoche bei der Junioren-Europameisterschaft Medaillen gewonnen hatten. Tim Gramkow aus Hannover holte Bronze und der Schotte Neil MacDonald Silber. „Für mich sind die Kämpfe für Potsdam in der Bundesliga eine super Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln. Ich komme gerne her, um mich mit Top-Gegnern zu messen“, erzählte Leichtgewicht MacDonald, das seit 2015 für den UJKC in der deutschen Judo-Elite-Klasse antritt und dabei sechs Siege in sieben Duellen schaffte. Drei von vier möglichen Punktgewinnen sicherte sich der 19-Jährige im diesjährigen Viertelfinale gegen Großhadern. Dabei gelang es ihm im Hinkampf sogar, Tobias Englmaier – einen deutschen Olympiateilnehmer – zu bezwingen. Genau so verschafft man sich Respekt und erntet Anerkennung.
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