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Das war ein Duell auf Augenhöhe. Turbines Stürmerin Lara Prasinkar (l.) forderte die erfahrene Wolfsburger Abwehrchefin Lena Goeßling über 90 Minuten.
© Jan Kuppert

Turbine Potsdam unterliegt dem VfL Wolfsburg: Im Rahmen der Möglichkeiten

Im Heimspiel gegen den Deutschen Frauenfußball-Meister VfL Wolfsburg musste sich Turbine Potsdam 0:3 geschlagen geben. In der letztlich klaren Niederlage gewann die junge Potsdamer Mannschaft aber die Erkenntnis, dass die Richtung für sie stimmt.

Potsdam - Sie seien noch nicht so weit weg, sinnierte einer über den Abstand zwischen dem VfL Wolfsburg und dem 1. FFC Turbine Potsdam. Der da das Maßband hielt, war kein geringerer als Turbines Trainerlegende Bernd Schröder, der nach 45 Jahren im Amt im Sommer 2016 das Zepter an seinen Nachfolger Matthias Rudolph übergeben hatte und kurz vor dem Top-Spiel der Frauenfußball-Bundesliga im RBB24-Interview meinte, dass mit „Kampf und Ehrgeiz“ der Doublesieger und Liga-Dominator aus Wolfsburg zu schlagen sei. Nach 90 Minuten am Samstagnachmittag illustrierte ein 0:3 (0:1) aus Potsdamer Sicht ganz faktisch den Abstand zwischen dem Traditionsverein von der Havel und dem potenten Klub aus der VW-Autostadt. 

Turbine hält nach frühem Rückstand gut dagegen

Allzu gern erinnerte sich Schröder an Zeiten, in denen der VfL Wolfsburg „schon mit Angst hergekommen ist“. Nun, Angst saß nicht im VfL-Reisebus, aber „wir sind wie jedes Jahr mit viel Respekt angereist“, meinte Wolfsburgs Trainer Stephan Lerch. Denn Turbine sei immer eine Mannschaft, die „einen großen Fight liefert und einem das Leben schwer machen kann“, sagte er. Genau das war auch der Plan von Turbine-Trainer Rudolph. Doch musste er zusehen, wie der nicht einmal zwei Minuten nach Anpfiff durchkreuzt wurde. Sara Björk Gunnarsdóttir durfte unbedrängt aus gut 20 Metern präzise die linke untere Torecke anpeilen und treffen. Keine zwei Minuten später lupfte Pernille Harder den Ball über die herauseilende Turbine-Torhüterin Vanessa Fischer an die Latte.

So konnten die 2032 Zuschauer im Karl-Liebknecht-Stadion von Beginn an den Unterschiede beobachten, die beide Mannschaft beschreiben: Hier der VfL, der mit dem Selbstbewusstsein eines amtierender Doublesiegers und Champions-League-Teilnehmers auftritt und in Sachen Tempo, Balleroberung, Spielaufbau und Chancenproduktion einen hohen Reifegrad hat. Dort eine junge Potsdamer Entwicklungsmannschaft, die mit taktischer Disziplin und Leidenschaft versucht hat, dem Favoriten Paroli zu bieten. „Im Rahmen unserer Möglichkeiten haben wir das gut gemacht“, attestierte Turbine-Trainer Rudolph seiner Mannschaft. Denn trotz des frühen Rückstandes ging sein Matchplan lange Zeit auf, mit einem kompakten Defensivverbund dem schnellen Wolfsburger Angriffsspiel wenig Raum zu geben. Zwar hatten die Potsdamerinnen dadurch selbst kaum Spielanteile, aber „die ganz große Spielkontrolle erhielten wir dadurch nicht“, musste Gäste-Trainer Lerch feststellen. 

Lara Prasnikar vergibt große Chance zum 1:1-Ausgleich

„Wir haben als Team gut verteidigt“, befand Lara Prasnikar, die kurz vor der Halbzeit nach der ersten guten Potsdamer Offensivaktion über Nina Ehegötz und Anna Gasper die beste Turbine-Chance des gesamten Spiels vergab. „Wir hätten ein Tor verdient“, meinte die Stürmerin, die bislang viermal in dieser Saison getroffen hat. Viele Möglichkeiten hatte die Turbine-Elf jedoch nicht, auch wenn sie in der zweiten Hälfte etwas mutiger agierte. Tatsächliche Chancen hingegen hatten die Gäste – allein zwischen der 50. und 60. Minute hätten Ewa Pajor, Ex-Turbine Felicitas Rauch oder Gunnarsdóttir die Wolfsburger Führung ausbauen können. Der VfL-Chancen-Tod nährte die Potsdamer Hoffnung auf den Ausgleich. Schließlich war es in der 75. Minute Pajor, die sich einfach wendiger und zielstrebiger im Zweikampf gegen Potsdams Innenverteidigerin Rahel Kiwic durchsetzte und verdient zum 2:0 für den Meister traf. Das 3:0 für die Gäste, erneut durch Gunnarsdóttir (90.), nannte Prasnikar zu hoch, doch gemessen an der Wolfsburger Chancen-Vielzahl passt das. 

„Bei der individuellen Klasse der Wolfsburgerinnen ist es schwer, in jeder Situation mitzuhalten“, kommentierte Turbine-Kapitänin Sarah Zadrazil später die Momente des Spiels, die den Qualitätsunterschied deutlich machten. Gewonnen hat sie aber die Zuversicht, „dass wir als Mannschaft in eine gute Richtung gehen“. Ähnlich sieht es ihr Trainer: „Gegen Essen in der kommenden Woche müssen wir eine genauso gute Leistung bringen, dann holen wir dort die nächsten drei Punkte“, sagte Rudolph. Gegen den VfL Wolfsburg, der neben seinen nationalen Titelansprüchen auch Erfolge in der Champions League reklamiert, reicht das aktuelle Leistungsvermögen indes nicht aus. Dafür ist der Abstand einfach zu groß.

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