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Die Hälfte des deutschen Kajak-Vierers. Max Lemke (l.) trainiert nun in Potsdam mit seinem Bootspartner Ronald Rauhe.
© Ronald Verch/Verein

Potsdamer Kanu-Neuzugang Max Lemke: Heckmotor des deutschen Flaggschiffes

Der zweifache Kanu-Weltmeister Max Lemke ist nun Potsdamer. Für den Luftschiffhafen hat er sich aus guten Gründen entschieden.

Potsdam - Jürgen Eschert gab sich geheimnisvoll. Als die Potsdamer Kanuikone per Telefonat zu einer Presserunde einlud, auf der ein Neuzugang für seinen KC Potsdam im OSC vorgestellt werden sollte, ließ er sich keine Vorab-Details entlocken. Nur so viel kündigte Eschert an: „Dieser Wechsel wird im deutschen Kanu-Rennsport für Aufsehen sorgen.“ In der Tat: Der junge Paddler, der sich dann beim offiziellen Termin freundlich in der Kanuscheune am Luftschiffhafen als KCP-Neuling präsentierte, ist ein Hochkaräter. Einer mit bereits großen Erfolgen. Und wohl noch größerer Perspektive.

In Mannheim hatte er keine guten Bedingungen mehr

Doppel-Weltmeister Max Lemke ist an den Bundesstützpunkt in der brandenburgischen Landeshauptstadt gewechselt und startet nunmehr auch für den Potsdamer Verein. „Es ist eine sportliche Entscheidung“, sagt der Kajakfahrer, der zuvor in Mannheim lebte und trainierte. Vor drei Jahren war sein Coach Gerd Riffel an Krebs gestorben. Danach wurden trotz vielfacher Bemühungen keine stabilen Rahmenbedingungen mehr am Rhein-Neckar-Standort geschaffen, Lemke arbeitete ohne Trainer und Partner zu Land sowie auf dem Wasser. „Es war klar, dass hinsichtlich der Olympischen Spiele 2020 jetzt eine Veränderung her muss“, erzählt er. Für ihn kam nur ein Schritt in Frage. Auf nach Potsdam, an einen Stützpunkt und zu einem Club, die nicht nur in Deutschland herausragen. Sondern weltweit.

Am Luftschiffhafen, den er bereits bei zahlreichen Nationalmannschaftslehrgängen schätzen gelernt hatte, genießt der 22-Jährige eine optimale Sport-Infrastruktur, steckt hier mit Bundestrainer Arndt Hanisch im täglichen Austausch und kann sich immer in einer starken Trainingsgruppe messen. „Besser kann das Paket nicht sein“, meint der Sportsoldat. Zu seinen dauerhaften Trainingspartnern gehört jetzt unter anderem Felix Frank, der Anfang des Jahres aus Kassel nach Potsdam gewechselt war. Beide betreiben zusammen auch das Unternehmen „Cold Bean“, stellen kaltgepressten Kaffee her und vertreiben ihn.

Ein Rohdiamant, an dem noch viel geschliffen werden kann

So, wie aus der Bohne möglichst der optimale Geschmack extrahiert werden soll, möchte Max Lemke durch den Wechsel an die Havel auch im sportlichen Sinne das Beste aus sich herausholen. Dabei helfen will Ronald Rauhe. Der KCP-Routinier sitzt zusammen mit ihm sowie Max Rendschmidt (Essen) und Tom Liebscher (Dresden) im deutschen Vierer auf der olympischen 500-Meter-Strecke. Das Quartett hält die Weltbestzeit, holte 2017 und 2018 WM-Gold, gewann zuletzt bei widrigen Windverhältnissen Europaspiele-Silber. Lemke, der Jüngste im Boot, sei wie ein Rohdiamant, meint Rauhe, der mit 37 Jahren Älteste des Gespanns. „Max hat ziemlich viel Talent. Man kann noch viel schleifen bei dem Potenzial, das er hat. Physisch und psychisch“, sagt der Olympiasieger. Lemkes Anlagen würden ihn durchaus an sich selbst erinnern. Er sei schnellkräftig, könne das Tempo aber auch über längere Distanzen halten. „Für den 500-Meter-Vierer ist das exzellent.“

Im deutschen Flaggschiff sitzt Max Lemke auf der vierten Position. Er ist der Heckmotor. Viel sehen kann der frühere Junioren- und U23-Weltmeister bei den rasanten Rennen nicht. Schließlich verdecken die Vordermänner ihm nicht bloß durch ihre bulligen Oberkörper die Sicht nach vorne – obendrein sorgen sie auch mit ihren propellerartigen, Wasser aufwühlenden Paddelschlägen dafür, dass er sich hinten in einem kräftigen Schauer wiederfindet. „Das ist schon ein spezielles Erlebnis“, sagt das Kraftpaket schmunzelnd.

Hoffnungen auf Olympiagold 2020 in Tokio

Mit dem selbst forcierten Wechsel nach Potsdam nähert er sich auch seinen familiären Wurzeln. Viele seiner Verwandten leben in Luckenwalde. Sein Vater trainierte dort einst als Ringer der DDR-Nationalmannschaft. Seine Mutter war Schwimmerin an der Potsdamer Sportschule, wurde von Rainer Welke gecoacht, dem Bruder des heutigen KCP-Cheftrainers Ralph Welke. Wenige Jahre vor seiner Geburt zogen seine Eltern dann nach Lampertheim nahe Mannheim. Erst spielte Max Lemke dort Fußball, ehe ihn im Alter von zwölf Jahren ein Freund für den Kanu-Rennsport begeisterte.

Inzwischen zählt er darin zur Weltklasse. Bei der WM Ende August in Ungarn peilt der Youngster mit dem Deutschland-Vierer den Titelhattrick an und möchte damit die Hoffnungen auf Olympiagold 2020 noch stärker nähren. Es wären Medaillengewinne im Männer-Quartett, die dann nicht mehr nur dank Ronald Rauhe auch auf das Potsdamer Konto gehen würden.

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